Köln | 120 Ladestationen wurden seit 2009 im Kölner Stadtgebiet errichtet, an denen 200 Autos gleichzeitig Strom tanken können, und mehr als 715000 Kilometer wurden zurückgelegt, ein großer Teil davon rein elektrisch, der Rest mit Plugin-Hybrid-Fahrzeugen. Für Stadt, Land und Bund ist das Kölner Großprojekt „ColognE-Mobil“ ein großer Erfolg, auch wenn man vom wirklichen Durchbruch der mit Strom betriebenen Fahrzeuge noch ein gutes Stück entfernt ist.

Die 120 Ladestationen bedeuten laut dem Energieversorger Rheinenergie die höchste Dichte von Stromtankstellen in einem deutschen Ballungsgebiet. Derzeit sind etwa 1200 elektrifizierte Fahrzeuge in Köln unterwegs. 2025 sollen es 50000 sein. Bundesweit sind derzeit 107000 rein elektrische und Plugin-Hybrid-Fahrzeuge unterwegs.

Dagegen gibt es in Deutschland derzeit 2,5 Millionen E-Bikes bzw. Pedelecs, die jährliche Zuwachsrate liegt bei 500000 Stück. Dorthin müssten auch die E-Fahrzeuge mittelfristig hinkommen, Pioniergeist wie in Köln sei hier vonnöten, sagt NRW-Verkehrsminister Michael Groschek bei der Vorstellung der Bilanz von „ColognE-Mobil“ in dieser Woche. Das hochsteckte Ziel von einer Million E-Fahrzeuge im Jahr 2020 scheint derzeit kaum erreichbar.
Trotzdem ist man mit dem Kölner Großprojekt sehr zufrieden. So gibt es im Rheinauhafen elf Landstromabschlüsse für die Binnenschiffe, die während der Liegezeiten für ihre Stromversorgung im Hafen nun auf ihre Dieselaggregate verzichten können. Auch Hotelschiffe mit hohem Stromverbrauch sollen künftig im Deutzer Hafen und am Altstadtufer versorgt werden. Bis 2016 geht außerdem die erste reine E-Buslinie der KVB mit acht Fahrzeugen an den Start.

Insgesamt waren beim Großprojekt 13 Partner vom Flughafen und dem Tüv über die KVB und der Rheinenergie bis zu Ford und der Stadt Köln am Start. 56 Fahrzeuge vom Lieferwagen über Taxis bis zum Privatfahrzeug wurden mit reinem Elektro- und Plugin-Hybrid-Antrieb eingesetzt. Sehr zufrieden zeigt man sich neben der guten Infrastruktur mit der Alltagstauglichkeit und der Reichweite der Fahrzeuge. Sehr gut kamen die E-Taxis bei der Fahrgästen an, dagegen waren die Kunden beim Car-Sharimg an E-Fahrzeugen interessiert, zeigten aber keine Bereitschaft dafür mehr Geld zu zahlen.

Im Zuge von „ColognE-Mobil“ hatte der Flughafen beispielsweise acht Autos mit Elektro- oder Hybrid-Antrieb angeschafft und dafür Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ausgemustert. So konnten C02-Emissionen und der Ausstoß von Rußpartikeln vermieden werden. Für den flächendeckenden Einsatz der E-Dienstwagen wurden auf dem Gelände zehn Ladestationen installiert.

23 Mitarbeiter wurden zur Elektrofachkraft für den Umgang mit den Autos und die Wartung ausgebildet. Es wurden Daten über Fahrzeiten, Batteriezustand und Ladedauer erfasst und mit den Projektpartnern ausgewertet. Die E-Autos legten am Airport rund 90000 Kilometer zurück. „Die Elektroautos haben sich im Dauereinsatz am Flughafen bestens bewährt und werden von unseren Mitarbeitern rege und gern gefahren“, sagt Flughafenchef Michael Garvens.

Rheinenergie-Chef Dieter Steinkamp ist davon überzeugt, dass sich die E-Mobilität durchsetzen wird und dass man als Energieversorger damit auch Gewinne erzielen kann. Noch ist der Strom aus den Ladestationen kostenlos. Er wird nur aus regenerativen Quellen wie Wasser und Windkraft gewonnen. Man müsse das eigene Knowhow aufrüsten, wenn sich die Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge auf breiter Front durchsetzen werden. Auch ein geeignetes Abrechnungssystem sei dann wichtig. „Dem E-Mobil gehört die Zukunft“, sagt Steinkamp.

Dass ein Umstellung unumgänglich ist, zeigen allein die aktuellen Zahlen beim CO2-Ausstoß. Insgesamt 2,6 Millionen Tonnen CO2 werden durch den Straßenverkehr in Köln in die Luft geblasen. Das sind ein Drittel der gesamten Emission der Stadt. Täglich strömen 300000 Pendler nach Köln, davon sehr viele mit dem Auto. Staus gibt es in Köln fast jeden Tag im Jahr. Dabei wird erwartet, dass die Einwohnerzahl künftig noch um 200000 steigen wird.

Autor: Stephan Eppinger