Köln | Wer in Köln in einen Aufzug steigt, der sollte sich nicht unbedingt sicher fühlen. Der TÜV Rheinland stellt nüchtern fest: „Zwei von drei Kölner Aufzügen mit Mängeln“. Auch deutschlandweit steht es um die Mängelfreiheit von Aufzügen nicht zum Besten. Nur 38,6 Prozent der Beförderungsmittel waren völlig mängelfrei.

Der TÜV Rheinland hat die 2015 durchgeführten Prüfungen von Aufzügen ausgewertet und ein erschreckendes Ergebnis festgestellt. Es gibt eine deutliche Verschlechterung der Mängelstatistik und man hat Sorge um eine hohe Dunkelziffer.

Zwei von drei Aufzügen wiesen technische Auffälligkeiten auf. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Anzahl der mängelfreien Aufzüge um ganze 21 Prozentpunkte verschlechtert. So absolvierten lediglich 37 Prozent der Anlagen die Prüfung ohne Beanstandung. Im Vorjahr waren es noch 58 Prozent.

„Ein trauriger Wert“, sagt Thomas Pfaff, bei TÜV Rheinland Geschäftsfeldleiter für Aufzugsanlagen in Deutschland. „Dabei handelt es sich keineswegs um Lappalien“, so der Experte. Denn die Zahlen bei den erheblichen und gefährlichen Mängeln sind weiterhin besorgniserregend hoch. „In Köln haben wir bei unseren Prüfungen im letzten Jahr 40 Anlagen vorgefunden, die sofort stillgelegt werden mussten, da die Sicherheit und Gesundheit der Benutzer akut gefährdet war“, so der Experte. „Und bei weit über 1.000 Aufzügen waren sofort umfangreiche Reparaturmaßnahmen erforderlich.“ Typische Problemstellen sind für die Aufzugsexperten zum Beispiel verschlissene Tragseile, mangelhafte Sicherheitseinrichtungen oder nicht funktionierende Notrufsysteme.

Grund zur Besorgnis gibt weiterhin die hohe Dunkelziffer von nicht geprüften Aufzügen. Zwar wird bundesweit mittlerweile mehr geprüft. Dennoch kommen nach Schätzungen von Experten der Prüforganisationen bei weit über 100.000 Anlagen in Deutschland die Betreiber ihren Pflichten nicht nach und ignorieren die vorgeschriebene Prüfung. Hoffnung macht, dass die im letzten Jahr vom Gesetzgeber verabschiedete Plakettenpflicht in der Aufzugskabine für mehr Transparenz sorgt und dazu beiträgt, dass Nutzer schwarze Schafe leichter identifizieren können.

„Welt“: Zahl schwerer Mängel an Aufzügen in Deutschland steigt

Die Zahl schwerer Mängel an Deutschlands Fahrstühlen hat zugenommen. Bei den Prüfungen des vergangenen Jahres waren lediglich 38,6 Prozent aller Aufzüge völlig mängelfrei, wie aus dem „Anlagensicherheitsbericht 2016“ der Technischen Überwachungsvereine hervorgeht, über den die „Welt“ berichtet. Ein Jahr zuvor waren demnach noch rund 48 Prozent der Anlagen fehlerfrei gewesen.

Rund 13 Prozent der geprüften Aufzüge hatten demnach sogar erhebliche sicherheitstechnische Schwachstellen, wie fehlende oder kaputte Notrufanlagen. Schätzungen des TÜV zufolge gibt es außerdem eine „Dunkelziffer“ von bis zu 145.000 Anlagen, die von ihren Betreibern nie zur gesetzlich vorgeschriebenen Überprüfung angemeldet werden: Das ist deutschlandweit fast jeder fünfte Fahrstuhl. Die Zahlen werden vom „Verband der TÜV e.V“ (VdTÜV) bei allen zugelassenen Überwachungsstellen ermittelt.

Nach Einführung einer Prüfplakette für Aufzüge im Sommer 2015 wuchs zugleich die Zahl der Anzeigen bei den Prüforganisationen. Eine wachsende Zahl von Fahrstuhlbetreibern trat zudem erstmals aus freien Stücken zur Prüfung an. „Hier ist offenbar schon ein erster positiver Effekt der Pflicht zur Prüfplakette sichtbar“, sagte Klaus Brüggemann, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des VdTÜV der „Welt“: „Die Zahl der untersuchten Anlagen ist allein im ersten Jahr nach Novellierung der Verordnung um 30.000 auf insgesamt 530.000 angestiegen.“

Unfälle mit umlaufenden, türlosen Aufzügen, den sogenannten Paternostern, wurden im Lauf des vergangenen Jahres in Deutschland nicht aktenkundig.

Autor: ag, dts