Köln | Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Soldaten die Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Seit 1996 ist dieser Tag der offizielle, internationale Gedenktag an die Opfer des Holocaust. Anlässlich des Gedenktages zeigt das NS-Dokumentationszentrum in Köln noch bis zum 5. Februar eine Ausstellung von Schülern aus Köln und der Umgebung. NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann reist anlässlich des Gedenktages nach Israel.

NS-Dok Köln zeigt Ausstellung von Schülern

Anlässlich des Gedenktages zeigt das NS-Dokumentationszentrum in Köln noch bis zum 5. Februar eine Ausstellung von Schülern aus Köln und der Umgebung. Der Kölner Jugend- und Schülergedenktag erinnert an den 27. Januar 1945, an dem sowjetische Soldaten die Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreiten. 1996 hatte der damalige Bundespräsident und kürzlich verstorbene Roman Herzog dieses Datum zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus erklärt. Er rief Schüler und Jugendliche dazu auf, sich mit dem Thema NS-Herrschaft auseinanderzusetzen. Kölner Schulen beteiligen sich seit 1998 unter dem Motto „Erinnern – eine Brücke in die Zukunft“ an diesem Gedenktag. Das Kölner Konzept, junge Menschen selbst zu eigenen Projekten anzuregen und diese dann öffentlich zu präsentieren, ist einzigartig in der Bundesrepublik.
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NRS-Schulministiern reist nach Israel

Anlässlich des offiziellen Internationalen Gedenktags an die Opfer des Holocaust reist Schulministerin Sylvia Löhrmann vom 25. Januar bis zum 29. Januar 2017 nach Israel. Dort trifft die Ministerin mit Schülern aus vier NRW-Schulen sowie einer Studierendengruppe zusammen und wird mit ihnen gemeinsam der Opfer des Nationalsozialismus gedenken. Im Mittelpunkt der Reise stehen der Besuch der bedeutenden Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem und die Teilnahme an den dortigen offiziellen Gedenkfeierlichkeiten, in deren Verlauf Ministerin Löhrmann auch einen Kranz niederlegen wird. Neben Jerusalem sind Tel Aviv, Bethlehem und Neve Shalom weitere Stationen dieser Reise. „Erinnerungskultur ist besonders in unsicheren Zeiten ein wichtiger Anker, der uns Halt gibt und Haltung verleiht. Die kritische Auseinandersetzung mit den Erfahrungen von Diktatur, Krieg und Rassismus ist eine Voraussetzung für den Erhalt von Frieden und Demokratie in der Gegenwart“, betonte Löhrmann.

Stimmen zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus

„Voll Trauer und Scham gedenken wir den Millionen Opfern. Wir werden das Leid, das ihnen in deutschem Namen zugefügt wurde, niemals vergessen. Und wir treten allen entschieden entgegen, die diese Verbrechen relativieren oder verleugnen“, sagte der Generalsekretär der CDU Deutschland, Dr. Peter Tauber. „Freiheit, Menschenrechte, Rechtsstaat und Demokratie sind für uns heute eine Selbstverständlichkeit. Doch das ist es eben nicht. Es muss jeden aufrütteln und zum Widerspruch veranlassen, wenn Populisten und Extremisten die historische Verantwortung Deutschlands in Frage stellen. Es darf nicht unwidersprochen bleiben, wenn unsere demokratischen und grundgesetzlich verankerten Werte verächtlich gemacht werden. Es kann nicht akzeptiert werden, dass ein respektloser und sprachlich verrohter Umgang in der politischen Auseinandersetzung um sich greift und zu Ausgrenzung und Hetze aufgerufen wird. Alle Demokraten sind aufgerufen, unsere Demokratie, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Achtung der Menschenwürde immer wieder aufs Neue entschieden zu verteidigen. Auch daran erinnert uns der 27. Januar“, so Tauber weiter.

Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/ Die Grünen: „Aus den schrecklichen Verbrechen des Zweiten Weltkrieges haben Deutschland und Europa gelernt. Die Menschen- und Bürgerrechte sind in den Verfassungen verankert. Presse- und Meinungsfreiheit sind für unsere parlamentarische Demokratie ein hohes Gut. Gerade in einer Zeit, in der der Rechtspopulismus erstarkt, ist es umso entscheidender, dass wir als Demokratinnen und Demokraten die zivilisatorischen Errungenschaften unserer Zeit verteidigen. Dass wir das europäische Friedensprojekt wertschätzen und es nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Auch die derzeitige gesellschaftlichen Debatte führt uns deutlich vor Augen, wie wichtig es ist, dass es die Verantwortung aller Demokratinnen und Demokraten ist, sich gegen rassistische und menschenfeindliche Parolen zu stellen und sich dieses Menschheitsverbrechens aktiv zu erinnern. Es ist auch der Tag der Erinnerung an die NS-„Euthanasie“-Opfer, an Zwangssterilisationen und grausamste Verbrechen an Menschen mit Behinderungen. Ausgrenzung und Stigmatisierung von Minderheiten müssen entschieden bekämpft werden. Niemand darf wegen Geschlecht, Hautfarbe oder Herkunft diskriminiert, niemand wegen seiner sexuellen Orientierung oder Religionszugehörigkeit ausgeschlossen werden.“

Bei der heutigen Gedenkstunde in Berlin sollen erstmals die „Euthanasie“-Opfer im Mittelpunkt stehen „Noch immer sind nicht alle Namen der Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde bekannt. Dies muss sich ändern“, betont der Landesvorsitzende der Lebenshilfe NRW, Uwe Schummer MdB. Die Lebenshilfe NRW will Gründungsmitglied des „Förderkreis T4“ werden. Der Förderkreis T4 will „die Erinnerung an die Ermordung von insbesondere als „psychisch krank“ und als „geistig behindert“ definierten Menschen und an die Opfer der Zwangssterilisationen in der Zeit der Herrschaft des Nationalsozialismus zur Förderung demokratischer Gesinnung und Menschenrechtsbildung beitragen“ heißt es in der Satzung. Außerdem möchte er Forschung zu „Euthanasie“-Morden unterstützen und kritische Diskurse auf dem Feld aktueller medizinethischer Debatten fördern.

Autor: co
Foto: Schüler der Grundschule Alte Wipperfürther Straße aus Köln-Buchheim in der Ausstellung im NS-Dok anlässlich des Gedenktages