Köln | Die nüchterne Betrachtung der von der Polizei Köln heute vorgelegten polizeilichen Kriminalstatistik, lässt sich in vier Worten benennen „Mehr Verbrechen – weniger Aufklärung“. Damit liegt Köln gegen den NRW-Landestrend, der einen Rückgang der Gesamtzahl der Straftaten meldet. Dennoch sollte man die Zahlen differenziert betrachten und es handelt sich um die Straftaten Tatverdächtiger und nicht von rechtskräftig verurteilten Tätern.

Die Kölner Fallzahlen 2013

Die von der Kölner Polizei erfassten Straftaten im Stadtgebiet Köln stiegen insgesamt um 3,6 Prozent auf 153.744 Fälle im Jahr 2013. Das waren 5.342 mehr als noch in 2012. Gleichzeitig sank die Aufklärungsquote um etwa 1,5 Prozent. 65 Prozent der Tatverdächtigen, die die Kölner Polizei festnahm besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit.

Dabei muss man sich die Deliktfelder sehr genau und spezifisch ansehen. Bei den versuchten 29 und 10 vollendeten Tötungsdelikten erzielte die Kölner Polizei eine 100 prozentige Aufklärungsquote. Lediglich eine Brandstiftung in Höhenberg mit Todesfolge ist noch nicht aufgeklärt. Die Zahl der Wohnungseinbrüche bleibt hoch mit 5.603 Fällen, auch wenn die Zahl minimal zurückging. In 3.100 Fällen gelang den Tätern der Einbruch, in 2.500 Versuchen scheiterten sie an den Sicherungsmaßnahmen der Bewohner. Aus diesem Grund will die Kölner Polizei an ihrer Präventionskampagne „Riegel vor“ festhalten. Auch Wohnungsbaugenossenschaften in Köln hätten sich an dieser Aktion beteiligt, freut man sich bei der Kölner Polizei.

Problemfeld Taschendiebstahl in Köln

Sprunghaft angestiegen ist der Taschendiebstahl. 11.233 Fälle von Taschendiebstahl stehen 631 Festnahmen gegenüber. Die Täter gehen an den klassischen Kölner Touristenorten oder bei Großveranstaltungen, wie dem Kölner Karneval, zu Werke und stammen vornehmlich aus südosteuropäischen Ländern, wie Rumänien, Bosnien Herzegowina, Bulgarien und Serbien. Auch die großen Einkaufszentren in Weiden und Kalk suchen die Täter gerne auf. Eine weitere Gruppe kommt aus der Maghreb-Zone, also den Ländern Marokko, Tunesien und Algerien. Diese Täter sind vor allem dort unterwegs, wo in der Nacht gefeiert wird. Also in Ehrenfeld, auf den Ringen oder rund um den Zülpicher Platz. Aber auch Rockkonzerte werden zunehmend für den Taschendiebstahl genutzt, so gäbe es einzelne Konzerte, wo man am Ende 40 bis 50 Opfer zähle.

Beim Raub gibt es kaum Veränderungen in der Gesamtzahl. Allerdings haben die Raubdelikte auf Geschäfte, Tankstellen oder Spielhallen deutlich abgenommen. Wahrscheinlich durch die Videoüberwachung. Zugenommen habe dagegen der Straßenraub. Hier spielten vor allem die Smartphones zunehmend eine Rolle. 10.340 Smartphones wurden in Köln und in Leverkusen 2013 entwendet, davon 776 durch Raub, bei insgesamt 1.851 Raubüberfällen. 3.228 Smartphones wurden bei Taschendiebstählen entwendet. Die Geräte würden häufig sofort weiterverkauft oder bei Pfandleihern versetzt. Wenn es darum geht Software neu aufzusetzen oder technische Sperren zu knacken, würden die Smartphones direkt nach den Taten nach Rumänien verschickt, wo sie wieder aufgearbeitet würden und dann über Internetplattformen verkauft werden. Die Polizei rät dringend entsprechende Apps oder Sicherungsmaßnahmen herunterzuladen, damit die Geräte geortet werden könnten, oder für die Täter aufgrund der technischen Sperren nutzlos sind. Das werde langfristig die Attraktivität des Raubes oder Diebstahles minimieren.

