Köln/Düsseldorf | Nach dem tödlichen Brand in einem Kölner Wohnhaus hat die zuständige Staatsanwaltschaft den Vorwurf einseitiger Ermittlungen zurückgewiesen. Seine Behörde habe zu keinem Zeitpunkt einen rechtsextremen Hintergrund des Vorfalls ausgeschlossen, sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Alf Willwacher der Nachrichtenagentur dapd am Dienstag. Die Staatsanwaltschaft ermittele „ergebnisoffen“.

Ein unabhängiger Sachverständiger sei mit der Klärung der Brandursache beauftragt worden. Mit ersten Ergebnissen sei erst „in zwei bis drei Tagen“ zu rechnen, erklärte Willwacher.

Der Oberstaatsanwalt reagierte damit auf Anschuldigungen des türkischen Vizeministerpräsidenten Bekir Bozdag. Dieser hatte Medienberichten zufolge gesagt, die deutschen Behörden machten sich lächerlich, wenn sie „fünf Minuten nach einem Feuer“ verbreiteten, dieses habe nichts mit Neonazis zu tun.

Polizei: Auch Türken unter den Verletzten

Auch der integrationspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Memet Kilic, wies die Vorwürfe aus der Türkei zurück. „Die türkische Regierung weiß, dass sie durch Angriffe auf Deutschland innenpolitisch Punkte sammeln kann“, sagte Kilic der Tageszeitung „taz“ (Mittwochausgabe). Hier werde ein Feindbild aufgebaut, und die türkischstämmigen Migranten in Deutschland würden dafür instrumentalisiert, kritisierte er.

Bei dem Brand in dem Mehrfamilienhaus waren am Samstagabend ein 30 Jahre alter Mann und eine 19 Jahre alte Frau ums Leben gekommen. 26 Anwohner wurden nach Angaben der Feuerwehr verletzt, 13 von ihnen in Krankenhäuser gebracht. Unter den Verletzten seien auch Türken, sagte ein Polizeisprecher in Köln auf dapd-Anfrage. Die tote Frau stamme aus dem Kosovo, der tote Mann sei Deutscher.

Der Brand war im Eingangsbereich des Hauses ausgebrochen. Als die Feuerwehrmänner in dem Hausflur nach Menschen suchten, fanden sie die beiden Leichen. Warum das Feuer ausbrach, ist bislang nicht bekannt. Im Eingangsbereich fand die Polizei Reste eines Kinderwagens. Er kommt als möglicher Brandherd in Betracht.

Autor: Eliza Cloppenburg, dapd | Foto:Stephan Roth, dapd