Köln | aktualisiert | „Wie sage ich es meinem Kinde“ – so lautet ein Sprichwort, dass sich das Festkomitee Kölner Karneval in diesem Jahr zum Vorbild genommen hat, wenn man die Entwürfe der Persiflagewagen betrachtet. Ein roter Faden zieht sich so durch den Rosenmontagszug, denn alle Motive sind kindgerecht aufgearbeitet im Jahr des Mottos „Wenn mer uns Pänz sinn, sin mer vun de Söck“, mit Comics oder bekannten Helden aus der Kinderwelt illustriert. Der Zugleiter des Kölner Rosenmontagszuges Christoph Kuckelkorn erklärt es im Interview mit report-K. Sieben Motive dürfen vorab gezeigt, die anderen nur beschrieben werden.

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Das Festkomitee Kölner Karneval stellte sieben Entwürfe von Persiflagewagen heute im Bild vor. Die Abbildungen finden Sie hier in der Galerie von report-K >

Die Gestaltungsidee des Kölner Rosenmontagszuges hat 2017 einen roten Faden. Kinder sollen von den diesjährigen Wagen besonders angesprochen werden, auch wenn Sie, so Zugleiter Kuckelkorn, die Botschaft dahinter vielleicht nicht verstehen. So wird Kuckelkorn selbst mit dem Hogwarths Express – vielleicht als Harry Potter – dem Zug voranfahren. Und dahinter fächern sich die aktuellen, aber auch die Comic-Helden aus vergangenen Tagen und abgewetzten Heftchen, auf. Bob der Baumeister konstruiert an der „Legokusener Brücke“ herum und bastelt mit den bunten Steinen an der dringend benötigten Rheinquerung, aber auch an Oper oder Kalkberg herum. Dauerbrennerthemen im Kölner Rosenmontagszug.

Asterix und Obelix mit dem Kopfschmuck der Roten Funken werben für die Eishockey-WM die in diesem Jahr in Köln und in Paris stattfinden wird und „Oskar der freundliche Polizist“ verkörpert Polizeipräsident Jürgen Mathies, dem das Festkomitee für seine Kooperationsbereitschaft damit einen Festwagen widmet. Bedauert wurde, dass die Serie mit der Oskarfigur nicht fortgesetzt werde.

Ritterbach im Zug

Die Situation in den Kitas wird kritisch betrachtet und zeigt eine mehrarmige Erzieherin, die es nicht schafft die aus allen Nähten platzende Kita unter Kontrolle zu halten. Der neue US-Präsident auf dem Weg ins Klassenzimmer der Mächtigen. Putin will ihn gerne als Banknachbar und hält ihm einen Stuhl frei. Donald Trump zerrt Hillary Clinton an den Haaren hinter sich her und greift ungeniert der Freiheitsstatue in den Schritt. Auf den Tafeln ist noch viel Platz für die letzten Tweets des 45. US-Präsidenten und die sollen sehr aktuell erst gefüllt werden, so Christoph Kuckelkorn.

Ein Denkmal setzt das Festkomitee ihrem scheidenden Präsidenten, über das aber noch nicht zuviel verraten werden sollte, denn Markus Ritterbach kennt den Entwurf noch nicht. Der „Alles widder joot“ – Wagen soll vor allem die Mädchen ansprechen. Sehr rosa, mit viel Glitter, Pony, Barbie setzt er ein Gegengewicht zum Wagen der an Silveseter 2015 erinnerte, wo die rosarote kölsche Brille zerbrochen war. Jetzt sähen, zumindest die Kölschen, ihr Kölle wieder rosarot. Merkel liegt als Marienkäfer auf dem Rücken und strampelt mit den Beinen, eine Reminiszenz an die Biene Maja und super Mario zerstört mit dickem Hammer die Sparschweine der armen Sparer – gemeint ist EZB-Präsident Mario Draghi. Ein Kölner Thema sind die ausufernden Abiturfeiern, die der Rosenmontagszug mit den „Schooligans“ und Panzer karikiert und die Verwaltungsreform von Reker ist ebenfalls Thema. Die verhaut einem Verwaltungs-Tünnes den Blanken Popo, auf dass diesem der Heiligenschein vom Haupt fällt.

Der Kölner Wohungsmarkt im Visier der Karnevalisten

Aber auch die Helikoptereltern bekommen ihr Fett weg und Virtual Reality wird zu V-Rattenfänger. Einen schönen Wagen für die Pänz – also Kinder – soll es geben, den die Löstigen Paulaner mit dabei haben, der die beliebtesten Kindersüßigkeiten von Eis, über Schokokuss und Smarties in überdimensionaler leckerer Form präsentiert. Der Wohnungsmarkt wird mit Snoopys Hundehütte karikiert, deren 0,5 Quadratmeter Wohnfläche nur schlappe 1.200 Euro Kaltmiete kosten. Für den schleppenden Ausbau der Elektromobilität haben die Jecken die 150 km lange Kabeltrommel erfunden, die Renten sind sicher, der kleine Prinz fragt „Wohin geht die Welt“ und die Pänz wollen lieber in Hahnwald, als im Hochhaus wohnen und befehlen dem Storch daher: „umdriehe“.

Rasende Bobbycars

Ein großes Wimmelbild wird den Karneval erklären und dieser Wagen oder zumindest Teile davon sollen nach dem Zug im Karnevalsmuseum aufbewahrt und weiter genutzt werden. Das nennt man dann jeckes Recycling. Die Europäer im Laufstall, den einige verlassen wollen, die Briten mit ihrem Brexit stehen schon auf dem Gitter und bereit zum Absprung. Die Kinder rasen mit den Bobbycars und symbolisieren die Raserszene, sind überfördert und haben keine Zeit mehr für ihre Hobbies, wie den karnevalistischen Tanzsport oder naschen vom Pfefferkuchenhaus der Ökohexe und das glutenfreie oder vegane Stückchen schmeckt ihnen gar nicht.

Zwei Geheimwagen im Rosenmontagszug 2017

Zwei Wagen werden 2017 nicht verraten. Das ist der mit dem neuen Motto für die Session 2018, der hinter dem Prinzenwagen durch die Stadt ziehen wird und ein weiterer Wagen, der eine Überraschung bleiben soll. Ein Geheimwagen. Entwickelt werden die Ideen beim Kommando Kritzelköpp, einem Gremium dass sich zum Austausch kreativer Ideen trifft und dort werden auch die Entwürfe für den Rosenmontagszug entwickelt, die die Wagenbauer, angereichert durch deren Kreativität dann umsetzen. Also alles Teamarbeit beim Festkomitee.

Autor: Andi Goral