Köln | Heute, vor 35 Jahren, wurde die Organisation „Cap Anamur – Deutsche Notärzte e.V.“ ins Leben gerufen. Die kleine Hilfsorganisation mit Sitz in Köln bietet mithilfe von Spendengeldern medizinische Hilfe in Kriegs- und Krisengebieten an. Dabei begann alles mit einem Schiff im südchinesischen Meer.

Am 1. August 1979 gründete das Ehepaar Rupert und Christel Neudeck gemeinsam mit Freunden, darunter auch Heinrich Böll, die Hilfsorganisation unter dem Namen „Ein Schiff für Vietnam“. Auslöser war die Massenflucht von 1,6 Millionen Vietnamesen, die versuchten vor dem kommunistischen Regime zu fliehen. Auf völlig überladenen und kaum fahr tauglichen Booten führte ihr Weg in die Freiheit sie über das südchinesische Meer: Sie ertranken zu Tausenden. Das Ehepaar Neudeck wollte den Menschen in Vietnam helfen und charterte den Frachter mit dem Namen „Cap Anamur“: Bis 1986 retteten sie rund 11.400 Flüchtlingen das Leben. 35.000 Menschen erhielten medizinische Hilfe. Doch selbst nach 1986 gaben die Neudecks ihren Traum von einer besseren Welt niemals auf: Bis 2014 hat die Organisation „Cap Anamur“ Projekte in über 50 Ländern verwirklicht. Besonders wichtig ist den Mitarbeiter die Nachhaltigkeit ihrer Projekte: „Wir schaffen Strukturen, die das Leben der in Not geratenen Menschen dauerhaft verbessern. Danach gilt: Je schneller wir ein Projekt in die Hände der lokalen Mitarbeiter geben können , desto besser. Denn das heißt: Wir können an weiteren Orten Leben retten“, so Bernd Göken, der Geschäftsführer. Die Organisation finanziert sich ausschließlich durch private Spendengelder.

Klein aber fein

„Brot für die Welt“ beschäftigt 141 Mitarbeiter. „Unicef“ beschäftigt 7200 Mitarbeiter. „Cap Anamur“ beschäftigt 4 hauptamtliche Mitarbeiter im Inland und International sind gerade einmal 23 Menschen im Einsatz. So wenig Mitarbeiter halten die Verwaltungskosten gering: Gerade einmal 8 Prozent der Spendengelder fließen in die Verwaltung. Über 90 Prozent der Spenden können dann zugunsten notleidender Menschen in Krisengebieten aufgewandt werden. Das lohnt sich. Besonders wenn sich das Spendenvolumen einer Organisation auf 3.5 Millionen Euro beläuft.

„radikale und kompromisslose Menschlichkeit“

Die Arbeit der Ärzte, Krankenschwestern, Bauingenieure, Zimmerleute und Logistiker besitzt Vorbildcharakter: Gegen einen Taschengeldbetrag fliegen sie in Krisengebiete und retten Menschenleben. Raphael Veicht, Krankenpfleger und längjähriger Mitarbeiter bei Cap Anamur spricht zu Recht von „radikaler und kompromissloser Menschlichkeit“. Zurzeit bietet die Organisation Menschen in neun Ländern humanitäre Hilfe an: In Afghanistan, Bangladesch, Madagaskar, Nordkorea, Sierra Leone, Sudan, Syrien, Uganda und in der Zentralafrikanischen Republik. In seiner Ausrichtung ist „Cap Anamur“ unparteiisch, partei- und konfessionslos.

Autor: Louis Goral-Wood
Foto: Ein Logistiker von „Cap Anamur“ in einem Flüchtlingslager in Mogadischu.