Köln | Kaum ist die Notunterbringung von Flüchtlingen in einer Turnhalle des Schulzentrums Weiden wieder aufgelöst, steht eine nächste Unterbringung in einer solchen Halle bevor. Diesmal sind mehrere Wochen hiefür eingeplant. Für insgesamt 90 Flüchtlinge soll laut Stadt eine von zwei Turnhallen in Seeberg im Stadtbezirk Chorweiler Platz bieten. Mit Beginn der kommenden Woche könnten bereits die ersten Menschen dort untergebracht werden.

Bevorstehende Zuweisung weiterer Flüchtlinge machten diese Lösung notwendig, so Kölns Sozialdezernentin Henriette Reker. Am Freitag habe man sich das Gebäude gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz, das auch hier die Versorgung und Verpflegung der Flüchtlinge übernehmen soll, angesehen.

In einer der beiden Hallen sollen durch Stellwände provisorisch Kojen eingerichtet werden, in der vier bis maximal sechs Personen zusammen untergebracht werden sollen. Die Stellwände sollen ein Mindestmaß an Privatsphäre herstellen.

Da die Anlage für die Anzahl der unterzubringenden Menschen über keine ausreichenden sanitären Einrichtungen verfügt, soll vor dem Hallenkomplex eine Sammeleinrichtung in Containern entstehen, die die nötigen Sanitär-Einrichtungen bieten und in der auch die Essensausgabe stattfinden soll.

Diese Art der Unterbringung könne „nicht die Maßgabe“ sein, so Reker, nicht für die Untergebrachten noch für die Schüler und Vereine, die dort bisher trainierten. Es sei eine vorübergehende Lösung, wenn auch davon auszugehen sei, dass sie für mehrere Wochen bestehen werde. Derzeit würde nach Alternativlösungen gesucht. So werde auch geprüft, ob eine weitere Belegung eines Hotelbetriebes in Frage komme, so Reker.

Aktuell zählt die Stadt 5.330 in Köln untergebrachte Flüchtlinge, verteilt auf aktuell 68 Einrichtungen. Alleine 611 Menschen leben derzeit in der Notaufnahmeeinrichtung Herkulesstraße. In zwei weiteren Notaufnahmeeinrichtungen sind insgesamt rund 400 Flüchtlinge untergebracht, weitere 76 Flüchtlinge befinden sich in einer Einrichtung in Köln-Riehl. 1.866 Flüchtlinge beherbergt die Stadt in 27 Hotelbetrieben, 2.375 in Wohnungen, verteilt auf 37 Wohnhäuser (Stand: 27.01.2015; Quelle: Stadt Köln). Rein rechnerisch könnten Köln derzeit noch 574 weitere Flüchtlinge zugewiesen werden, erst dann wäre die Zuweisungsquote für die Millionenstadt gedeckt. Diese Quote bemesse zum einen an der Größe der jeweiligen Kommune, zum anderen an der Anzahl der durch das Land auf die Kommunen zuzuweisenden Flüchtlinge, so Reker.

Seit Januar 2014 hat das Sozialdezernat der Stadt über 1.300 neue Plätze geschaffen. Bis Ende März sollen rund 500 weitere folgen. Angesicht der durchschnittlich 300 neu ankommenden Flüchtlinge pro Monat, die das Sozialdezernat derzeit prognostiziert, könnten somit in nächster Zeit noch häufiger Notunterbringungen wie in der Seeberger Turnhalle notwendig werden.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Kölns Sozialdezernentin Henriette Reker rechnet mit durchschnittlich 300 neu ankommenden Flüchtlingen pro Monat.