Köln | Schön sind die Bahnbögen in ihrem jetzigen Zustand wahrlich nicht – öde und grau wirkt der eingezäunte Bereich an der Bartholomäus-Schink-Straße in Ehrenfeld. Seit 1840 gibt es dort die Bahnstrecke, die zunächst ebenerdig verlief und dann in den 20er Jahren auf ihr heutiges Niveau gehoben wurde. In den insgesamt 90 Bahnbögen darunter hatten Handwerker ihren Platz gefunden. Auch als günstige Lagerfläche wurden die Bögen genutzt.

Das änderte sich in den 90ern, als die Bahn die Strecke modernisierte und um zwei S-Bahn-Gleise erweiterte. Damals mussten alle Nutzer weichen. Die Bahnbögen wurdfen an einen Generalpächter vergeben, der daraus eine gastronomische Flaniermeile machen wollte. Allerdings sorgte wohl die Sanierung dafür, dass in die Bahnbögen Wasser eindrang und die Pläne zunichte machte. Seitdem ist dort weitgehend eine unansehnliche Brachfläche entstanden. Zu den Ausnahmen gehört der Clubbahnhof Ehrenfeld mit seinem Biergarten.

Inzwischen konnte man die Bahn zu Gesprächen bewegen und eine Bahnkonferenz ins Leben rufen. Die Bahn selbst untersucht nun die Bahnbögen und die Möglichkeit, die Schäden zu beheben. Doch inklusive Planungszeit und Realisierung werden wohl noch mindestens sechs bis sieben Jahre ins Land gehen. Wie man in der Zwischenzeit den Bereich aufwerten kann, darüber diskutierte am Samstagmittag die Ehrenfelder SPD mit Bürgern und Experten.

Eine Idee ist im Bereich vor den Bahnbögen urbane Gärten anzulegen, die optisch für eine Verschönerung sorgen und mit ihren Pflanzen das Klima verbessern. Zu den Experten beim Urban Gardening gehört Marcel Hövelmann, der von den bereits in Köln gemachten Erfahrungen berichtete. Dazu gehört der Gemeinschaftsgarten NeuLand genauso wie der Campusgarten, der Obsthain Grüner Weg oder die Pflanzstelle Kalk. „Wir sprechen nicht vom Guerilla-Gardening, sondern von legalen und intelligenten Konzepten für die Zwischennutzung von Brachflächen, die durchaus auch langfristiger sein kann“, sagt Hövelmann und stellt damit ein weltweites Phänomen vor, das immer mehr Menschen begeistert.

Wie man so ein Konzept bei den Bahnbögen anwenden kann, die mit ihrer Lage an der schattigen Nordseite nicht für alle Pflanzen geeignet sind, dafür gibt es nicht Vergleichbares. „Dort muss Pionierarbeit geleistet werden“, sagt Hövelmann. Erfahrung mit dem Begrünen des Stadtteils hat auch Sabine Voggenreuter vom Designquartier Ehrenfeld. „Eine grüne Duchwegung an den Bahnbögen mit einem Radweg scheint möglich und auch notwendig“, sagt sie. Allerdings ist unklar wie ein Radweg durchgesetzt werden kann, sei es auf dem Gebiet des Generalpächters oder auf städtischen Gebiet.

Da die Bahn zu den Bauarbeiten an den Bögen wohl auch mit schweren Gerät anrücken muss, sind sich die Teilnehmer schnell einig, dass man mit mobilen Containern arbeiten muss, um die Pflanzen, wenn nötig, in Sicherheit zu bringen. Auch die Sorge von Vandalismus etwa durch Nachtschwärmer wird vorgetragen. „Ich rate dazu, das Gelände nicht einzuzäunen, da ein Zaun die Wahrscheinlichkeit von Vandalismus eher noch erhöhrt“, sagt Hövelmann.

Letztendlich einigt man sich beim ersten Gespräch darauf, zunächst zwei bis drei Bäume im Container aufzustellen und weitere Kästen mit Beerensträuchern zu bestücken. Außerdem soll eine Arbeitsgruppe gegründet werden, die das Projekt vorantreibt. „Dazu gehören unter anderem die SPD, das Designquartier und der Clubbahnhof. Wir wollen auch Gespräche mit dem Generalpächter zum Thema aufnehmen und untersuchen, welche Pflanzen für das Gelände geeignet sind und wie wir diese finanzieren können. Insgesamt hatten wir heute ein sehr produktives Treffen“, sagt Moderator Andreas Pöttgen (SPD) von der Bezirksvertretung.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Die Bahnbögen in Ehrenfeld in ihrem aktuellen Zustand