Köln | Unweit des ehemaligen Messeturmes am Deutzer Rheinufer steht seit 1993 ein Mahnmal, das an das Kölner Messelager im Nationalsozialismus erinnert. Es ist einer der zentralen Kölner Erinnerungsorte zu NS-Verbrechen.  Erosion hatte dem Denkmal zugesetzt, nun hat es die Kölnmesse instandsetzten und mit einer Blechabdeckung vor künftiger Erosion schützen lassen.

Anlass für die  Renovierung des durch den Bildhauer Wolfgang Reuter geschaffenen Mahnmals, das der Architektur der dahinter liegenden Rheinlandhallen nachempfunden ist und eine Gedenktafel für die Opfer des Nationalsozialismus trägt, sei das 90-jährigen Bestehens der Kölnmesse, so Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kölnmesse. Man habe das Mahnmal, das zu verfallen schien, wieder in einen würdevollen Zustand versetzen wollen. „Das Lager ist Bestandteil der Historie des Messegeländes“, so Böse und weiter: „ Die Instandsetztung sehen wir daher als Teil unserer Verantwortung vor der Geschichte.“

„Das Messegelände hat in vielfacher Hinsicht eine zentrale Bedeutung für das Terrorsystem der Nationalsozialisten in Köln gespielt“, so Dr. Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln während einer Ansprache zur offiziellen Vorstellung des renovierten Mahnmals, der auch Dr. Michael Rado, Vorsitzender der Synagogen-Gemeinde Köln beiwohnte.

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Hintergrund: Das Kölner Messelager

Unmittelbar nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden rund 1.000 polnische Kriegsgefangene in der Osthalle der Messe interniert. Es folgten weitere Kriegsgefangene aus Frankreich und der Sowjetunion, die alle als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden.Im Mai 1940 diente das Messegelände als Sammellager für rund 1.000 Sinti und Roma aus Köln und umliegenden Städten. Von Bahnhof Deutz-Tief wurden sie dann in durch die SS errichtete Konzentrationslager und Zwangsarbeitskolonnen im besetzten Osteuropa deportiert. 

Ab 1941 wurden die Messehallen auch als Sammellager für Juden, unter ihnen auch rund 7.000 Kölner Juden, die vom Bahnhof Deutz aus in Vernichtungslager deportiert wurden, genutzt. Hier war auch das Lager für beschlagnahmte Besitztümer Kölner Juden untergebracht, die an die Kölner Bevölkerung versteigert wurden. Ab 1942 waren die Messehallen eine Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald. Rund 1.000 KZ-Häftlinge der SS-Baubrigade III, die unter anderem auch für Bombenräumung und -Entschärfung eingesetzt wurden, waren dort interniert. Im Oktober 1944 wurde das Messelager aufgrund massiver Bombentreffer aufgegeben.

Allein das KZ-Außenlager durchliefen 6.000 Häftlinge. Zwischenzeitlich waren auch vom Nationalsozialismus Verfolgte, darunter auch der spätere Bundeskanzler und ehemalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer dort inhaftiert.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Messe-Chef Gerald Böse, Dr. Werner Jung (NS-DOK) und Dr. Michael Rado, Vorsitzender der Synagogen-Gemeinde Köln neben dem renovierten Mahnmal (vlnr.)