Köln | Am elften im elften beginnt für den Kölner wieder die fünfte Jahreszeit. Beim vaterstädtischen Fest feiert Köln gemeinsam den Karneval und stimmt schon mal die neusten Karnevalslieder an. „Alaaf zosamme!“ heißt es und es wird zusammen zu „Viva Colonia“ geschunkelt. Literweise fließt das Kölsch. Aber irgendwann muss das auch mal raus. Na schnell an den nächsten Baum, oder? Bloß nicht, denn das könnte ziemlich teuer werden. Vanessa Berweiler und Bastian Frings erklären die Regeln.

Öffentliches Urinieren bedeutet, dass Personen ihr Geschäft im Freien verrichten. Im Volksmund wird das auch „Wildpinkeln“ genannt. In Deutschland ist das nicht erlaubt und wird daher vom Ordnungsamt sofort bestraft. Für Männer ist der Reiz zum Wildpinkeln größer als für Frauen. Im Stehen haben sie es wesentlich leichter „mal eben schnell“ zu gehen. Aber auch Frauen haben oft keine Scham davor, sich einfach hinzuhocken und zu hoffen, dass gerade in dem Moment keiner zuschaut. Und weil an Karneval viel Alkohol fließt, der die Hemmschwelle herabsetzt, wird häufig wildgepinkelt.

Erwischt einen das Ordnungsamt oder ein Polizeibeamter dabei, kann es teuer werden. Wer wildpinkelt begeht eine Ordnungswidrigkeit nach dem deutschen Strafgesetzbuch. Wildpinkeln zählt zum Deliktfeld „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ und kann daher mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe geahndet werden.

Um einer solchen Unannehmlichkeit aus dem Weg zu gehen, bemüht sich die Stadt Köln um selbst entwickelte Toiletten-Konzepte. Der Kölner Ordungsamtsleiter Engelbert Rummel beurteilt die Toilettensituation insgesamt positiv. Das betrifft insbesondere die vielbesuchten Hotspots der Stadt rund um Altstadt und beliebte öffentliche Plätze wie den Heumarkt oder das Kwartier Lateng. „Wir haben überall gut sichtbare Toiletten.“, sagte Rummel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dennoch gebe es noch viel zu tun. Obwohl im Kölner Strategiepapier für ein ganzheitliches Toilettenkonzept von 2013 neben touristischer und infrastruktureller Parameter in einzelnen Stadtgebieten auch das Problem der Wildpinkler berücksichtigt wird, scheinen die getroffenen Maßnahmen doch nicht ausreichend zu sein. Rummel beklagt, dass immer wieder Leute nicht in, sondern hinter Toilettenwagen urinieren würden. Zusätzliche Maßnahmen, die gerade in der Hochsaison beim Karneval zum Teil auch bereits getroffen werden, sind zum Beispiel das Aufstellen von Dixi-Klos und Urinalen sowie öffentliche Urin-Rinnen.

Auch viele Geschäfte, Museen oder Restaurants zeigen Toleranz und „stonn zosamme“. Manche Lokale in der Innenstadt oder in den Seitenstraßen erlauben gegen einen Obulus, also eine kleine Geldspende, ihre Toilette zu benutzen. Am Hauptbahnhof befindet sich ebenfalls eine sanitäre Einrichtung, mit sauberen Toiletten und sogar Duschen. Mitarbeiter sind 24 Stunden vor Ort und sorgen für Sauberkeit. Hier variieren die Preise natürlich entsprechend von Toilettennutzung bis Duschen.

[infobox]Bußgelder für Wildpinkeln
– Normales Bußgeld 20-40 Euro
– Kölner Karneval mehr als 40 Euro
– bis zu 5000€ kann es kosten, wenn bspw. ein privates Haus angepinkelt wird
– besonders schwere Fälle werden mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr geahndet

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Autor: Vanessa Berweiler und Bastian Frings