Köln | Ein großes Polizeiaufgebot sicherte heute den vom selbst ernannten Prediger Pierre Vogel so titulierten Friedenskongress auf dem Barmer Platz in Köln Deutz. Das Wort Frieden fiel nur zweimal und der Kongress bestand aus Monologen von einer LKW-Bühne. Mit dabei auch der Initiator der Koranverteilungen Abu-Nagie*, der im Netz Märtyrer und damit indirekt Selbstmordattentate verherrlicht und das kölsche Schlagersternchen Willi Herren. Die als rechtsextrem geltende Bürgerbewegung „Pro Köln“ hielt am Rande des Barmer Platzes außerhalb der Sichtweite der Salafisten eine Mahnwache ab. Die Veranstaltung verlief ohne nennenswerte Zwischenfälle.

Kreide in den Worten und zwischen den Zeilen klare Botschaften

Pierre Vogel wurde in anderen Medien schon als der „Mario Barth“ des Islam bezeichnet. Vogel ist ein demagogischer Prediger, der sich selbst ernannt hat und es vor allem durch die Einladung zu diversen Talkshows bei „Hart aber Fair“, „Maischberger“ oder „Kerner“ zu Bekanntheit gebracht hat. Sein Hauptverbreitung allerdings schafft er über Internetbotschaften, via Video. Dort steht er allerdings in der Kritik anderer Prediger, die ihm vorwerfen der arabischen Sprache nicht mächtig zu sein, diese falsch zu interpretieren und somit Ungläubig zu sein. Vogel spielt die Medienklaviatur des 21. Jahrhunderts von der eigenen Homestory bis zur Videodokumentation, um Botschaften von vor 2000 Jahren nach seinem Gusto zu interpretieren und zu verbreiten. Sein Weltbild ist einfach, bist Du für Allah gehört Dir das Paradies, bist Du dagegen gehst Du in die Hölle. Wie man ins Paradies kommt erklärt dann schon mal sein Freund Abu-Nagie, der in Köln von Hartz IV lebt und vor allem Kinder und Jugendliche bekehren will, in einer Videobotschaft: „Als Märtyrer“

Vogel hielt in Köln eine fast eine Stunde dauernde Abhandlung über den Propheten Mohammed und erzählte von dessen Taten, insbesondere Schlachten, so als würde er mit Freunden über Sequenzen eines Hollywood Films a la „Herr der Ringe“ und den „Kampf um Mittelerde“ sprechen. Aber zwischen den Zeilen klare Botschaften wenn er von den Schlachten des Propheten erzählt. Die Aggressivität wäre immer von den anderen ausgegangen, die Muslime hätten sich nur verteidigt, seien pazifistisch, aber auch listenreich. Wer todgeweiht gewesen sei habe der Prophet in Allahs Namen verkündet. Deutlich sagt er aber auch, dass der Islam keine Religion für Jammerlappen oder Heulsusen sei, sondern für Männer die bereit wären vor ihrem Pharao zu stehen. Vogel versteht sich selbst als der Prophet heute und zieht sprachlich geschickt versteckt Parallelen.

Die Sprache Vogels volksnah und fast schon ein wenig anbiedernd, er spricht die Menschen maximal mit Brüdern und Schwestern, oder jovial mit „Leute“ an. Geschickt flicht er sich Geschichten zusammen, wie sie ihm passen. So erzählt er, dass er als Junioren Boxmeister 1999 mit einem schicken Audi Cabriolet über die Ringdiscos Köln gezogen ist und heute, jetzt auf dem richtigen Weg darauf verzichtet, so wie der Prophet damals, im Verzicht lebe. Allerdings rauschte er heute in einer schwarzen Mercedes Limousine mit Chauffeur an. Auch Abu Nagie und seine Familie fährt gerne mit der Marke mit dem Stern, die ihnen natürlich nicht gehört. Im Kofferraum Korane.

Unerwartete Unterstützung durch kölsches Schlagersternchen und Lindenstraße Schauspieler

Gestört wurde die Veranstaltung lediglich einmal, als eine Frau, der Jesus erschienen ist, Pierre Vogel als Lügner bezichtigte. Aber die Situation verlief harmlos, die Dame gab am Rande der Veranstaltung später Interviews. Etwas irritierend war der Auftritt von Willi Herren, dem kölschen Schlagersänger, Boulevard-Star und Lindenstraßen-Schauspieler. Der erklärte auf der Bühne, dass Pierre Vogel, der sich auch Abu Hamza nennt, ein herzensguter Mensch sei, der mit Hass nichts zu tun habe und den er super finde. Auch nachdem er die Videos gesehen habe. Das Medium Video im Internet bespielt Vogel gerne, da muss man nicht lesen, sondern kann konsumieren.

