Köln | Luftschiff-Enthusiasten wie Manfred Müller und Bernhard Fassbender trafen sich heute in der Matthias-Brüggen Straße vor einem seltsam anmutenden Gewächshaus. Darin ein unförmiger Betonklotz, der an den ruhenden Verkehr von Vostell auf den Ringen erinnert, aber aus dessen Mitte ein rostiger Stiel mit drei riesigen Metallringe ragt. Es sei Europas einziger bekannter Luftschiffanker, so die Aktivisten des Historischen Luftfahrtarchivs Köln.

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Die Geschichte der Luftschiffer recherchiert

Die Aktivisten des Historischen Luftfahrtarchivs Köln haben zur Luftschifffahrt in Bickendorf einige Fakten zusammengetragen, aus denen wir in Teilen zitieren: „1907 wurde das erste Kölner Luftschiff auf dem Clouth-Gelände die „Clouth 1“ gebaut, so erzählen es die Aktivisten. 1909 wurde dann in Köln-Bickendorf, dort wo heute die Matthias-Brüggen Straße verläuft, mit dem Bau der neuen „Reichs-Luftschiff-Halle bei Cöln“ begonnen. Die Halle maß 152 Meter in der Länge, 50 in der Breite und 30 in der Höhe. Alte Fotos zeigen, dass die Halle gleich mit drei Luftschiffen, der „Z II“, „Gross“ und „Parseval III“ belegt war. Neben der Halle wurde 1913 auch mit dem Bau einer Luftschiffer-Kaserne in der Fronhofstraße begonnen. Bis zur Fertigstellung dieser Kaserne waren die Luftschiffer im Fort IV untergebracht. 1914 wurde die Luftschiffahrtshalle dann auf 200 Meter Länge erweitert.“ Soweit die Geschichte der Halle.

Bomben auf Lüttich

Das Luftfahrtarchiv Aerocron, das Luftfahrtmuseum Butzweilerhof und das Historische Luftfahrtarchiv Köln wollen aber neben der Erinnerung an die Halle auch an historische Ereignisse vor 100 Jahren erinnern. Denn vor 100 Jahren brach in Europa der Erste Weltkrieg aus. Von der Luftschiffhalle in Bickendorf sei am 5. August 1914 das Luftschiff Z VI „Cöln“ gestartet. Ziel der Mission sei es gewesen Bomben auf Lüttich abzuwerfen, um die Zivilbevölkerung zu zermürben, so Luftschiffarchivar Müller. Durch Beschuss vom Boden sei das Luftschiff so schwer beschädigt worden, dass es in Walberberg habe notlanden müssen und nicht mehr nach Köln zurückgekehrt sei. Als Ersatz wurde die „Sachsen“ nach Köln-Bickendorf entsandt worden. Diese bombardierte Antwerpen. Müller: „Um diese Gefahr zu beenden, fand bereits am 22. September 1914 der allererste Luftangriff auf Deutschland durch den Royal Navy Air Service statt. Je ein Flugzeug versuchte die Luftschiffhallen von Köln und Düsseldorf zu bombardieren.“ Wegen Nebels sei der Angriff auf die Kölner Halle allerdings fehlgeschlagen.

Anker der Nachwelt erhalten

Der Luftschiffanker wurde bei Bauarbeiten 1990 gefunden und von Bernhard Fassbender für die Nachwelt erhalten. Der ehemalige Mitarbeiter der Kölner Berufsfeuerwehr organisierte die Bergung im Rahmen einer Feuerwehrübung. Danach wurde der „Findling“ in die Matthias-Brüggen-Straße gebracht. Dort steht er in dem Gewächshaus um ihn zu schützen. Denn der Magerbeton würde sich bei Regen mit Wasser vollsaugen und bei Kälte langsam gesprengt werden. Der Anker lag übrigens unterhalb der Erdoberfläche und war noch über eine Metallplatte, die bei Nichtnutzung darüber lag, geschützt.

Autor: Andi Goral
Foto: Der Luftschiffanker von Köln-Bickendorf in seinem Glashaus an der Matthias-Brüggen Straße