Merzenich | Die Polizei führte gestern einen zwölfeinhalbstündigen Großeinsatz im Hambacher Forst durch, wobei 14 Personen, die sich in einem besetzten Waldgebiet verschanzt hatten, festgenommen wurden. Zudem wurde das dazugehörige Wiesencamp auf gerichtliche Anordnung durchsucht. Zuvor waren mehrere RWE-Mitarbeiter angegriffen und verletzt worden.

Wie die Polizei Düren mitteilte, wurden am Vormittag mehrere RWE-Beschäftigte bei Waldarbeiten massiv angegriffen und sieben von ihnen verletzt. Teilweise mussten sie ärztlich behandelt werden.

Um die Personalien der mutmaßlichen Täter, die sich zwischenzeitlich in verschiedene Barrikaden und auf Baumplattformen zurückgezogen hätten, zweifelsfrei feststellen zu können, sei es zu dem Großeinsatz der Polizei, unterstützt durch Kräfte der Bereitschaftspolizei und eine Technische Einsatzeinheit sowie ein Höheninterventionsteam gekommen. Zur Sicherstellung einer ärztlichen Versorgung seien ebenfalls mehrere Rettungswagen und ein Leitender Notarzt vor Ort gewesen, so die Polizei Düren.

Ermittlungen hätten ergeben, dass bereits im Vorhinein Weltkriegsmunition im Umfeld des Tatortes aufgefunden wurde. Diese soll, so die Polizei Düren, mutmaßlich von den Straftätern in Tatortnähe abgelegt worden sein.

Den Durchsuchungsbeschluss für die Behausungen der Waldbesetzung und des Wiesencamps hatte das Amtsgericht Aachen erlassen. Hierbei sollten im Zuge der begangenen Straftaten Beweismittel aufgefunden werden, so die Polizei. Die beschlagnahmten Gegenstände unterlägen aktuell noch der Auswertung.

Insgesamt wurden laut Polizeiangaben vierzehn Personen festgenommen und dem Gewahrsam zugeführt. Unter ihnen soll sich eine Person befunden haben, die per Haftbefehl gesucht wurde.

Alle anderen in Gewahrsam Genommenen hätten sich entweder auf Barrikaden verschanzt oder aber auf Baumplattformen in mehreren Metern Höhe befunden und dort zum Teil auch angekettet, berichtet die Polizei, weshalb sich die Festnahmen mit Hilfe des polizeilichen Höheninterventionsteams schwierig gestaltet hätten. Gegen 22:00 Uhr sei der letzte Tatverdächtige gefasst worden, der sich der Festnahme durch Klettern in circa 25 Metern Höhe hatte entziehen wollen, so die Polizei. Er sei schließlich in einem Korb eines Hubwagens sicher auf den Boden gebracht worden.

Gegen die mutmaßlichen Täter wurden Strafverfahren eingeleitet. Die polizeilichen Ermittlungen dauern an. Die Festgenommenen sollen im Laufe des Freitags, 31. Oktober, dem Haftrichter vorgeführt werden.

Noch in der Nacht hatten nach Polizeiangaben bislang unbekannte Personen ein Transparent vor der örtlichen Polizeiwache in Düren aufgehängt, das „Freiheit für Gefangene“ verlangte.

Seit Jahren  protestieren Umweltaktivisten gegen Waldrodungen für den Braunkohle-Tagebau und halten immer wieder Waldstücke im Hambacher Forst besetzt.

Autor: dd, ots
Foto: Symbolfoto