Köln | Köln glüht. Vor allem die Strecke der CSD-Demonstration 2015. Es ist laut, es ist hot, es ist sexy, nicht zuletzt durch die vielen Promotion-Boys und Girls die auf Tour durch Deutschlands Pride Veranstaltungen sind. Der CSD 2015 ist vor allem einer der tanzt, Selfies macht und sich selbst unbeschwert feiert. Und das ist gut so. Das Motto „Vielfalt: lehren, lernen, leben“ wird nur von wenigen Gruppe umgesetzt. Das Thema Homoehe spielt eine nahezu gleichstarke Rolle und auf dem Heumarkt jubelt man Claudia Roth zu, als sie diese fordert. Auf der Abschlusskundgebung befragte die Community zwei Kandidaten um das Amt des Oberbürgermeisters Henriette Reker und Jochen Ott.


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Conchita Wurst erobert die Kölner Community im Sturm

Um 12 Uhr eröffnete der KLuST die CSD Demonstration 2015 gemeinsam mit Conchita Wurst – der Ikone. Schon als Wurst die Deutzer Brücke hinaufgefahren wurde und dann ausstieg brandete Jubel auf. Und spätestens mit den dann folgenden Worten hatte sie sich einen tiefen Platz im Herzen der Kölner Community reserviert. Erst schwärmte sie „Ihr seht großartig aus“ und dann bejubelte sie den Kölner CSD. Sie sei zum ersten Mal beim Kölner CSD, alle anderen dafür gehaltenen waren somit Doubles, und habe nicht gewusst, wie großartige dieser CSD sei. Sie habe wunderschöne drei Tage erlebt, die Stadt sei voller Touristen und die Jungs alle voller Liebe, so Wurst.Sie nutzte die Gelegenheit aber auch klar zu machen, dass nicht überall auf der Welt, so CSD wie in Köln gefeiert werden könne. Ganz besonders kritisierte sie die Vorfälle in Istanbul. Den Kölnern versprach Conchita Wurst: „Ich komm wieder“. Kölns Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes erinnerte an die vor zwei Tagen erfolgte Auszeichnung von Conchita Wurst mit dem Jean-Claude Letist Preis. Sie sei eine würdige Preisträgerin. Conchita Wurst habe vielen Menschen Mut gemacht, so Kölns 1. Bürgermeisterin, für die der CSD auch politisch bleiben muss. Auch Scho-Antwerpes verurteilte die Vorfälle beim CSD in Istanbul und möchte sich dort im nächsten Jahr persönlich für die Austragung eines freien CSD einsetzen. Auch in Köln sei noch viel zu tun. Scho-Antwerpes machte der Community aber auch Mut: „Tragt die Liebe überall auch dorthin wo wir Gegner haben“.

Bunt wird der Cologne Pride durch die Community

Kurz nach 12:30 Uhr startete ein stundenlanger und nicht enden wollender Strom an Menschen, die für Vielfalt und Toleranz eintraten, aber auch gerne ihre Botschaften in Form von Flyern unter den am Straßenrand Wartenden verteilten. Für die Buntheit und Velfalt stehen sicher die vielen Gruppen die in der Community eine Rolle spielen. Sei es das Rubicon, das anyway, der SC Janus oder auch die Golden Girls, die für die Solidarität und das gegenseitige Kümmern innerhalb der Community stehen. Dazu sind mittlerweile auch die politischen Parteien massiv vertreten. Vor allem die Grünen waren in diesem Jahr noch umfangreicher vertreten, als sonst. Die Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters Henriette Reker wurde in einer Gondel durch Köln gefahren, ein Flyerbauchladenfahrrad verteilte Statements und auch die Grünen aus dem Bundestag waren mit Anton Hofreiter, Claudia Rot und Volker Beck vertreten. Der Landesvorsitzende der NRW Grünen Sven Lehmann, aber auch Arndt Klocke, der auf Rollerblades für alternativen Verkehr Reklame machte war dabei. Die Linke, die CDU, die Piraten und die Linksjugend oder SPD, der DGB, alle hatten Abordnungen auf dem CSD.

Studentengruppen bringen frischen Schwung

Besonders erfrischend waren die studentischen Gruppen, die sich mittlerweile immer stärker einbringen, ob dies die Medizinstudenten oder die Studenten der Deutschen Sporthochschule waren, die mit ihren bunten und aktiven Gruppen viel Leben in den CSD brachten. Ein tolles Bild die Swinging Sisters, nur Männer puschelten in diesem Jahr keine. Puscheln scheint out zu sein. Auch der 1. FC Köln war mit dabei, auf dem Wagen Markus Ritterbach, Vizepräsident des Vereins und Geschäftsführer Wehrle. Dazwischen auch lange Passagen mit großen Promotion-Trucks vom Vodka-Dealer bis zum Baumarkt und Supermarkt um die Ecke. Aber auch zwei Bahnreiseanbieter, die um Kunden kokettierten. Beim kölschen Publikum kam das gut an, denn die werfen natürlich, neben den kurzen erfrischenden Wasserpistolengüßen, auch etwas was man auffangen kann. Ok, nicht alle Lollis, aber so kennen wir das in Köln. Die Kölschen aus der Community hatten dann auch den Schirm genau andersherum gehalten. Die Promotion Boys und Girls machen den CSD leicht und sexy und konsumig, langweilig wird es nur wenn sich nur LKW an LKW reiht.

Trotz der extremen Hitze feierte die Community ausgelassen und intensiv, entlang der Strecke. Allerdings waren nur wenige Minuten nach dem Ende des Zuges im Eiscafe am Quatermarkt alle Tische und Stühle besetzt und Eiskaffee war ein gefragtes Getränk.

Claudia Roth fordert Akzeptanz statt Toleranz

Claudia Roth wurde auf der Hauptbühne am Heumarkt, bei der Abschlusskundgebung des Cologne Pride 2015 nach ihrer Rede gefeiert. „Claudia, Claudia“-Rufe kamen aus dem Publikum. Sie sprach von einer Blamage für Deutschland, wenn die Bundesregierung nicht umgehend die Ehe für alle öffne und zählte die Länder die die sogenannte Homoehe von Mexiko bis Irland und USA auf. Auch das Adoptionsrecht für Alle sollte, so Roth, hier und jetzt eingeführt werden. Roth verurteilte den Polizeieinsatz auf dem CSD in Istanbul auf das Schärfste und forderte die Community auf, sich auch mit den Flüchtlingen zu solidarisieren.

Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks geht davon aus, dass wie es das Grundgesetz vorsehe, die Ehe für Alle und das Adoptionsrecht kommen werden. Allerdings machte Hendricks auch keinen Hehl daraus, warum es so lange mit der Umsetzung dauere. Es läge an der CDU.

Autor: Andi Goral