Köln | Am heutigen Donnerstag, 8. Dezember, ehrt Polizeipräsident Jürgen Mathies insgesamt 16 Helfer für ihr vorbildliches Verhalten. Die 16 Helfer haben Menschen in Not oder in Bedrohungssituationen geholfen und damit Zivilcourage gezeigt, sagt Mathies. Die Ehrung erfolgt in Zusammenhang mit dem Projekt „Hinsehen, handeln, Hilfe holen.“

>>> Fotostrecke: Polizei Köln ehrt 16 Helfer für vorbildliches Verhalten.

16 Helfer wurden heute im Polizeipräsidium Kalk für ihr vorbildliches Verhalten geehrt. Sie bekamen vom Polizeipräsidenten nicht nur eine Urkunde, sondern auch einen Einkaufsgutschein. „Es macht selbstverständlich nicht den Wert der Leistungen aus, den jeder einzelne von ihnen gebracht hat“, betont Mathies bei der Übergabe und ergänzt „An aller erster Stelle steht die eigene Sicherheit. Es ist wichtig, dass sich niemand in Gefahr bringt. Wir sind für jede einzelne Hilfe sehr dankbar.“

Neun Fälle, 16 Helfer

Fall 1: Versuchter Totschlag – Täterfestnahme durch Helferinnen / Helfer – 21. Dezember 2015, 8:05 Uhr 

Die Helferin (54) stieg mit ihrer Tochter (24) am Morgen des 21. Dezember 2015 an der Haltestelle Königsforst in die Stadtbahn der Linie 9 ein. Beide nahmen in einer Vierer-Sitzgruppe nebeneinander Platz und fuhren in Richtung Köln. Im Verlauf der Fahrt setzten sich eine Frau (32) und ein Mann (30) in die Sitzgruppe auf der anderen Seite des Ganges. Die beiden Personen kannten sich offensichtlich nicht und saßen sich schräg gegenüber. Plötzlich schrie die 32-Jährige laut um Hilfe. Der Mann war unvermittelt aufgestanden und schlug wortlos auf die Frau mit einem Zimmermannshammer ein. Zusammen mit ihrer Tochter sprang die Helferin sofort auf. Beide griffen beherzt ein und hielten den Täter fest. Insbesondere die Tochter hinderte ihn daran weiter auf das Opfer einzuschlagen, indem sie den Hammer mit aller Kraft festhielt, als der Täter zu einem erneuten Schlag ausholte. Die Frauen riefen laut: „Helfen Sie uns!“ Zwei Männer (40, 53) unterstützten die helfenden Frauen, indem sie den Hammer aus der Hand des Täters zogen und ihn hinderten die Bahn zu verlassen. Der Zugführer wurde informiert und die Polizei alarmiert. Zwischenzeitlich versorgte die Helferin die am Kopf verletzte Geschädigte. Opfer und Täter kannten sich nicht; offensichtlich hatte sich der Täter von der Frau verfolgt gefühlt und war psychisch verwirrt.

„Wir hatten einen Vorteil: Wir sind geschult von meinem Mann, der selbst Polizist ist“, erklärt die 54-Jährige Helferin bei der heutigen Ehrung.

Fall 2: Versuchter besonders schwerer Fall des Diebstahls aus Büroräumen – Festnahme des Täters durch die Polizei – 11. Feburar 2016, 23:17 Uhr 

Der Helfer (49) war mit seinem Hund in Köln-Marienburg unterwegs, als ihm zwei unbekannte Männer (19, 25) auffielen. Während einer der Männer vor einem Haus stand, kam der andere aus dem Gebäude heraus. Gemeinsam gingen die Männer zum nächsten Haus und kletterten über den dortigen Zaun. Nach kurzer Zeit kamen sie wieder auf die Straße zurück. Der Helfer verfolgte die Verdächtigen unbemerkt, verständigte über Handy die Polizei und gab bis zum Eintreffen der Polizeibeamten Positionsmeldungen durch. Hinzugerufene Polizisten kontrollierten die Verdächtigen. In ihren Taschen fanden die Beamten Einbruchswerkzeug, Drogen, einen Elektroschocker und einen Laptop. Der Computer war wenige Tage zuvor aus einer Kindertagesstätte gestohlen worden. Einer der Männer versuchte zu flüchten, was ihm jedoch nicht gelang. Die Beamten nahmen beide Täter vorläufig fest.

