Köln | Die „Kölner Feger“ ist ein Beschäftigungshilfeprogramm initiiert vom SKM Köln in Zusammenarbeit mit dem Jobcenter und der AWB, dass ehemals Drogenabhängigen helfen soll, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Seit Juni 2015 säubern die „Kölner Feger“ Orte in Köln, die durch die Drogenszene und Wohnungslose stark verschmutzt wurden und wagen so selbst den Start in ein neues Leben.

Jeden Morgen streifen sich Kay, Markus, Dieter, Marcel, Dirk und Stefan ihre blauen Westen über und machen sich auf den Weg, um Hinterlassenschaften von Drogenabhängigen und Obdachlosen zu beseitigen. Spritzen und andere Überreste des Drogenkonsums sowie alltäglichen Müll entsorgen sie und verschönern so das Stadtbild. „Früher war das anders“, erzählt Markus. Er nimmt an einem Methadonprogramm teil und nimmt selbst keine Drogen mehr, gehört also zur Gruppe der Substituierten. Auch nach seinem Ausstieg aus der Drogenszene blieb sein Alltag unstrukturiert. Er musste kein Geld mehr für Drogen auftreiben. Und so vertrieb er sich seine Zeit in der SKM -Suchthilfe am Hauptbahnhof oder traf sich mit anderen Substituierten an öffentlichen Plätzen. Er ist, wie andere auch, Teil einer sozialen Randgruppe. Hier setzt das Projekt „Kölner Feger“ an und versucht Menschen am Rande der Gesellschaft sozial zu integrieren, so SKM-Vorstand Markus Peters: „Sucht hat mehrere Dimensionen. Eine körperliche, eine psychische und insbesondere eine soziale Dimension.“

Sprungbrett für ein neues Leben

Nach drei Monaten als „Kölner Feger“ hat sich das Leben der Männer sehr verändert. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Verantwortungsbewusstsein sind die Werte, die jetzt ihr Leben bestimmen. Die Arbeit bei den „Kölner Fegern“ soll nach jahrelanger Arbeitslosigkeit als Sprungbrett für das richtige Arbeitsleben dienen. Zusätzlich zu ihrem Arbeitslosengeld II erhalten die Substituierten 1,30 Euro pro Stunde für das Säubern der Stadt. Zusammen mit einer Betreuerin durchstreift die Gruppe täglich für 4 Stunden ihre vorher festgelegten Routen in der Kölner Innenstadt. Eine Vollzeit-Schicht würde bei der Gruppe kontraproduktiv wirken. Es geht darum, dass sie sich wieder mit den Regeln der Arbeitswelt vertraut machen können. Kay meint er sei bereit für einen Vollzeit-Job. Bereits jetzt träumt er von einem richtigen Arbeitsleben, unabhängig von Hartz-IV. Er möchte einfach nur wieder ein ganz normaler Teil der Gesellschaft werden. Genau das erhofft sich auch der Geschäftsführer des Jobcenters Köln, Olaf Wagner, für andere Hartz-IV-Empfänger. Durch eine gemeinnützige Tätigkeit und die daraus resultierende gesellschaftliche Wertschätzung glaubt er, finde man die Motivation, einen Neuanfang zu wagen. Es sollte mehr solcher Projekte in Köln geben, so Wagner.

Eine ausschließlich positive Resonanz

Für ihre gemeinnützige Arbeit erhalten die „Kölner Feger“ ausschließlich positive Reaktionen aus der Bevölkerung. An den Plätzen, an denen sie regelmäßig sauber machen, nimmt der Müll immer mehr ab und Kölner Bürger zeigen sich voller Anerkennung für die, die sonst außerhalb der Gesellschaft stehen. Vor ihrem Arbeitsbeginn als „Kölner Feger“ waren die Männer zunächst noch skeptisch, wie die Drogenszene auf ihre Tätigkeit reagieren würde. Doch wider Erwarten zeigen viele der „Szeneangehörigen“ reges Interesse und wollen selbst ein Teil des Projektes werden. Besonders stolz sind die Projektteilnehmer auf die positive Resonanz von Seiten der regulären AWB-Mitarbeiter. Die respektieren ihre Kollegen in den blauen Westen für ihr Engagement und ihre sorgfältige Arbeit. Schließlich reinigen die „Kölner Feger“ auch oft Orte, die bei AWB-Mitarbeitern aufgrund des vielen Drogenmülls unbeliebt sind. So steht die AWB, die das Projekt des SMK von Anfang mit Arbeitsmaterial unterstützte, einer möglichen Übernahme von „Kölner Fegern“ in den regulären AWB-Betrieb auch nicht abgeneigt gegenüber.

Autor: Louis Goral-Wood