Internetkriminalität steigt in Köln

Rückläufige Zahlen meldet man im Bereich Diebstahl aus KFZ oder Diebstahl von Fahrzeugen. „Der Wagen ist kein Tresor“, warnt der Leiter der Kölner Kripo Wagner. Vor allem in den Kölner Parkhäusern käme es immer wieder zu Diebstählen, häufig auch von Drogenabhängigen und Alkoholkranken Menschen. Eine deutliche Zunahme an Straftaten melden die Gesetzeshüter durch die Internetkriminalität und wünschen sich die Vorratsdatenspeicherung. 25 Prozent mehr Fälle verzeichne man im Bereich Betrug, Warenbestellbetrug, Pishing, Schadsoftware oder bei Ddos-Attacken aus dem www. Zudem geht man von einem nicht unerheblichen Dunkelfeld aus. Die Aufklärungsquote liege bei rund 40 Prozent in Köln.

Die Schwerpunkte der Kölner Polizei 2014

Polizeipräsident Wolfgang Albers will in diesem Jahr Schwerpunkte im Bereich Wohnungseinbruchsdiebstahl, Taschendiebstahl und dem Trickdiebstahl gegenüber älteren Menschen setzen. Zudem werde auch die Rockerkriminalität intensiv beobachtet. Das dies wichtig sei, zeigte erst jüngst der Vorfall in einer Disco am Rosenmontag, als ein Mitglied der Hells Angels in die Decke über einer Tanzfläche schoss. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) aus NRW, der sich vor allem mit der Landesstatistik befasste, erklärte, dass 2.000 Kriminalisten fehlen würden. Neben einer personellen Stärkung der Polizei fordert man im Bereich der Internetkriminalität die Vorratsdatenspeicherung und bezogen auf die Gesamtstatistik eine bessere Analyse. Diese wäre nach Ansicht des BDK dann möglich, wenn etwa konkretere Daten zu den Opfern erfasst und in der Polizeilichen Kriminalstatistik dargestellt würden.

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Die NRW-Zahlen

Die Gesamtzahl der Straftaten ging um 2,2 Prozent (- 33.400) auf 1,48 Millionen zurück. Die Aufklärungsquote bleibt mit 48,9 Prozent nahezu unverändert.

Wohnungseinbrüche NRW

Für das vergangene Jahr verzeichnete die Kriminalstatistik in NRW 54.953 Einbrüche in Häuser und Wohnungen. Das ist eine Zunahme von 1,5 Prozent (+ 786). „Vor dem Hintergrund europaweit deutlich steigender Zahlen ein Ansporn. Wir wollen die Zahl der Einbrüche auf Dauer verringern“, sagte der Innenminister. Die Aufklärungsquote beträgt nahezu unverändert 13,6 Prozent.

Cybercrime NRW

Einen deutlichen Anstieg gab es bei der Cyberkriminalität um 21,5 Prozent auf 27.016 (+ 4.788). Insbesondere die Straftaten der Datenveränderung und der Computersabotage nahmen um 63 Prozent auf über 6.713 Fälle (+ 2.595) zu. In der Mehrzahl der Fälle verschickten die Täter E-Mails mit einer angehängten Schaddatei. Sie spähen damit Nutzerdaten aus, um in Datennetze einzudringen oder Zugangsdaten zu stehlen.

Jugendkriminalität NRW

Im Vergleich zum Vorjahr sind fünf Prozent weniger Jugendliche (- 6.988) straffällig geworden. Von insgesamt mehr als 477.900 ermittelten Tatverdächtigen waren 108.011 jünger als 21 Jahre. Das ist ein Anteil von 22,6 Prozent und damit der niedrigste Stand seit 43 Jahren.

Gewalt- und Straßenkriminalität NRW

Im vergangenen Jahr gab es einen Rückgang der Straßenkriminalität um sechs Prozent auf 389.000 Taten. Das ist ein Minus von 24.600 Fällen. Auch bei der Gewaltkriminalität setzt sich der positive Trend der Vorjahre fort. Die Statistik belegt 46.983 Taten, 4,4 Prozent weniger als im Jahr 2012 (- 2.176). Die Polizei klärte 70 Prozent der Gewaltdelikte auf. Bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen, die um sechs Prozent auf 30.062 (- 1917) zurückgingen, lag die Aufklärungsquote bei über 80 Prozent.

Mord und Totschlag NRW

Die Anzahl der Straftaten gegen das Leben, einschließlich der Versuche, hat im vergangenen Jahr um 6,4 Prozent auf 452 Fälle zugenommen (+ 27). Das ist der zweitniedrigste Wert der vergangenen 20 Jahre. Die Ermittler klärten 94 Prozent der Taten auf. Die Kriminalpolizei ermittelte im Jahr 2013 in 122 Mordfällen und Mordversuchen. Das sind 17 Fälle mehr als im Jahr davor. Die Anzahl der Totschlagsdelikte einschließlich der Versuche stieg um 11 Fälle auf 225.

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Autor: ag | Foto: Gerhard Seybert / fotolia
Foto: Symbolfoto, Taschendiebstahl