Köln | Eine Windböe von rund 100 Stundenkilometer war die Ursache für das teilweise Entgleisen einer Gondel der Kölner Seilbahn am Dienstag, 21. Oktober, infolgedessen sechs Personen durch die Höhenrettung der Feuerwehr aus zwei Gondeln befreit werden mussten. Das steht nach Angaben des technischen Geschäftsführers der Seilbahn, Thomas Miebach, nun eindeutig fest.

Eine Auswertung eigener Windmessungen habe gezeigt, dass diese eine Böe dafür gesorgt habe, dass sich eine zu diesem Zeitpunkt über dem Pylon am Rheinpark befindliche Gondel mit zwei Touristen aus Tennessee an Bord um mehr als 20 Grad verschwenkt habe, wodurch eine von vier  Aufhängungen entgleist sei. Unter normalen Betriebsbedingungen sei dies nicht möglich. Zum Zeitpunkt des Unglücks seien vier Gondeln auf dem Weg gewesen, zwei davon besetzt.

Sturmwarnung war bekannt

Von einer Sturmwarnung auch für Köln für den Dienstnachmittag habe man gewusst, so Miebach weiter. Man hole jeden Morgen Informationen vom Deutschen Wetterdienst ein, messe die tatsächliche Windgeschwindigkeit vor Ort jedoch mit einer eigenen Messstation. Ab einer Windgeschwindigkeit von 12 Metern pro Sekunde schicke man keine Gondel mehr auf den Weg, ab 14 m/s werde der Betrieb vollkommen eingestellt. Zum Zeitpunkt des Unglücks habe die gemessene Windgeschwindigkeit im Durchschnitt 10 Meter pro Sekunde (etwa 36 km/h) betragen. Damit bliebe man noch unter den gesetzlich vorgeschriebenen Richtlinien.

Seilbahn bleibt bis März stehen

Am 24. Oktober komme der TÜV, so Miebach, dann würden alle Schäden begutachtet und in Augenschein genommen. Ab der 45. Kalenderwoche werde dann das Institut für Fördertechnik der Universität Stuttgart speziell die Seile der Anlage begutachten. Nach Vorliegen der Ergebnisse würde man dann seitens der Kölner Seilbahn die entsprechenden Maßnahmen einleiten, um die Bahn wieder zu reparieren. Bis März nächsten Jahres bleibe die Seilbahn ab sofort in der Winterpause. Gleichzeitig wolle man sich überlegen, was verändert werden könne, damit sich ein Vorfall wie dieser nicht wiederhole, die in 57 Jahren Betrieb zum ersten Mal aufgetreten seien, so Miebach. Die Lösung werde entweder konstruktiver Natur sein oder organisatorischer Natur. Dies gelte es nun zunächst mit den entsprechenden Fachfirmen abzuklären.

Familie dankt den Rettern

Für Katrin Baumhauer, die zusammen mit ihrem Mann Sven und ihren Kindern Mats (2 Jahre) und Tom (3 Monate) knapp vier Stunden in einer Gondel mitten über dem Rhein ausharren musste, bevor sie von der Höhenrettung der Kölner Feuerwehr in Sicherheit gebracht werden konnte, war der schlimmste Moment, als sie ihren zweijährigen Sohn in der Gondel zurücklassen und in die Obhut eines der Retter übergeben musste. Bei ihm, Daniel Backhaus und seinem Kollegen Daniel Heu, die die Familie aus der Gondel abseilten, bedankte sich das Ehepaar. „Wir haben da oben sehr viel Wärme erfahren“, so Sven Baumhauer. Für anfängliche Panik und Verunsicherung hatte die fälschliche Annahme des Ehepaars gesorgt, es sei ihre Gondel, die teilentgleist sei. Einmal habe die Gondel mehrere Meter nach allen Seiten geschwankt, erinnert sich Sven Baumhauer.

Zuvor noch telefonisch erkundigt

Die Familienmutter hatte sich zuvor noch bei der Seilbahn telefonisch erkundigt, ob sie den bei den vorherrschenden Witterungsverhältnissen in Betrieb sei. Man habe ihr gesagt, dass ein normaler Betrieb stattfinde, daraufhin seien sie am Nachmittag zur Seilbahn angereist. Die Fahrt sollte ein Geburtstagsgeschenk für Sohn Mats sein. „Als wir auf dem Parkplatz ankamen, war der Wind gar nicht so stark.“, erinnert sie sich. Nun könnten sie zweimal Geburtstag feiern.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Thomas Miebach, technischer Geschäftsführer der Kölner Seilbahn, während der Pressekonferenz anlässlich des Seilbahn-Unfalls.