Viele derer die gekommen sind, tragen einen langen Vollbart, manche T-Schirts mit der Aufschrift „I am a Muslim don´t panic“ oder „I am a Mulsim not a terrorist“, manche als traditionelle muslimische Bekleidung den Kaftan, allerdings dazu dann Sportschuhe von Nike, Lacoste, Puma oder Adidas. Bei den jungen Frauen ist Burka, Schleier, aber auch westlich angesagt. Als Vogel über die Heiratsrituale in unterschiedlichen Ländern spricht und darüber das dort eben die Verheiratung mit 11 bis 12 Jahren üblich sei, verdrehen auch die Mädels mit Schleier die Augen. Auch von Medien hat Vogel ein klares Bild: „Meinungsterroristen“. Am Ende verkündet Vogel das fünf Menschen zum Islam konvertiert seien. Die meisten Konvertiteten, die als Ordner tätig sind, haben mittlerweile Sonnenbrand.

Ganz zum Ende zieht Vogel dann Vergleiche perfidester Art, die mit dem Wort geschmacklos noch völlig untertrieben sind. Er vergleicht aktuelle Medienberichte oder Blogeinträge, die sich zugegebenermaßen abfällig gegenüber Muslimen äußern, mit der Hetze gegen jüdische Mitbürger im Dritten Reich. Gerade unter Muslimen und in der arabischen Welt lobt man leider immer noch wegen des Hasses auf Israel, die Verfolgung der Juden durch das Dritte Reich. Das weiß Vogel, kalkuliert dies ein und geht sogar noch einen provokanten Schritt weiter, als er eine Replik auf die Mohammed-Karikaturen mit einem hakennasigen und kraushaarigen Juden mit Judenstern zeigt. Die Abbildung des Judensterns ist aus dem Dritten Reich kopiert. Damit vergleicht er aber auch den modernen Rechtsstaat, von dem er gerade profitierte und der seine Meinungs- und Versammlungsfreiheit schützte mit der Zeit der Nazidiktatur und verhöhnt auf unerträgliche Weise die sechs Millionen europäischer Juden, die durch den Holocaust sterben mussten.

Nach über dreieinhalb Stunden ist die Veranstaltung zu Ende. Vogel mahnt den Müll als brave Staatsbürger mitzunehmen. Ob wirklich fünf Menschen zum Islam konvertiert sind, lässt sich nicht nachvollziehen. Was diese Veranstaltung allerdings mit einem Friedenskongress zu tun hat, erschließt sich auch nach drei Stunden Agitation vom LKW aus nicht. Missionierungsversuch ist die passende Wortwahl, kostenlos mit hohem Medieninteresse inszeniert und demokratisch legitimiert unter dem Stichwort Versammlungsfreiheit. Täuschen sollte man sich allerdings nicht, wenn der Gottesstaat des Pierre Vogel und seiner Glaubensbrüder herrscht, wird es Versammlungsfreiheit nicht mehr geben. Denn diesen Begriff gab es vor 2000 Jahren noch nicht.

* Zu Abu Nagie:

Um die Gedankenwelt, die von einem Mann, den Pierre Vogel, als Mitstreiter auf die Bühne in Köln gebeten hat, zu illustrieren, dokumentieren wir hier aus einer Videobotschaft, die öffentlich im Netz zugänglich ist. Abu Nagie, beschönigt in dieser Videobotschaft den Tod des Märtyrers und damit auch des Selbstmordattentats. Wörtlich beschreibt Nagie, dass er in seinem täglichen Gebet Allah darum bitte ihn als Märtyrer sterben zu lassen. Aber wie wird man Märtyrer, auch dass beschreibt Nagi detailliert. Mit dem ersten Blutstropfen der fließe, später korrigiert er sich, herausschieße, würden dem Märtyrer durch Allah alle seine Sünden vergeben und er sehe seinen Platz im Paradies. Er werde im Grab nicht mehr bestraft und bekomme am jüngsten Tag die Krone der Ehre, sowie 72 besondere Frauen und dürfe 70 Personen seiner Familie mitnehmen.

Autor: Andi Goral
Foto: Perfide: Pierre Vogel zeigt eine Karikatur im Stile der Mohammed-Karikaturen des Dänen Kurt Westergaard, allerdings mit einer Figur die einen Juden zeigen soll, dem Judenstern, wie er im Dritten Reich verwendet wurde