Köln | Die Stadt Köln hat bekannt gegeben, wie sie mit der Klagemauer von Walter Herrmann umzugehen gedenkt. Der Aktivist, der kürzlich verstorben ist, war wegen seiner antisemitischen Äußerungen in Schrift und Bild in den letzten zehn Jahren sehr umstritten. Er hatte die Klagemauer dem Historischen Archiv und dem Kölnischen Stadtmuseum vermacht. Jetzt erklärt die Stadt Köln wie sie mit dem Erbe umgehen will. Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit spricht von einer dramatischen Fehlbeurteilung des „Sammel- und Bewahrungsauftrages“ von Museen.

Teile sollen im Historischen Archiv bewahrt werden

Das Historische Archiv der Stadt Köln wird drei Umzugskartons mit Papptafeln nach dem Zufallsprinzip übernehmen. Die Stadt sagt die zwischen 50.000 und 70.000 Papptafeln lagern alle unsortiert in Umzugskartons. Zudem will das Archiv persönliche Unterlagen von Walter Herrmann übernehmen: Prozess-Dokumentationen, Bild- und Dokumentationsmaterial, auch aus dem Ausland. Die Klagemauer befand sich auch in Leipzig, Berlin und Amsterdam, Zuschriften und Fotos. Die Stadt schreibt, Hermann habe sich gegenüber dem Archiv am 27. Dezember 2015 damit einverstanden erklärt. Die Stadt stellt fest: „Die Kölner Klagemauer ist politisch äußerst fragwürdig, aber ein langjähriger Teil der Kölner Protestkultur, die in diesem Fall eine bedenkliche Entwicklung genommen hat.“ Das Archiv will Teile übernehmen, die auch die Problematik dokumentieren. Herrmann hatte die Klagemauer anlässlich des Golfkrieges 1991 ins Leben gerufen und mit seinen Papptafeln auf der Domplatte gestanden. Die Stadt Köln teilt zudem mit, dass eine Ausstellung im Kölnischen Stadtmuseum nicht geplant sei. Die Stadt will nun mit dem „Förderkreis der Kölner Klagemauer“ zeitnah nach den NRW-Sommerferien das weitere Vorgehen klären.

Kritik von der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit

Der Vorsitzende der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Prof. Dr. Jürgen Wilhelm nahm Stellung, ob das Stadtmuseum Teile der Klagemauer in seinen Bestand übernehmen sollte und sprach sich dagegen aus, der Klagemauer museale Weihen zuteil werden zu lassen. Wenn es einen Ort gebe, wo die Klagemauer gesammelt werde, müsste dies das „EL-De-Haus“ sein, denn dort, so Wilhelm, „wären einige Tafeln in bester Gesellschaft“. Wilhelm erinnert an den Versuch von Stadtverwaltung, Domkapitel und seines Vereines dem er vorsteht die „abstoßenden und zum Teil ekelhaften Fotos und die bewusst antisemitischen Texte“ von der Domplatte zu verweisen. Wilhelm: „Dies misslang nicht zuletzt wegen einer umstrittenen Auffassung der Kölner Staatsanwaltschaft.“ Weiter heißt es in der Stellungnahme, dass der feindseligen und aggressiven Hetze der selbsternannten Klagemauer nun steuerfinanzierte museale Weihen zu teil werden zu lassen, eine „dramatische Fehlbeurteilung des Sammel- und Bewahrungsauftrages“ darstelle. Wilhelm stellt die Frage, ob in Deutschland, im Täterland der Judenvernichtung, im öffentlichen Raum oder gar in Museen skandalöse und menschenverachtende Propaganda mit eindeutig gewolltem antisemitischen Inhalt ausgestellt werden solle. Die von Wilhelm vertretene Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit fragt zudem, ob Kölner Museen alles sammeln müssten, „was irgendwann einmal irgendwo von irgendwem in dieser Stadt unternommen wurde“.

Autor: ag