Köln | Auch zum sechsten Jahrestag des Archiv-Einsturzes am Kölner Waidmarkt, der zwei Menschenleben forderte, ist noch nicht abschließend geklärt, was die Ursache dafür war. Die Beweissicherung an der Unglücksstelle kommt nur langsam voran. Im Zusammenhang mit dem Einsturz des Historischen Archivs am 03. März 2009 sind der Stadt Köln seit diesem Zeitpunkt bis zum 31.12.2014 Aufwendungen in Höhe von insgesamt 213.738.993,69 Euro – einschließlich zahlungswirksamer Positionen – entstanden. Insgesamt schätzt man seitens der Stadt den durch den Einsturz entstandenen Gesamtschaden auf rund eine Milliarde Euro.

Diese Zahl wurde im Hauptausschuss der Stadt Köln am 2. März bekannt gegeben. Der Betrag setzt sich zusammen aus nicht zahlungswirksamen Aufwendungen (Abschreibungen) in Höhe von rund 90 Millionen, darunter 76,8 Millionen Euro aus der Wertminderung der Archivalien, sowie aus Zuführungen zu Rückstellungen aus den Jahren 2009 bis 2014 in einer Gesamthöhe von 123.615.662,33 Euro. Darin beinhaltet: Rückstellungen für die Restaurierung der Archivalien, Rückstellungen für die Ausgleichszahlungen an die KVB,  Rückstellung für die Archivalienbergung einschließlich Bergungsbauwerk, Rückstellungen für Prozesskosten oder auch Rückstellungen für das Besichtigungsbauwerk. Die Gesamtsumme der kassenwirksamen Kosten beträgt laut im Hauptausschuss vorgelegter Mitteilung seit 2009 insgesamt 97.476.334,55 Euro. Größter Posten darin: die Kosten für die Bergung und Restaurierung der Archivalien in Höhe von rund 47,7 Millionen Euro.

Ursache wird noch ermittelt

Was Ursache für das Unglück am Waidmarkt anbelangt, so halten die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) es für am wahrscheinlichsten, dass eine Fehlstelle an in der östlichen Schlitzwand des unterirdischen Gleisbauwerks am Waidmarkt für einen Wasser- und Bodeneintritt in die angrenzende Baugrube sorgte, wodurch dem Archiv „der Boden entzogen“ wurde, was letztlich zum Einsturz führte.  Einen Sog unter der Schlitzwand hindurch und hinein in die Baugrube, auch als „Fuchsgang“ bezeichnet, hält man seitens der KVB als „unwahrscheinlich“, erklärte KVB-Vorstand Jörn Schwarze, zuständig für den Stadtbahnbau, dem Hauptausschuss.

Ein Auffinden einer ersten kleineren Schadstelle an der Schlitzwand im November 2014 erhärte zudem den Verdacht, dass es aufgrund einer Fehlstelle im Bereich der Schlitzwandlamellen 10 und 11 bzw. 11 und 12 zum Einsturz gekommen sei. Diese Schadstelle vermutet man seitens der KVB in einer Tiefe von 26 bis 33 Metern unterhalb der Geländeoberfläche. Die aufwendigen Arbeiten innerhalb des Besichtigungsbauwerks, die durch Taucher durchgeführt werden, kommen nur langsam voran. Der aufgrund der Beweissicherung eingefrorene Boden entlang der Schlitzwand müsse immer erst aufgetaut und dann die Schlitzwand in 50-Zentimeter-Abschnitten mittels mehrerer Untersuchungsverfahren überprüft werden. Schwarze erklärte, die KVB gehe aktuell davon aus, dass die Beweissicherung durch Gutachter Prof. Hans-Georg Kempfert im Besichtigungsbauwerk am Waidmarkt erst im Sommer 2017 abgeschlossen werden könne. Daher sei eine Gesamtinbetriebnahme der Nord-Süd-Stadtbahn in 2019 „nicht mehr realistisch“, so die KVB.

Autor: Daniel Deininger | Foto: Stadt Köln
Foto: Das Bild zeigt die Unglücksstelle im März 2009 (Quelle: Stadt Köln).