Köln | Beim Richtfest wurden gestern erstmals die Persiflagewagen in der Wagenbauhalle des Festkomitees am Maarweg gezeigt. Zu den markantesten Wagen gehört der mit Mutter Colonia, die durch ihre durch die Übergriffe an Silvester zerstörte rosa Brille blickt. „Das ist nicht unser Karneval und das ist nicht unsere Stadt. Wir sind eine weltoffene Stadt und wir feiern gerne und wollen das auch weiter tun“, sagt Bürgermeisterin Elfi-Scho Antwerpes. Sie sei aber zuversichtlich, dass Köln das an Karneval gut hinbekomme, erklärt sie auch in Richtung der Blicke, die die Welt auf Köln richtet.

Bürgermeisterin Scho-Antwerpes: „Wir wollen keine Zäune am Dom“

„Ich habe das Gefühl, dass Köln, was Verantwortung angeht, näher zusammenrückt und sich besser vernetzt“, sagt Zugleiter Christoph Kuckelkorn mit Blick auf die Geschehnisse von Silvester und ihre Folgen. Zu den Lieblingswagen von Scho-Antwerpes gehört auch der, bei dem der Dom als Pissoir missbraucht wird. „Das passiert nicht nur an Karneval, sondern auch an anderen Tagen im Jahr. Dass der Dom jetzt abgesperrt werden muss, passt nicht zu Köln. Wir wollen keine Zäune“, betont die Bürgermeisterin und hofft, dass der Wagen mehr Bewusstsein für Werte schafft.

Andere gut von den Wagenbauern umgesetzte Motive sind Bundeskanzlerin Angela Merkel, die vom griechischen Staatschef aus der Drachme geworfen wird und die Intendanten von Oper und Schauspiel, die mit ihrem Wagen heimatlos von Haus zu Haus ziehen müssen. Merkel kommt gleich dreimal im Zoch vor, unter anderem als Nussknackerin, die harte Nüsse wie die Flüchtlingskrise knacken muss. Auch das eigene Sessionsmotto „Mer stelle alles op der Kopp“ nimmt man ins Visier. So stemmt die Marie den dicken Tanzoffizier in die Höhe und auch der Reiter leistet Schwerstarbeit, wenn er sein Pferd auf Armen trägt.

Unter den Ehrengästen in der Wagenbauhalle waren Polizeipräsident Jürgen Mathies, Regierungspräsidentin Gisela Walsken, Finanzminister Norbert Walter-Borjans, der Tröötemann Karl-Heinz Jansen, Mottoqueen Marie-Luise Nikuta, die Musiklegenden Ludwig Sebus und Hans Süper, Astronaut Reinold Ewald sowie Bürgermeister Hans-Werner Bartsch. Musikalisch präsentierte sich die junge kölsche Band Dave Zwieback, die zu den hoffnungsvollen Talenten der Stadt gehört.

[infobox]Zoch in Zahlen: Der Zoch startet gegen 10 Uhr in der Südstadt und erreicht gegen 18 Uhr sein Ziel am Dom. Unterwegs sind rund 12 500 Teilnehmer in 71 Gruppen. Das sind zwölf Prozent weniger als im Vorjahr. Die größte Gruppe sind die Altstädter mit mehr als 700 Teilnehmern, Helfern und Musikern. Die Zugstrecke ist acht Kilometer lang, dreieinhalb Stunden können die Jecken den Vorbeimarsch des Zuges genießen.

[/infobox]

Autor: Stephan Eppinger