Köln | Einmal quer durch die Kölner Säle am Karnevalsfreitag. Die Domstädter geben ein spontanes Ständchen in der Hofburg, Jupp Menth bei den Grielächern, neue Talente bei Linus vor jeckem Publikum, Blomekörfge vor besonderer Session, Jan von Werth gratuliert und bei Schnüsse Tring geben sich die VIPs die Klinke in die Hand.
— — —
Fotostrecke: Jecke Fotos aus den Sälen am Karnevalsfreitag >
— — —

Vorfreude auf die nächste Session – Blomekörfge wird 150

Es ist die fünftälteste Gesellschaft Kölns, die KG Blomekörfge und die feiert nächste Session ein ganz besonderes Jubiläum. Sie wird 150 Jahre alt. Gestern feierte man in einem bis auf den letzten Platz besetzten Willi Ostermann Saal im Kölner Sartory und dort knubbelten sich die Karnevalisten, wie in den besten Tagen. Elfi Scho-Antwerpes, erste Bürgermeisterin der Stadt feierte mit den Blomekörfges und auch Uwe Brüggemann vom Festkomitee wurde gesehen. Auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hatte sich angekündigt. Nach der Bürgergarde blau-gold erfreute sich das Publikum am Hausmann, der mit seinen rheinischen Erzählungen brillierte. Wilfried Schmitz, Sprecher der Gesellschaft, ist sehr zufrieden mit der Session. Zunächst hatte man Bedenken, wegen der Kürze, stellte aber schnell fest, dass die Karten sehr begehrt waren. Als positiv erwies sich zudem die Umbenennung des Familienfrühschoppens, ein Begriff der ein wenig aus der Zeit gefallen war, in „Blome jeck“. Das kam an und die Jecken kauften gleich mehr Karten. Jetzt freut man sich auf den Rosenmontagszug. Als Gruppe 17 wird man mit 26 Fußgängern und acht Mitgliedern auf dem Persiflagewagen „Heinzelmessis“ unterwegs sein. Und auch für die Jubiläumssession hat man schon viel vor. Die jüngeren Mitglieder um die 30 wollen eine eigene Tanzveranstaltung und diesen Wunsch wird man ihnen erfüllen. Im Ehrenfeld wird man in der Session 2017 zum ersten Mal das „Danzjedöns – Jeck op Blömche“ im Herbrands anbieten. Auf der großen Kostümsitzung traten der Hausmann, Brings, die Luftflotte, Querbeat, Cantz, Stelter und die Fidelen Kölschen auf.


Jan von Werth Ehrenpräsident Jürgen Blum

Jan von Werth gratuliert Ehrenpräsident

Tränen gab es bei Jan von Werth als die Kindertanzgruppe die verabschiedete, die aus Altersgründen nach dieser Session die Gruppe verlassen. Nur eine Tür weiter als Blomekörfge feierte Jan von Werth im großen Saal des Sartory. Eine Sitzung, die der Jan von Werth Familie gehört. Unter den Gästen auch Ehrenpräsident Jürgen Blum. Der feierte einen besonderen Ehrentag, denn er wurde noch in der Nacht, also am Karnevalssamstag 75 Jahre jung. Dafür wurde er besonders geehrt. Verabschiedet wurde im Kreise mehrerer Tanzpaare der Kölner Traditionskorps Niklas Jüngling, der verletzungsbedingt schon in der Session ausfiel. Jetzt muss der Tanzoffizier sein Hobby an den Nagel hängen. Auch bei Jan von Werth ist man sehr mit der kurzen Session zufrieden. Besonders begeistert ist man vom aktuellen Jan und Griet-Paar, die durch ihre hohe Authentizität und Fröhlichkeiten den Menschen viel Spaß vermittelten.


Mit von der Partie, der Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirges mit dem Vorsitzenden der Domstädter Dieter Kaiser

Domstädter bringen Herbergsvater ein Ständchen

Im großen Saal des Pullman Hotels tobten gerade die Appelsinefunke auf ihrer Kostümsitzung, da intonierten die Domstädter ihre bekanntesten Songs in der Hotelhalle der Kölschen Hofburg. Sie brachten Hoteldirektor Henk Jan van Oostrum ein Ständchen. Der zeigte sich später gegenüber dieser Internetzeitung völlig begeistert vom „wunderbaren Klang“. Ihm sei es heiß und kalt den Rücken hinuntergelaufen, als die Domstädter mit den Schotten spielten. Er habe dabei festgestellt, dass die Hotelhalle des Pullman ein toller Resonanzkörper sei. Von seiner ersten Session ist der neue Herbergsvater des Kölner Dreigestirns restlos begeistert. Er habe ein tolles und vor allem eingespieltes Team vorgefunden, die ihn und das Dreigestirn toll aufgenommen hat. Durch die kurze Session habe man kaum die Zeit gefunden all die Eindrücke zu verarbeiten.

Die Domstädter sind in dieser Session ohne Engländer unterwegs. Die hatten, da sie Militärangehörige sind, dieses Jahr nach den Anschlägen in Paris keine Auszeit für Karneval erhalten. Damit waren die Engländer bei 25 Auftritten der Domstädter in diesem Jahr nicht dabei und werden auch am Rosenmontag nicht mitgehen. Die Domstädter hatten allerdings schon alles vorbereitet, aber dann kam kurzfristig die Absage. Begleitet wurden die Domstädter allerdings am Freitagabend von ihrem Ehrenmitglied dem Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Josef Wirges. Der trägt die Würde seit vier Jahren, spielt aber kein Instrument, noch nicht einmal „Blockflöte“, wie Wirges witzelte. Er sei stolz über die Ehrenmitgliedschaft und fühle sich den Domstädtern zugehörig.