„Aus sicherer Entfernung beobachtete ich die Täter und gab die Informationen weiter an die Polizei. Es war auch ein recht eindrucksvoller Einsatz für mich, da ich durchgehend von dem Einsatzleiter am Telefon gesteuert wurde. Was ich mir allerdings wünschen würde, dass Zeugen und Helfer im Nachhinein ein Feedback von der Polizei erhalten. Man fragt sich nach solchen Ereignissen oft, was im Nachhinein noch passiert ist.

Bei meiner Zeugenaussage vor Gericht, habe ich die zweite Zeugin aus der Kindertagesstätte kennengelernt. Die Dame hatte ein mulmiges Gefühl, vor dem Täter im Gerichtssaal aussagen zu müssen. Es ist nun mal eine sensible Geschichte, dem Täter gegenüber zu stehen. Die Dame hatte Angst vor diesem Moment. Von daher würde ich es Begrüßen, wenn die Polizei auch über solche nachdenken würde um möglicherweise eine Lösung zu finden, Zeugen die vor solchen Momenten angst haben, anonymer zu behandeln“, betont der 49-Jährige Helfer.

Fall 3: Versuchte sexuelle Nötigung – Festnahme des Täters durch die Polizei – 13. Februar 2016, 23:59 Uhr 

Der Helfer (55) ist Taxifahrer und beförderte eine alkoholisierte Frau (58) zur Nachtzeit an die von ihr angegebene Anschrift in Köln-Weidenpesch. Als die Frau das Taxi verließ und in Richtung des Wohnhauses ging, packte sie ein unbekannter Mann, der sich auf dem Gehweg aufgehalten hatte. Die Frau schrie auf und der Taxifahrer hatte den Eindruck, als wolle der Mann die Frau überfallen oder ihr Gewalt antun. Er stieg aus dem Taxi und eilte der Frau zur Hilfe. Der Täter flüchtete. Der Helfer blieb am Tatort, wartete auf die Polizeibeamten und stellte sich als Zeuge zur Verfügung. Die Frau gab bei der Anzeigenaufnahme an, der unbekannte Mann habe sie mit Gewalt festgehalten und gesagt: „Komm mit!“. Alarmierte Polizisten nahmen wenig später in Tatortnähe einen Verdächtigen (27) vorläufig fest.

„Ich habe in diesem Moment einfach reagiert, denn die Frau wirkte sehr schockiert. Daraufhin habe ich die Dame sofort gefragt, ob sie den Mann kennt. Daraufhin verschwand der Täter und ich rufte die Polizei hinzu“, schildert der 55-Jährige Helfer.

„Es ist ein vorbildliches Verhalten, dass ein Taxifahrer darauf achtet, dass seine Fahrgäste wirklich gut zu Hause ankommen“, fügt Matthies hinzu. 

Fall 4: Versuchter Handtaschenraub – Festnahme des Täters durch die Helfer – 2. Januar 2016, 20:30 Uhr 

Die spätere Geschädigte (26) ging vom Bahnhof Mülheim über die Frankfurter Straße in Richtung eines Einkaufcenters. Drei unbekannte Männer verfolgten und bedrängten sie auf ihrem Weg. Einer von ihnen (41) drückte die Frau an eine Hauswand, würgte sie und schlug auf sie ein. Der brutale Täter versuchte der jungen Frau anschließend das Handy und die Handtasche zu entreißen. Die Geschädigte hielt ihre Wertsachen fest, schrie um Hilfe und versuchte, den Räuber durch Tritte abzuwehren. Alle vier Helfer (15, 32, 36, 49) wurden durch die Hilferufe der Frau auf den Vorfall aufmerksam und liefen sofort zum Ort des Geschehens. Als die vier Helfer sich näherten, rannten zwei Räuber weg. Der 41-Jährige zerrte immer noch an der Handtasche der Geschädigten. Die Helfer trennten den Räuber vom Opfer und hielten ihn fest. Als der Täter aggressiv wurde, fixierten drei Helfer den Gewalttätigen auf dem Boden und übergaben ihn wenig später an alarmierte Polizisten.

