Alexander Zimmermann und sein Team präsentieren im Rahmen einer internationalen Konferenz die antike Waffentechnik.

Köln | Ein Schulreferat über die Römer in Baden-Württemberg war für Alexander Zimmermann die Initialzündung für sein Interesse an der Antike. Nach der Schule richtet sich das Interesse zunächst in Richtung Luft- und Raumfahrt – doch der Schwabe bleibt am Boden und macht eine Ausbildung als Schmied. Es dauert nicht lange, bis er sein erstes Kettenhemd selbst anfertigt, auch Schwerter und andere Waffen folgen.

„Das ist eine einzigartige Möglichkeit, Geschichte zu begreifen und sie zu vermitteln“, sagt Zimmermann von der Legio VIII, der am Samstag im Rahmen einer Konferenz zur römischen Militärausrüstung an der Kölner Uni ganz praktisch zeigt, wie Katapulte und Armbrüste in der Antike funktioniert haben. Ansonsten kommt er auch an Schulen oder tritt bei Römerfesten wie in Xanten auf.

„Vor dem Bau solcher Waffen steht eine sehr lange Recherche, bei der man Bruchstücke aus Ausgrabungen, Schriftzeugnisse und Abbildungen zu einem Ganzen zusammenfügen muss. Besonders spannend sind Museumsbesuche, bei denen sich Vitrinen und Archive öffnen und wir auch mal die Rückseite von Exponaten sehen können. Der Bau eines Katapults dauert dann noch einmal etwa 150 bis 200 Arbeitsstunden“, sagt der Mann im Kostüm eines römischen Legionärs, der aus der Nähe von Tübingen nach Köln gekommen ist.


Alexander Zimmerman mit einem Armeehelm aus Metall

Römische Katapulte zählen zu den Spitzenprodukten antiker Waffentechnologie. Mit diesen Geschützen war die römische Armee in der Lage, Geschossbolzen oder Steinkugeln über mehrere hundert Meter hinweg zu verschießen; dies mit einer ungeheuren Wucht und Durchschlagskraft. Davon zeugt ein Armeehelm aus Metall, der von den vielen Einschusslöchern durchsiebt ist. „Wir haben einen unserer Holzpfeile mit ihren Metallspitzen bei Versuchen 240 Meter weit geschossen, wirklich effektiv waren diese aber nur bis etwa 100 Meter. Meist war die Distanz bei den Feldschlachten noch deutlich kürzer“, erklärt Zimmermann.

Seine praktische Vorführung ergänzt einen Vortrag über die neuesten Erkenntnisse über die Funktionsweise bei dieser Waffentechnik: „Es ist spannend, wenn unsere theoretischen Erkenntnisse als Wissenschaftler praktisch umgesetzt werden. Die Schnittstelle zwischen den Profis und den Amateuren ist für die Forschung von großer Bedeutung“, sagt Professor Eckhard Deschler-Erb vom Archäologischen Institut der Uni Köln. Bei dem von ihm geleiteten Kongress sind 150 Teilnehmer aus 19 Ländern zu Gast, darunter auch ein Wissenschaftler aus Neuseeland.

Um die 50 Kilo schweren Katapulte bedienen zu können, braucht es drei Mann. Es gab aber auch bis zu einer Tonne schwere Geschütze, die mit ihren Steinkugeln bei Belagerungen zum Einsatz kamen. Handlicher sind hocheffektive Varianten der Armbrust, die als acht bis neun Kilo schwere Handwaffen von einem Legionär bedient werden konnten. Eine davon wurde bei Xanten von einem Kiesbagger in einem Gewässer entdeckt und konnte von Zimmermann und seinem Team funktionsfähig rekonstruiert werden. „Der Legionär, dem diese teure Waffe ins Wasser gefallen ist, wird sich mächtig geärgert haben, das gab Stress mit den Vorgesetzten und die Waffe musste für viel Geld ersetzt werden.“

Was die Trefferquote der großen Katapulte angeht, war es nicht leicht, wirksam und effektiv den Gegner zu treffen. So mancher Schuss ging wie auch bei der Vorführung auf der Uniwiese am Hauptgebäude am Ziel vorbei. Dafür konnten etwa zwölf Pfeile in der Minute abgeschossen werden. Gespannt wurde das Katapult mit Seilen aus Rosshaar, Stiersehnen oder auch mit Frauenhaar, das gespendet wurde, um die Soldaten zu unterstützen.

Das Wissen zum Bau stammt aus Funden aus Frankreich und Italien. Eingesetzt wurden die Geschütze zwischen 40 und 120 n. Chr. Dabei zeigt sich auch, wie sich die Waffentechnik der Römer weiterentwickelt hat. „Eigentlich waren die Römer da etwas faul. Sie haben Erfindungen von anderen übernommen, dann aber deutlich vorangebracht. Deshalb war die Armee über Jahrhunderte unbesiegbar“, erklärt Zimmermann.

Autor: Von Stephan Eppinger