Nippeser Bürgerwehr an der Spitze

Bei der Nippeser Bürgerwehr blickt man voller Zufriedenheit auf die Session und die Sitzungen, die Dietmar Broicher souverän leitete. Es sei eine schöne, aber viel zu kurze Session gewesen, so Erich Ströbel, der Sprecher der Nippeser Bürgerwehr. Am Rosenmontag werden die Nippeser von der Familie von Timo Horn auf dem Wagen begleitet. 265 Menschen werden in Orange als Helfer oder Aktiver auf dem Rosenmontag mit dabei sein. Darunter auch 18 Reiter, denn das Reiterkorps der Nippeser Bürgerwehr ist ordentlich angewachsen. Am Dienstag geht es dann durch das eigene Veedel. Und mit einer Revolution wird man die Neusser Straße dieses Jahr überraschen, die Nippeser Bürgerwehr hat die Spitze und wird nicht am Ende des Zuges gehen, schließlich stelle man ja alles auf den Kopf.


Dieter Richter (links) genannt „Bubbes“ begleitet seit 50 Jahren die Künstler auf die Bühne bei den Grielächern, so auch Jupp Menth, den kölschen Schutzmann

Grielächer ehren „Bubbes“

Seit 50 Jahren begleitet Dieter Richter, bei den Grielächern „Bubbes“ genannt, die Künstler und Gruppen auf die Bühne. Einmal quer durch den Saal, dann die Treppe hinauf, abliefern der Künstler und wieder retour. Immer pünktlich und immer eine gute Figur hat „Bubbes“ dabei gemacht. Bei der letzten Miljöh-Sitzung der Grielächer am Karnevalsfreitag begleitete „Bubbes“, der für seine Treue mit dem Orden des Festkomitees in Silber geehrt wurde, auch Jupp Menth, den legendären kölschen Schutzmann auf die Bühne. Der spricht heute wieder von einer Großen Liebe zu den Grielächern, einer Gesellschaft, die ihm heute wieder am Herzen liegt, weil man im Saal Kölsch sprechen könne. Diese Liebe war einmal ein wenig eingetrübt, als der Literat der Grielächer ihn für zu alt für die Bühne befunden hatte. Das betrübte den beliebten Büttenredner, der aber heute wieder mit den Grielächern versöhnt ist und eine kleine Exkurs über die Liebe hielt: Es gäbe Große Lieben, wie die zu einer Frau und kleine Lieben, zu speziellen Sälen oder auch Gesellschaften. Das er heute wieder von einer großen Liebe zu den Grielächern spreche, zeige seine Verbundenheit mit den kölschen Grenadieren. Er blicke auf eine gute Session zurück und erfreue sich, dank der vielen Nostalgiesitzungen einer guten Nachfrage. Sagte es und entschwand im Schlepptau von „Bubbes“ in Richtung Bühne.

Schnüsse Tring

Großer Promiauflauf bei der Prunksitzung von Schnüsse Tring im Congress Saal der Kölnmesse. Die Präsidentin des Landtages NRW Carina Gödecke, MdL war gekommen, wie auch Alt-OB Jürgen Roters, der Staatssekretär im NRW-Umweltministerium Peter Knitsch, Christian Möbius, MdL oder Jean Pütz. Aus dem Karneval feierten die Präsidenten Siegfried Schaarschmidt, Müllemer Junge, Eric Bock, Sr. Tollität Luftflotte oder Willi Rothenbücher, Fidele Fordler mit. Die erlebten ein Programm mit Cat Balou, der Kammerkätzchen und Kammerdiener oder den Domstädtern. Die wurden begleitet vom Ehrenfelder Bezirksbürgermeister Wirges. Im Programm auch Christian Pape, den Literat Hoffmann auf der ZDF Fernsehsitzung sah und der ihm so gut gefiel, dass er den Künstler einlud.

Nachdem die erste Sitzung sehr früh in der Session gewesen sei und daher der Kartenverkauf schwierig, habe die Session dann richtig Fahrt aufgenommen und sei erfolgreich für die Gesellschaft verlaufen, so deren Sprecher. Thilo Wäsch erhielt die Ehrenmütze von Schnüsse Tring. Wäsch fördert die Gesellschaft und deren Teilnahme am Rosenmontagszug intensiv. Mit rund 70 Teilnehmern nimmt die Alte Kölner Karnevalsgesellschaft am Rosenmontagszug 2016 teil.

Linus Talentprobe – Jecke feiern zu internationalen Hits

Zehn Talente und in der ersten Runde nur ein einziges karnevalistisches Lied: „Hey Kölle Du ming Stadt am Ring“. Dafür aber Songs wie „Purple Rain“, die Samuel Beck aus Berlin sehr überzeugend vortrug. Sabine Pietsch konnte mit ihrer Interpretation des Songs „Ich bin eine Frau von Format“ von Trude Herr dagegen nicht die Begeisterung der Jeckenschar erringen. Die feierte auf der After Show Party bis in die frühen Morgenstunden.

Autor: Andi Goral
Foto: Guido Cantz bei der Nippeser Bürgerwehr