Köln | Mit allen Mitteln wollen die Verantwortlichen in Köln in der kommenden Silvesternacht schreckliche Szenen wie im Vorjahr verhindern. Dafür sieht man sich wenige Tage vor dem Jahreswechsel gut vorbereitet, wie Stadt und Polizei bei einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt gaben. Wegen des Anschlags auf einen Weihnachtsmarkt in Berlin wurden die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal verschärft. Im Polizeipräsidium gab man Medienvertretern auch Einblicke in die ausgeweitete Videoüberwachung am Hauptbahnhof und Dom. Ein Arzt des polizeiärztlichen Dienstes gibt Einblicke in die Vorbereitung auf das Großereignis.

Nach den massenhaften sexuellen Übergriffen in der vergangenen Silvesternacht steht in Köln das Sicherheitskonzept für den bevorstehenden Jahreswechsel. Kleinere Anpassungen habe es zuletzt noch nach dem Anschlag von Berlin gegeben, sagte Polizeipräsident Jürgen Mathies. So soll es mehr Straßensperren in weiteren Bereich als bislang vorgesehen geben. „Es wird uns darum gehen, dass wir zum Schutz der vielen Menschen, die friedlich feiern wollen, sehr konsequent bei Gefahrensituationen und Störungen einschreiten werden“, zeigt Mathies sich mit den Vorbereitungen der Polizei zufrieden. Insgesamt wird werden laut Polizei 34 Betonsperren auf den Straßen in Position gebracht.

Die Polizei will in der Silvesternacht allein in der Kölner City mit mehr als 1500 Beamten im Einsatz sein – das sind etwa zehn Mal so viele wie vor einem Jahr. 300 Beamte werden in Dreierteams auf Streife sein und sind durch Leuchtwesten gut erkennbar. Das Sicherheitskonzept, zu dem auch mehr Videoüberwachung und Brückensperren gehören, ist vor allem eine Reaktion auf die Ereignisse an Silvester 2015 im Bereich rund um den Hauptbahnhof und die Domplatte, die weltweit für Schlagzeilen sorgten.

Auch bei der Bundespolizei sind mehr Beamte im Einsatz. Man verfüge bei kritischen Situationen auch über eine Interventionseinheit, die im Notfall per Hubschrauber zu ihrem Einsatzort gebracht wird, heißt es von der Bundespolizei. Besser bewacht werden auch die Züge und Bahnhöfe.

Im Polizeipräsidium laufen in den Räumen der Wache Kalk derzeit sämtliche der Bilder ein, welche die neu am Bahnhofsvorplatz installierten acht Kameras live aufnehmen. Insgesamt sind diese an zwei Masten angebracht und zeigen den Vorplatz und die Freitreppe vor dem Dom in einem 180-Grad-Winkel. Die Kameras liefern Einzelbilder, die zu einem großen Bild zusammengefügt werden. Per Joystick können einzelne Bereiche ausgewählt und herangezoomt werden. Bei Bedarf werden Bilder ausgedruckt und sind dank eines Wasserzeichens auch gerichtsverwertbar.

Die Bilder sind hochauflösend und ermöglichen den Blick auch auf Details. Auch nachts sind laut Polizei hochqualitative Aufnahmen ohne Fremdlicht bis zu einer Lichtleistung von einem Lux möglich. Um die Qualität zu erhalten, kann auch auf Schwarz-Weiß-Aufnahmen umgeschaltet werden. Dann sind die Aufnahmen weniger verpixelt.

Mit der neuen Technik erhofft sich die Polizei durch die Live-Überwachung schneller auf Gefahrensituationen reagieren zu können. Außerdem können die Aufnahmen bei nachträglichen Anzeigen von Straftaten ausgewertet werden, um Täter zu identifizieren und Delikte aufzuklären. Im Betrieb sind die Kameras sonntags bis donnerstags von 10 bis 1 Uhr, am Wochenende sowie vor Feiertagen von 12 bis 2 Uhr. Bei besonderen Ereignissen wie Silvester können die Betriebszeiten entsprechend angepasst werden. Gespeichert werden die Aufnahmen entsprechend der geltenden Rechtslage bis zu 14 Tage. Werden diese als Beweismittel bei Straftaten eingesetzt, verlängert sich die Speicherzeit.

Sind die Installationsarbeiten zum Ende des ersten Quartals 2017 abgeschlossen, werden an den Ringen (Hohenzollernring bis Rudolfplatz) und am Hauptbahnhof insgesamt 44 Kameras im Einsatz sein. Im Polizeipräsidium werden die Liveaufnahmen dann von vier speziell geschulten Beamten gesichtet. Nach Umbaumaßnahmen im Präsidium wird die Videoüberwachung direkt in der Leitstelle angesiedelt.

Thomas Bauer-Balci

An Silvester im Einsatz ist auch der polizeiärztliche Dienst, zu dem im Kölner Präsidium insgesamt drei Ärzte und sechs Rettungssanitäter gehören. Diese leisten bei Einsätzen wie Demonstrationen und Großereignisse erste Hilfe, wenn Polizeibeamte vor Ort verletzt werden. Thomas Bauer-Balci kam als Stadtarzt im Oberbergischen Kreis zur Polizei nach Köln und hat bislang sieben Einsätze hinter sich gebracht. „Das Schlimmste, was ich bislang hatte, waren Schürfwunden. Aber ich weiß von einem Kollegen, der sich um einen niedergestochenen SEK-Beamten kümmern musste.“

Zu den schnellen wie einfachen Hilfen zählt das sogenannte Tourniquet, ein Stauschlauch, mit dem man extrem schnell und unkompliziert stark blutende Wunden beispielsweise am Arm behandeln kann. Dazu kommen spezielle Kanülen, die Drainage bei einen Pneumothorax nach einer Stichverletzung im Brustbereich zum Einsatz kommen. Zur Flotte des polizeiärztlichen Dienstes gehören Notarzt- und Rettungswagen. Diese sind ähnlich ausgestattet wie die der Berufsfeuerwehr oder des Roten Kreuzes. Neben den Einsätzen gehören die Arbeit als Werksarzt der Polizei zu Bauer-Balcis Aufgaben. Auch die Tauglichkeitsprüfung für den Polizeidienst zählt zu dessen Dienstbereich.

Autor: Von Stephan Eppinger