Fall 5: Besonders schwerer Fall des Diebstahls aus Gaststätte – Festnahme des Täters durch die Polizei -20. Mai 2016, 1:54 Uhr 

Gegen 1.50 Uhr wachte die Helferin (71) durch verdächtige Geräusche im Bereich einer benachbarten Pizzeria an der Rathenaustraße auf. Von ihrem Fenster aus sah sie den Lichtkegel einer Taschenlampe und hörte ein metallisches Geräusch in der Gaststätte. Umgehend wählte die Zeugin den Polizeinotruf 110 und beschrieb dem Beamten ihre Beobachtungen. Kurz darauf eintreffende Polizisten erkannten auf der rückwärtigen Seite der Pizzeria ein offenstehendes Fenster. Auf dem Fensterbrett fanden die Beamten ein Brecheisen. Mit einem Polizeihund suchten sie die Gaststätte ab, fanden aber keine Personen in den Räumen. Als weitere Polizisten einen nahegelegenen Garagenhof durchsuchten, trafen sie auf den Täter (28). Der hatte sich dort in einem Gebüsch versteckt. Die Beamten nahmen den Drogenabhängigen vorläufig fest und brachten ihn zur Vernehmung ins Polizeipräsidium. Erst vier Wochen zuvor war der einschlägig Polizeibekannte wegen Diebstahls zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Fall 6: Besonders schwerer Fall des Diebstahls aus Kraftfahrzeugen – Festnahme der Täter durch Polizei und Helfer – 11. Juli 2016, 7:37 Uhr 

Der Helfer (44) beobachtete zwei Autoknacker (26, 28), die sich an einem geparkten Pkw zu schaffen machten. Einer der Täter brach das Fahrzeug auf und entwendete aus dem Fahrzeuginnenraum eine weiße Tüte und eine Dokumententasche. Sein Komplize stand währenddessen etwas abseits und beobachtete die Umgebung. Der Helfer griff sofort zum Telefon und verständigte die Polizei. Während sich die beiden Täter entfernten, behielt er sie trotzdem im Auge und lotste die hinzugerufenen Beamten zielsicher zu den Dieben. Als die Täter die Polizisten erkannten, versuchte einer von ihnen zu fliehen. Der Helfer brachte ihn geschickt zu Boden und hielt ihn bis zur Übergabe an die Beamten unter Kontrolle. Währenddessen hatten die Polizisten bereits den anderen Autoknacker festgenommen. Durch das zielsichere Vorgehen des Helfers war es möglich, die beiden Täter zu ergreifen und das Diebesgut an die zwischenzeitlich eingetroffene Geschädigte (54) zu übergeben.

Fall 7: Taschendiebstahl / Trickdiebstahl – Festnahme des Täters durch den Helfer – 15. Juli 2016, 6:30 Uhr 

Die Geschädigte (19) war mit Freunden im Hauptbahnhof unterwegs, als sie von einem unbekannten Mann auf Englisch angesprochen wurde. Der Mann wies sie darauf hin, dass ihre Kleidung und ihr Rucksack mit Creme verschmutzt seien und hielt ihr ein Taschentuch hin. Die Geschädigte bedankte sich, trat etwas zur Seite, nahm ihren Rucksack vom Rücken und stellte ihn auf den Boden. Anschließend nahm sie auch ihre kleinere Umhängetasche ab und stellte sie zu dem Rucksack. Plötzlich tauchte der vermeintlich „hilfsbereite“ Mann wieder auf, griff die Umhängetasche vom Boden und rannte mit seiner Beute davon. Die Geschädigte schrie und verfolgte den Täter. Als sie sah, dass der Täter ihre Tasche auf der Flucht wegwarf, stoppte sie und nahm ihr Eigentum wieder an sich. Der Helfer hatte die Rufe der Geschädigten gehört und die Situation sofort richtig eingeschätzt. Obwohl er den Diebstahl nicht beobachtet hatte, verfolgte er den flüchtenden Dieb und hielt ihn fest, nachdem der im Bereich eines Treppenabgangs gestürzt war. Darüber hinaus stellte sich der Helfer als Zeuge zur Verfügung.

