Köln | Ab morgen kann im Kölner Stadtmuseum die Ausstellung „Elftausend Jungfrauen: Das Urula Projekt“ vom bekannten Comic-Zeichner Ralf König betrachtet werden. Der Comic, für den er anderthalb Jahre zur Fertigstellung brauchte, befasst sich mit der Legende der heiligen Ursula und ist noch bis zum 9. Februar 2013 ausgestellt.

„Ich kann mir vorstellen, dass mein Werk einigen zu derbe ist, aber das war bei meinen Comics schon immer so. Ich möchte mit allen Themen möglichst offen und ehrlich umgehen. Bei dem Comic habe ich mir sehr wenig ausgedacht. Auch wenn es derbe erscheint habe ich alles aus alten Büchern, Schriften und dem heiligen Kalender akribisch recherchiert.“, so König zu seinen Werken. Die Ausstellung über die elftausend Jungfrauen ist in zwei Ebenen unterteilt: Im Untergeschoss liegt der Fokus auf einem Blick „hinter die Kulissen“. Vor dem Hintergrund der goldenen Kammer aus der Kirche St. Ursula ist das Arbeitszimmer Königs ausgestellt. Neben ersten Skizzen, verworfenen Fassungen und leeren Stiften, die er für die Fertigstellung seines neuesten Werkes brauchte, kann man unter anderem den Entstehungsprozess eines Comics besichtigen. Im Obergeschoss findet man seine Zeichnungen und Auszüge des neuen Werkes.

Zum Comic

„Es ist schon lange her, dass man mir die Legende der heiligen Ursula erzählte. Der Kölner Dom, der Rhein, Engel und ein Papst der in Versuchung gerät, die Dinge sehe ich natürlich direkt in “Knollennase“ “, erläuterte König, dessen Figuren sich vor allem durch eine dicke Nase auszeichnen. „Bisher hatte ich immer andere Projekte. Durch den 11. September kam ich bei meinem Zeichnungen zum ersten mal zum Thema Religion. Hier lag der Fokus auf Afghanistan, der Taliban und Terrorismus. Freunde sagten mir ich solle aufpassen mit meinen Darstellungen, auch der Verlag wollte, dass ich meine Zeichnungen überdenke. Meiner Meinung nach war das ziemlich hysterisch. Es war meine Sicht der Dinge, meine Bilder mich zum Thema Religion zu äußern. Als dann Mario Kramp, Direktor des Kölnischen Stadtmuseums, auf mich zukam, begann ich aber die Geschichte der heiligen Ursula zu zeichnen.“

21. Oktober Gedenktag der heiligen Ursula

Angelehnt an den Monat in dem der Gedenktag der heiligen Ursula ist wird die Ausstellung im kölnischen Stadtmuseum eröffnet. In der Kirche St. Ursula findet vom 14. – 21. Oktober sogar eine „Ursula Festwoche“ statt. Pfarrer Frank Müller ist sich sicher, „In der heutigen Zeit ist es ein wesentlicher Auftrag in Dialog zu treten. Auch wenn der Künstler das Thema Religion aufs Korn nimmt, so kommen die Glaubensthemen doch ins Gespräch. Auch wenn er kritisch Stellung nimmt reden die Leute wieder über Religion, das kann ich nur gut heißen.“

Auch Ralf König freut sich über die Kooperation mit der Kirche. „In Zeiten von religiöser Überempfindlichkeit, freue ich mich sehr über Gläubige, die nicht ganz so verkniffen sind. Es ist nicht so, dass ich mich einfach nur über etwas Lustig mache. Ich setzte mich intensiv mit den Themen auseinander. Ich möchte wissen worüber ich schreibe, daher recherchiere ich gründlich. Ich kümmere mich nicht um Gotteslästerung.“

„Es ist immer eine Frage der Gesellschaft worüber sich aufgeregt wird“, ergänzt der Museumsdirektor. „In den 70ern war es die Politik, in den 80ern die Pornographie und heute ist es Religionsfreiheit. Sicher ist es auch ein Ziel des Museums mit der Ausstellung in das Wespennest zu stechen.“

Die Legende

Die Geschichte der heiligen Ursula, die nach einer Pilgerfahrt mit ihren Begleiterinnen vor den Toren Kölns den Märtyrertod durch die Hunnen erlitt, spielt auch heute noch eine Rolle in Köln. In Form von elf Tropfen, manche nennen es Flammen, ist das Schicksal der frommen britannischen Prinzessin im Kölner Stadtwappen verewigt.

Über den Comic-Zeichner

Ralf König wurde 1960 in Soest geboren, lebt und arbeitet aber seit nun gut zwanzig Jahren in Köln. Bekannt wurde König vor allem durch seinen Comic „Der bewegte Mann“. Zahlreiche Museen, darunter Berlin, Koblenz, Oberhausen und Basel, haben seine Arbeiten bereits ausgestellt. In seinem jüngsten Comic „Elftausend Jungfrauen“ nimmt König Kölns Stadtpatronin aufs Korn. Neben seinem Erfolg als Comic-Zeichner in der schwulen Szene, engagiert er sich gegen die zunehmende Aggressivität religiöser Eiferer. Seine Provokanten und durchaus mutigen Zeichnungen auf dem Höhepunkt des „Karikaturenstreits“ in der Debatte um islamistische Ideologen wurden mit dem „Max und Moritz-Preis“ ausgezeichnet.

INFOBOX

Die Ausstellung findet vom 13. Oktober 2012 bis zum 9. Februar 2013 statt. Das Stadtmuseum hat Dienstags von 10:00 bis 20:00 Uhr und Mittwochs bis Sonntags von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 3,50 €, Kinder ab 6, Schüler und Schülerinnen, Studierende sowie andere Ermäßigungsberechtigte zahlen 1,50 €. Das Ticket, welches die ständige Ausstellung beinhaltet, kostet 7 €, ermäßigt 4 €. Kölnpass-Inhaber und -Inhaberinnen haben freien Eintritt, ebenso jede Kölnerin die mit erstem Vornamen Ursula heißt (ausschließlich der Sonderausstellung). Ein abwechslungsreiches Begleitprogramm ergänzt die Ausstellung unter anderem mit Führungen im Kölnischen Stadtmuseum und der Basilika St. Ursula. Passend zur Ausstellung ist ein Begleitband mit Bildern und Stimmen zur Kölner Ursulalegende erschienen, der für 11 € erhältlich ist. Ebenfalls erhältlich ist der Comic für 18,95 €.

Autor: Annika Knetsch | Foto : Charlotte Johnson
Foto: Der Comic Zeichner Ralf König vor einem seiner Zeichnungen