Köln | 200 Betten stehen in einer Turnhalle in Köln-Weiden. Es ist eine Turnhalle, die Vorhänge stehen halb offen. Dort werden in Kürze Flüchtlinge leben. Familien mit Kindern. Essen im 30 Minuten Takt und die Stadt bittet die Bevölkerung um Kinderspielzeugspenden. Das Umfeld in Weiden und die Schulen, wollen eine Willkommenskultur leben.

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Bett an Bett

Dicht an dicht stehen die Betten. Es gibt keine Intimsphäre, nur rot weiße Absperrbänder, die auf den Fußboden geklebt sind. Die dreigliedrige Turnhalle bietet vorne ein wenig Sitzplatz und dann die dicht an dicht gestellten Betten. Für die Männer gibt es einen Nassbereich, die Frauen und Kinder haben zwei. Ihre Habseligkeiten können die Menschen in Spinden unterbringen. Das Essen gibt es im ersten Stock und muss in kleinen Gruppen eingenommen werden, der Raum ist für alle zu klein. Von 11:30 bis 14 Uhr gibt es etwa Mittagessen, jeder hat 30 Minuten Zeit. Getränke gibt es permanent. Acht Sozialarbeiter, neun Mitarbeiter in der Hauswirtschaft, plus Hausmeister und rund um die Uhr vier Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes sind für die Flüchtlinge da. Die werden in der Turnhalle warten und ihre Tage verbringen.

Flüchtlinge sollen bis Weihnachten in der Turnhalle bleiben

Die Stadt Köln sagt, die Alternative wäre, dass die Flüchtlinge sonst auf der Straße säßen. Die Turnhalle solle bis Weihnachten als Provisorium dienen. Die Turnhalle in Weiden sei bewußt ausgewählt worden, weil sie den besten Nass- und Sanitärbereich geboten habe. Die Schulen, des Schulzentrums Weiden wollen für eine Willkommenskultur sorgen. Man habe das in der Lehrerkonferenz, mit der Schülervertretung und der Elternvertretung besprochen, so die Schulen. Auch freiwillige Helfer seien willkommen, allerdings bittet das Deutsche Rote Kreuz (DRK) nicht auf eigene Faust aktiv zu werden, sondern den Weg über das soziale Ehrenamt des DRK zu suchen (Tel: 0221.5487-222). Nach Anmeldung und Einweisung durch die Sozialarbeiter können freiwillige Helfer aktiv werden.

Dach über dem Kopf. Mehr nicht.

Die Turnhalle ist ein Dach über dem Kopf, mehr nicht. Es ist ein Ort wo Menschen null Intimität zugebilligt wird, es keine Rückzugsmöglichkeit gibt. Alles ist öffentlich. Normalerweise dienen Turnhallen nur bei Katastrophen als erste und schnelle, also im Akutfall als Hilfe. Jetzt sollen hier 200 Menschen über einen Monat verbringen. In einer Stadt in der Immobilien, vor allem Gewerbeimmobilien leerstehen, werden Menschen in einem ehemaligen Baumarkt und einer Turnhalle untergebracht. Die Turnhalle darf eigentlich kein Provisorium sein, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Flüchtlinge dort ihren einzigen Lebensmittelpunkt haben, denn sie dürfen nicht arbeiten, sich nicht integrieren und nur warten ob ihr Asylantrag genehmigt wird oder sie zurückgeschickt werden. OB Roters hatte zuvor angekündigt, die Stadt habe keine Kapazitäten mehr und dies auch dem Innenministerium mitgeteilt. Auf einer Kundgebung am Montag „Den Mantel teilen“, hatten Initiativen dazu aufgerufen eine Willkommenskultur zu entwickeln und sich als Stadtgesellschaft solidarisch mit den Menschen zu zeigen.

Autor: Andi Goral
Foto: Zwei Stoffpuppen für die Flüchtlingskinder im „Spielzimmer“ der Turnhalle in Köln-Weiden. Die Stadt bittet um Spielzeugspenden für die Kinder der Flüchtlinge.