Fall 8: Versuchter Tageswohnungseinbruch – Festnahme des Täters durch die Polizei und Zuordnung einer Vielzahl anderer Taten, 17. Juli 2016, 16:03 Uhr  

Während sich ein Ehepaar (39, 42) aus Leverkusen im Urlaub befand, versuchten Einbrecher (19, 51) gewaltsam in deren Wohnung einzusteigen. Eine im Terrassenbereich installierte Überwachungskamera filmte die Täter dabei. Automatisch erhielten die Geschädigten am Urlaubsort eine Alarmmeldung des Kamerasystems auf ihr Handy. Daraufhin kontaktierten sie ihren Freund (41), der dann als Helfer, unmittelbar die Polizei verständigte. Die eingesetzten Polizeibeamten trafen noch am Tatort auf die Einbrecher und nahmen sie fest.

Polizeipräsident Mathies berichtet, dass im Zuge der nachfolgenden Ermittlungen, Kriminalpolizisten einem Festgenommenen durch einen DNA-Abgleich nachweisen konnten, für 27 weitere Wohnungseinbrüche im Bereich Leverkusen verantwortlich zu sein.

Fall 9: Handtaschenraub – Täter flüchtig – Beuterückgabe – 25. Juli 2016, 18:45 Uhr 

Ende Juli waren die beiden Helfer (35 m, 41 w) unabhängig voneinander jeweils mit ihren Autos in der Innenstadt unterwegs. Beide warteten an einer Rotlicht zeigenden Ampel an der Agrippastraße Ecke Nord-Süd-Fahrt. Es war heiß und somit hatten beide Autofahrer die Seitenfenster geöffnet. Plötzlich waren die lauten Hilfeschreie einer Frau zu hören. Diese Schreie stammten von einer Seniorin (80), die gerade Opfer eines Raubes wurde. Die Geschädigte ist auf einen Rollator angewiesen und kam vom Lebensmittelgeschäft. Während sie die Einkäufe im Rollator lagerte, trug sie ihre Handtasche über dem rechten Arm. Vor der Haustür suchte sie in der Handtasche nach dem Hausschlüssel, als ihr von hinten ein unbekannter Mann die Tasche gewaltsam entriss und die Dame dabei verletzte. Mit seiner Beute rannte der Täter weg. Die Helferin rief einem Passanten zu, er solle die Polizei verständigen und nahm anschließend in ihrem Pkw die Verfolgung auf. Als sie den Täter aus den Augen verlor, fuhr sie zurück und kümmerte sich um die Geschädigte bis die alarmierten Polizisten eintrafen. Der Helfer nahm ebenfalls sofort die Verfolgung des Täters auf. Dank seines Geländewagens konnte er ihm gut durch die Straßen folgen. Zudem fiel ihm der auffällige Gang des Täters auf. Mehrfach schrie Herr Schürmann den Täter durch das geöffnete Autofenster an, er solle die Tasche zurückgeben, bis der Täter die Tasche schließlich durch die Fensteröffnung in das Auto warf. Dem Täter gelang zwar die Flucht, jedoch bekam die Seniorin ihr gesamtes Eigentum zurück.

„Ich bin mit meinem Wagen links abgebogen, wo ich nicht hätte abbiegen dürfen. Wir sind dem Täter beide mit unseren Autos hinterher gefahren. Es hatte schon was von einem Kölner Tatort Team, aber als ich die Seniorin mit ihrer Schnittwunde von dem Überfall sah habe ich mir nur gedacht ‚Den lässt du nicht entkommen’“, sagt der 35-Jährige Helfer. 

Autor: Irem Barlin