Köln | aktualisiert Im Internet feiert der „Kölner Lesben- und Schwulentag e.V.“ (KluST) noch den von ihm organisierten „überwältigenden 25. CSD“ vom Vorjahr. Doch kein Wort zur Insolvenz, die jetzt angemeldet wurde. Also keine „Christopher Street Demonstration“ in diesem Jahr? Doch, sagt die Kölner Community und will die Parade retten, denn: „Sie war politisch noch nie so wichtig wie heute!“. Dabei hofft die Community auch auf die finanzielle Unterstützung durch die Stadt Köln. Ein Sprecher der Stadt erklärte gegenüber report-K jedoch, dass bislang noch kein Zuschuss beantragt worden sei. Die finanzielle Förderung einer Demonstration, und als solche wird die CSD Parade angemeldet, sei grundsätzlich zudem nicht möglich.

Schon als im vorigen Dezember die Insolvenz in der Luft lag, hatten sich Beate Blatz, Geschäftsführerin der Senioren-Interessenvertretung rubicon, und Michael Schuhmacher, Geschäftsführer der Kölner Aids-Hilfe, in der Szene umgehört und erste Gespräche mit „erfahrenen“ Einzelpersonen und anderen Vereinen wie den „Wirtschaftsweibern“ geführt. Unterstützt wurden sie von Patrik Maas, Geschäftsführer der Aids-Hilfe NRW. Ihr Fazit: „Alle wollen den CSD und das begleitende Straßenfest sichern. Sie sind Eckpunkte für die Kölner Community“.

Wie das gehen soll, stellten sie am gestrigen Dienstagabend vor, alles noch ein bisschen vage und unter Zeitdruck. Denn der Termin für CSD 2017 steht schon seit langem fest: 7. bis 9. Juli 2017. Große Hoffnung wird jetzt auf das Ehrenamt gesetzt. Mit Markus Danuser, in der Vergangenheit Klust-Vorstandsmitglied, und Sabine Arnolds, ebenfalls lange im Klust-Vorstand und „gut vernetzte Kommunikationsfrau“, wurden zwei engagierte und erfahrene Personen gefunden, die die ersten erforderlichen Schritte einleiten sollen.

Community hofft auf Unterstützung durch Stadt

Entscheidend sind danach die nächsten zwei Wochen. Es muss eine Organisationsstruktur gefunden werden – auf Klust-Strukturen und -Mittel kann nicht zurückgegriffen werden –, ein verantwortlicher Veranstalter und ein „Startkapital“ von etwa 20.000 Euro. Hier hofft man auf die kurzfristige Hilfe der Stadt, schließlich sei der CSD nicht nur wichtig für das Image der Stadt, sondern mit einer Million Besucher auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Es ist eine komplexe Aufgabe. Zwar könne man zum CSD auch als „einfacher“ politischer Demonstration aufrufen, doch Teilnehmer und Besucher müssten unterhalten, untergebracht und verköstigt werden. Dazu sei das begleitende Straßenfest nötig, auch um die erforderlichen Kosten zu erwirtschaften. Wie es mit dem CSD nach 2017 weitergehe, müsse später geklärt werden.

Gespräche wurden auch schon mit bisherigen Partnern des CSD wie den Altstadtwirten geführt. Seit 15 Jahren organisiert der Unternehmer Hans Flock für den CSD die Technik, er hat schon ein finanzielles Entgegenkommen angedeutet, kritisiert aber gleichzeitig die bisherigen Organisatoren: Zu viele personelle Wechsel, zu viel Unerfahrenheit, zu viele nicht umsetzbare Vorschläge.

Insolvenz: plötzlich, aber nicht unerwartet

Der Klust wurde 1991 als politische und soziale Interessenvertretung gegründet. Der Nicht-Community ist er vor allem als Organisator des „Cologne Pride“ (eine 14-tägige Veranstaltungsreihe rund um den CSD) und des eigentlichen CSD mit Straßenfest bekannt. Die Entscheidung zur Anmeldung der Insolvenz kam bei einem Gespräch am Montagabend – plötzlich, aber nicht ganz unerwartet und war „unabwendbar“, so Danuser. Er gehörte auch dem Lenkungsgremium an, das die Mitgliederversammlung dem Klust-Vorstand im Dezember beigeordnet hatte. Er sollte die Vorwürfe und Gerüchte klären, die im Umlauf waren. Danach sollen 50.000 Euro Rücklage restlos aufgebraucht worden sein, ein ehrenamtliches Vorstandsmitglied sich bereichert haben, Sponsorengelder nicht vollständig dem Verein zugute gekommen sein.

Eine offizielle Begründung für den Insolvenz-Antrag des Klust gab es bislang noch nicht, die Mitglieder sollen per E-Mail von der Insolvenz unterrichtet worden sein.

Stadt Köln: Finanzielle Förderung für eine Demonstration ist nicht möglich

Um den CSD 2017 in Köln stattfinden zu lassen, hofft die Kölner Community auch auf die Unterstützung der Stadt Köln. Auf Nachfragen von report-K erklärte dazu nun Gregor Timmer, Sprecher der Stadt: „Die Stadtverwaltung wurde durch die Mitteilung, dass der Kölner Lesben- und Schwulentag (KLuST e.V.) ein Insolvenzverfahren beantragt hat, überrascht. Bisher ist niemand an die Stadtverwaltung herangetreten, um einen Zuschuss zu beantragen. Zunächst einmal gilt es, die aktuelle Lage zu klären. Dazu ist ein Gespräch notwendig. Über eine finanzielle Förderung müsste die Politik entscheiden. Eine finanzielle Förderung für eine Demonstration ist grundsätzlich nicht möglich.“

<LITERAL>Stadt Köln: Finanzielle Förderung für eine Demonstration ist nicht möglichUm den CSD 2017 in Köln stattfinden zu lassen, hofft die Kölner Community auch auf die Unterstützung der Stadt Köln. Auf Nachfragen von report-K erklärte dazu nun Gregor Timmer, Sprecher der Stadt: „Die Stadtverwaltung wurde durch die Mitteilung, dass der Kölner Lesben- und Schwulentag (KLuST e.V.) ein Insolvenzverfahren beantragt hat, überrascht. Bisher ist niemand an die Stadtverwaltung herangetreten, um einen Zuschuss zu beantragen. Zunächst einmal gilt es, die aktuelle Lage zu klären. Dazu ist ein Gespräch notwendig. Über eine finanzielle Förderung müsste die Politik entscheiden. Eine finanzielle Förderung für eine Demonstration ist grundsätzlich nicht möglich.“</LITERAL>

Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Ein Quartett will den Kölner CSD retten und sucht Helfer: Michael Schuhmacher, Beate Blatz, Sabine Arnolds und Markus Danuser (v.l.).