Köln | Die Bagger sind angerollt, der Umbau der Ringe zugunsten der Fahrradfahrer hat begonnen. Der Anfang wird am Hohenstaufenring gemacht: 450 Meter lang ist die Pilotstrecke, 580.000 wird es kosten, bis Ende September, Anfang Oktober soll es fertig sein.

Als erstes wird die Ampelanlage an der Kreuzung Schaafenstraße/Lindenstraße/Hohenstaufen- und Habsburgerring ausgewechselt. 30 Jahre alt ist sie, kann nicht mehr auf die neuen Anforderungen umgerüstet werden. Hier sind aufwändige Tiefbauarbeiten nötig: Neue Fundamente müssen gebaut, neue Kabel verlegt werden.

137.000 Euro kosten allein die neuen Ampelanlagen

Weitere Kreuzungen werden folgen. Allein das kostet 137.000 Euro. Die Ampeln werden dann bei Tempo 30 für eine grüne Welle sorgen – für die Autos. Für Radfahrer sei eine grüne Welle wegen zu unterschiedlicher individueller Geschwindigkeiten nicht machbar, so Amtsleiter Klaus Harzendorf. Die Radler können sich dafür über die Erlaubnis zum Linksabbiegen freuen, wo es Autofahrern nicht erlaubt sein wird.

Ist die Technik komplett, kommt Farbe ins Spiel, um die künftigen Radwege zu markieren. Die liegen auf der Straße, nehmen den Autos eine der bisher bestehenden Fahrspuren weg und werden mit Piktogrammen gekennzeichnet. Nicht unproblematisch ist die Verkehrsführung: Der geradeausführende Radweg wird vor der Kreuzung von rechtsabbiegenden Autofahrern überquert werden müssen.

Der jetzige Parkstreifen wird tagsüber in eine Ladezone verwandelt, ist nur noch nachts zum Anwohnerparken freigegeben. Die Zahl der Radabstellplätze durch „Haarnadeln“ soll dagegen um 50 Prozent auf 170 erhöht werden.

Die Nutzungspflicht für die aktuellen Radwege wird aufgehoben

Der derzeit noch auf dem Gehweg bestehende Radweg bleibt vorerst erhalten, muss aber nicht befahren werden. In einer Testphase von etwa sechs Monaten will die Stadt beobachten, ob und wie die Verkehrsteilnehmer die neue Regelung annehmen. Insbesondere, wie sich Auto- und Radfahrer „vertragen“.

Skepsis ist angebracht, wie eine spontane, nicht repräsentative Umfrage ergab. Danach fühlen sich vor allem ältere Radfahrer eher auf dem jetzigen, wenn auch sehr schmalen und holprigen Radweg sicher, haben Angst vor der direkten Nachbarschaft der Autos. Jüngere dagegen trauen sich das eher zu – haben aber oft noch nicht ausprobiert, wie das geht. Immerhin ist es auf dem Hohenzollerring schon teilweise möglich – wenn auch für Autofahrer nicht klar erkenntlich.

Lob und Kritik für die Umsetzung des Radkonzepts

Die jetzt begonnene fahrradfreundliche Umwandlung der Ringe ist für die FDP eine „Schikane der Autofahrer“, die Grünen hatten das Radkonzept – im Dezember 2017 vom Rat beschlossen – schon im Vorfeld begrüßt. Kritik an der aktuellen Umsetzung kommt vom ADFC und der Bürgerinitiative „Ring frei“. Beide halten die Strecke für zu kurz und nicht durchdacht.

Die Stadt will noch während der Sommerferien den Theodor-Heuß-Ring ähnlich wie den Hohenstaufenring umgestalten. Es folgen ab Herbst Ulrichsgasse und die Ringe im Süden bis zum Rhein. Bis Mitte 2019 werden dann insgesamt 1,7 Millionen Euro verbaut sein, 2,4 von insgesamt 5,8 Kilometern der linksrheinischen Ringe einen 2,5 Meter breiten Radstreifen haben (www.report-k.de berichtete).

Es fehlt dann noch Hohenzollern-, Kaiser-Wilhelm- und Hansaring. „Ein sehr komplexer Abschnitt mit Autoverkehr auch auf den Querstraßen“, beschreibt Harzendorf die Herausforderung. Hier soll noch bis Ende dieses Jahres eine Lösung erarbeitet werden.

Autor: ehu
Foto: Noch muss der schmale Radweg auf dem Gehweg des Hohenstaufenrings (hier vor der Einmündung Schaafenstraße) benutzt werden. Doch die Absperrgitter für die Verlegung auf die Straße stehen schon bereit.