Köln | Kölns Architektur-Szene hat in diesem Jahr Grund zu feiern: Seit 50 Jahren gibt es den „kap“, den „Kölner Architekturpreis“. Wer ihn erhält, hat gute Chancen, auch bundesweit ausgezeichnet zu werden. Im September wird er zum 13. Mal verliehen. Eine Veranstaltungsreihe im Domforum hinterfragt, ob man mit dem Preis immer richtig lag und was aus den Preisträgern wurde.

„Wir wollen das öffentliche Bewusstsein für Baukultur und die kulturelle Bedeutung von Planen und Bauen schärfen“, erklärt kap-Vorsitzender Sven Severin, das Ziel des Preises. Der zeichnet nicht nur Vorhaben aus, die mit viel Geld umgesetzt wurden. 250 Häuser und Freiluftanlagen erhielten seit 1967 den kap. Bei der ersten Preisverleihung waren es gleich 80 Gebäude: eine erste Bilanz der Kölner Bautätigkeit nach Kriegsende. Somit sind die Feiern in diesem Jahr gleichzeitig Anlass, auf 70 Jahre Bauen zurückzublicken.

Dem kap folgen oft eine weitere Preise auf Landes- und Bundesebene

Zu den ausgezeichneten Bauten gehören unter anderem das Klöckner-Humboldt-Deutz-Hochhaus an der Messe, die Sporthochschule und die Kölner Brücken, Gürzenich, Oper und Gürzenich (alle 1967), die Bundesgartenschau-Schirme (1971) das Quartier an Groß St. Martin (1980), die Stollwerck-Wohnbebauung (1985), der Olivandenhof (2000), die offene Ganztagsgrundschule Buschfeldstraße (2010), der L.-Fritz-Gruber-Platz und die Wohnbebauung für die Baugruppe „Baufreunde“ auf dem ehemaligen Kinderheimgelände in Köln-Sülz (beide 2014). Das Kolumba-Museum (2010) erhielt ein Jahr später den Architekturpreis NRW, drei Jahre später den Hauptpreis „Große Nike“ des Bundes deutscher Architekten.

Für Kölns Planungsdezernent Franz-Josef Höing ist der kap ein Barometer für die Qualität der Baukunst in Köln, zumal er sich auch den „Schwarzbrotaufgaben“ wie dem Siedlungsbau widmet. Er mahne, nicht nur auf Quantität, sondern eben auch auf Qualität zu achten. Da gebe es trotz vieler guter Beispiele durchaus noch Luft nach oben.

Der Kölner Preis ist einer der ältesten und umfassendsten in Deutschland

Im Feld der inzwischen fast unzähligen Architekturpreise ist der Kölner einer der ältesten. Und der mit dem breitesten Spektrum: Kirchen können ihn erhalten, öffentliche Gebäude, Geschäftshäuser, Verwaltungsgebäude, Freianlagen, Tankstellen, Privathäuser, Siedlungen. Vor allem: Er gilt sowohl den Architekten wie den Bauherren. Geld gibt es nicht, nur eine Plakette, die am Haus angebracht werden kann. Sie zeigt – ungewollte Selbstironie? – einen Architekten, der etwas erschöpft über seinen Entwürfen zusammengebrochen scheint.

Über die Preisträger entscheidet eine fünfköpfige Jury, deren Mitglieder nicht aus Köln kommen dürfen. Aktuell gehören ihr drei Architekten aus München, Berlin und Rotterdam an, ein Journalist aus München und die Foto-Künstlerin Candida Höfer. Im Schnitt gibt es 100 Bewerbungen (auch aus dem Umland), in diesem Jahr können sie vom 1. März bis zum 14. Juli eingereicht werden. Die Bekanntgabe der Gewinner erfolgt bei der Preisverleihung am 22. September im Kunstverein, der eine kleine Ausstellung angeschlossen wird. Jeweils fünf oder sechs Preise gibt es, dazu noch Anerkennungen.

Eine Vortragsreihe im Domforum bilanziert die Wirkung des Architekturpreises

Getragen wird der kap gleich von vier Organisationen: Dem BDA Köln (Bund deutscher Architekten), de Kölnischen Kunstverein, dem Deutschen Werkbund NW und dem Architekturforum Rheinland. Letzteres ist auch Veranstalter der Vortragsreihe, die am kommenden Montag (13. Februar, 19:30 Uhr) mit einem Überblick – Titel: „Bilanz der Bilanzen“ – beginnt.

Es folgen im Monatsabstand bis zum Sommer drei weitere Vorträge, in denen unter anderem nachgefragt wird, was aus einzelnen Preisträgern geworden ist. Viele stehen inzwischen unter Denkmalschutz (zum Beispiel die Oper oder das britische Kulturzentrum „Die Brücke“, beide von Wilhelm Riphahn. Andere wurden abgerissen, weil sie nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen wie aktuell die Tankstelle an der Cäcilienstraße. Nach dem Sommer werden einzelne Preisträger vorgestellt.

Informationen: www.koelnerarchitekturpreis.de, www.architektur-forum-rheinland.de


Foto: ehu | Das Kolumba-Museum – entworfen von Peter Zumthor – erhielt nach dem Kölner Architekturpreis 2010 auch die „Große Nike des Bundes deutscher Architekten.

Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: kap-Vorsitzender Sven Severin zeigt die Platte, die die Gewinner des Kölner Architekturpreises erhalten.