Rotterdam | Köln die wachsende Stadt. Bis 2025 werde sich der Bevölkerungszuwachs in der Stadt mit 100.000 Menschen nahezu verdoppeln. Somit wachsen zeitgleich auch die Anforderungen für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Da die Überlegung eines Wasserbusliniensystems am Rheinland bereits seit einigen Jahren im Rat der Stadt Köln diskutiert wird, reiste die Kölner Delegation am heutigen Freitag, 18. November, zur Partnerstadt Rotterdam. Was in Köln noch diskutiert wird, ist in Rotterdam längst Alltag. Dort sind die Wasserbusse bereits seit 1999 fester Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs und sind gar nicht mehr wegzudenken, so Rik Janssen, Minister der Provinz Zuid-Holland.

>>> Fotostrecke zur Informationsreise Rotterdam

Gerade in Köln sei die Möglichkeit eines ÖPNV-Angebots auf dem Wasser interessant, weil unmittelbar am Rhein nach dem Rheinhauhafen weitere neue Stadtquartiere entstehen. Aufgrund des einstimmen Beschlusses des Rates der Stadt Köln, ist die Kölner Delegation heute für eine kurze, aber durchaus hilfreiche Informationsreise in die Partnerstadt Rotterdam gefahren. Um sich ein eigenes Bild zu machen, startete die Delegation in Dordrecht, denn von dort ging es direkt mit dem Wasserbus nach Rotterdam. Der dortige Wasserbus „Fast Ferry“ ist eine Schnellbootverbindung und verkehrt zwischen Rotterdam und Vororten wie Krimpen, Ijssel, Ridderkerk, Pappendrecht und Dordrecht.

Die wichtigsten drei Botschaften, die bei der Informationsreise mitgenommen wurden, beschreibt Bürgermeister Andreas Wolter wie folgt: „Erstens, der Wasserbus funktioniert als alternative zu den bereits bestehenden Verkehrsmitteln und sie wird von den Menschen dort angenommen. Zweitens, durch den Wasserbus entwickeln sich Quartiere auf der Strecke. Auch Betriebe siedeln sich an. Und drittens, Im Vergleich zu dem Bau einer neuen Straßen- oder U-Bahn sind die Investitionen für ein Wasserbusliniensystem doch relativ günstig.“

Wasserbusse also schon bald in Köln?

Die Delegation ist sich einig: Jetzt müsse geschaut werden, ob im Rheinland – in Zusammenarbeit mit der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) und dem Häfen und Güterverkehr Köln (HGK) – eine Realisierung dieses Wasserbusliniensystems möglich ist beziehungsweise, welche Verbindungen entstehen können. „Die Städte die am Rhein liegen, wie zum Beispiel Leverkusen, Wesseling, Niederkassel sind durchaus Gebiete die man mit einem Wasserbus erschließen kann“, sagt Wolter. Die Gründung eines weiteren Unternehmens, für die Realisierung der Wasserbusse, sei durchaus denkbar, so Wolter ergänzend.

Wasserbusse sollen Beitrag zum Verkehrsproblem leisten

Die derzeitige nicht aufhörende Diskussion in Köln: der Verkehr. Ein Problem, womit viele wachsende Städte zu kämpfen haben. Durch ein Wasserbusliniensystem erhoffe man sich, nicht nur den Pkw-Verkehr zu entlasten, sondern auch Bahnen zu erleichtern, die zu ihren Stoßzeiten voll ausgelastet unterwegs sind. „Wir müssen uns jetzt Gedanken machen, wie wir die Mobilität in einer wachsenden Stadt garantieren können. Da könnte die Wasserbuslinie einen Beitrag leisten“, sagt Wolter.

Als Beispiel nennt Bürgermeister Wolter folgende mögliche Route: „Jemand der in Leverkusen-Manfort wohnt, kann mit seinem Rad zum Rhein am Bayerwerk fahren und von dort aus in ein Wasserbus nach Köln steigen und bis in die Innenstadt fahren. Die restlichen zwei Kilometer in der Innenstadt dann wieder weiter auf dem Rad. Wahrscheinlich kommt man so schneller und komfortabler in die Stadt.“ Die kostenlose Fahrradmitnahme, die die Rotterdamer bei ihren Wasserbussen anbieten, spreche ebenfalls für eine Realisierung in Köln. „Es ist ein dickes Plus, dass diese Schiffe genug Platz bieten um Fahrräder mitzunehmen“, so Wolter.

Nun soll eine Potentialuntersuchung im nächsten Schritt folgende Punkte klären: Wie stellt sich der Bedarf unter Berücksichtung einer volkswirtschaftlichen Betrachtung dar? Wie sieht die Integration mit weiteren Mobilitätssystemen und -angeboten aus? Und wie binden sich die Wasserbusse in das bestehende ÖPNV-Tarifsystem ein? „Ich seh uns da gut aufgestellt. Das wichtigste ist, dass man es wirklich will“, so Wolter abschließend zur Informationsreise. 

Wasserbusse in Rotterdam

Die seit 1999 verkehrenden Wasserbusse in Rotterdam seien als vollwertige alternative zu betrachten, sagt Rik Janssen, Minister der Provinz Zuid-Holland für die Fachbereiche Umwelt, Wasser- und Wassertransport und Kulturerbe. Mittlerweile sei durch die Anbindung der Wasserbusse Südholland zur Provinz geworden, so der Minister. Wichtig sei für ihn auch die Menschen von gewissen Verkehrsmitteln nicht völlig zu trennen, sondern mit Hilfe der Wasserbusse einen integrativen Bestandteil aller Verkehrsmittel zu schaffen. Ohne Last auf öffentliche Straßen und Schienen halte die Provinz Süd-Holland daher ein ausgedehntes Netz von Flussdurchquerungen seit ihrer Einführung in Stand. „Auch wir suchten damals nach neuen Wegen für den Verkehr“, so Gerbrand Schutten, Direktor Waterbus von Dordrecht. Im letzten Jahr transportierten die insgesamt 14 Wasserbusse, darunter 11 Fast Ferries, in Rotterdam und ihrer Umgebung, rund zwei Million Passagiere und rund 1,5 Millionen Fahrräder, informiert Schutten. 

Autor: Irem Barlin