Köln | Viel Zeit hatten die Wagenbauer in dieser kurzen Turbosession nicht, um ihr Werk zu vollenden. Bis in späten Nachtstunden wurde noch emsig gearbeitet, um alle Persiflagewagen rechtzeitig fertig zu bekommen. Einen ersten Blick auf diese konnten gestern Mittag die geladenen Gäste beim Richtfest werfen, für die die sonst fest verschlossenen Türen der Halle geöffnet wurden.

Unter ihnen waren auch das Dreigestirn und das Kinderdreigestirn, die ihren Zoch interessiert unter die Lupe nahmen. Außerdem beim Richtfest gesehen wurden auch Bap-Frontmann Wolfgang Niedecken, Patrick Adenauer, Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort, der frühere Zugleiter Alexander von Chiari und Ford-Chef Bernhard Mattes, der mit dem Zuglobeer in Silber ausgezeichnet wurde. Geehrt wurde auch Ordnungsamtsleiter Robert Kilp mit dem Festkomitee-Orden in Gold, der mit 15 Jahren das erste Mal im Zoch dabei war.

Zu sehen gibt es im Zug Kanzlerin Angela Merkel als Muttersau, die die armen Ferkel aus Südeuropa säugen muss. Auf dem FC-Wagen liegt Hennes, dem Präsident Werner Spinner und seine Vize Toni Schuhmacher und Markus Ritterbach ein neues Herz einpflanzen. Spinner und Ritterbach nahmen ihren Wagen vor Ort in der Halle gut gelaunt in Augenschein. Ein anderes Motiv beschäftigt sich mit den Zuständen in Russland, wo eine Band wie Pussy Riot hinter Gitter muss, während der französische Obelix Gerard Departieu zum Präidenten Putin überläuft. Thema ist auch die neue Spielbank, die dem Kölner OB viel Geld in die leeren Stadtkassen spülen soll.

Zugleiter Christoph Kuckelkorn zeigte sein Können als Wetterfrosch und prognostiziert für den Rosenmontag Höchsttemperaturen um zwei Grad, Wind aus Süd-Ost und leichter Schneefall – nicht gerade rosige Aussichten für die Jecken. Allerdings ist es in der Partnerstadt Rio an diesem Tag auch nicht optimal, da werden zwar 31 Grad, dafür aber starker Regen erwartet.

Lob gab es von Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes für das vierte Schwadron des Reiter-Korps Jan von Werth, die einmalig für Deutschland einen barrierefreien Wagen in den Zoch schicken, der es für Menschen mit Behinderung möglich macht, durch die Straßen der Stadt zu fahren. Gesegnet wurde der Rosenmontagszug vom katholischen Weihbischof Heiner Koch und Oberkirchenrat und Vizepräses der Evangelischen Kirche, Klaus Eberl.

Erstmals im Zoch dabei ist die kölsche Sambaschule „Viva Colorio!“, die das Sessionsmotto auf ihre Weise umsetzen möchte. Dazu gehören mehrere Persiflagewagen, wie der Fußballwagen oder die fahrende Großbaustelle, die sich auf dem Zugweg immer wieder verändern wird. Für den Sambasound sorgen Musikwagen, die den Jecken mächtig einheizen wollen. Zur kölschen Sambaschule gehören neben dem Zugleiter die Fidelen Fordler genauso wie Alt Lindenthal, Unger Uns, Lövenicher Neustädter und Rocholomäus.

Erwartet werden an Rosenmontag mehr als 1,2 Millionen Zuschauer, die sieben Kilometer langen Zoch gut dreieinhalb Stunden an sich vorbeiziehen lassen. Unterwegs sind im Umzug etwa 13000 Menschen, 520 Pferde sowie 119 Persiflage-, Fest- und Prunkwagen. Für die Musik im Zoch sorgen 124 Musikapellen, die auch aus dem Ausland nach Köln kommen. Insgesamt sind am Rosenmontag 523 Helfer und mehr als 600 Polizisten im Einsatz. Leider ist beim Zoch der Müll nicht vermeidbar, erwartet werden etwa 390 Kubikmeter Müll, die von 200 Mitarbeitern der Abfallwirtschaftsbetriebe beseitigt werden müssen.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Der Wagen der Bundeskanzlerin Merkel als Muttersau zeigt, die südeuropäische Ferkel in den Landesfarben von Griechenland und anderen säugt.