Köln | Mit dem Türkischen Generalkonsul Mustafa Kemal Basa präsentierte das soziale Projekt „Lesementor Köln interkulturell“ heute einen neuen Unterstützer für seine Öffentlichkeitsarbeit. Das Projekt sucht Bürger mit Migrationshintergrund, die sich als sogenannte Lesementoren engagieren möchten. Ziel dabei ist es, Kinder und Jugendliche dabei zu unterstützen, ein besseres Lese-, Text- und Sprachverständnis zu entwickeln. Diese geschieht auf ehrenamtlicher Basis.

Basa, selbst Vater dreier Kinder, betonte, es sei ihm ein besonderes Anliegen, junge Menschen an das Lesen heranzuführen. In der heutigen Zeit würden sich Kinder zwar mit Dingen wie Computern und SMS-Schreiben auskennen, jedoch werde das „klassische Lesen“ oft vernachlässigt. Auch sei es für türkischstämmige Menschen wichtig, neben der Muttersprache auch die Sprache des Landes zu beherrschen, in dem sie lebten. Kinder sollten lernen, mit Spaß zu lesen. Bei einer anschließenden Lesung zweier Gedichte wurde dann das Prinzip des „Mentorings“ vorgestellt, welches bilingual verlaufen soll: Die elfjährige Sezen, Schülerin der Eichendorf Realschule in Köln, las zwei Gedichte auf Deutsch vor, die dann von Generalkonsul Basa in der Rolle des „Lesementors“ auf Türkisch wiederholt wurden. Durch diese Methode sollen Verständnisschwierigkeiten aufgrund fehlender deutscher Vokabeln durch das erneute Hören desselben Textes in der Muttersprache abgebaut werden.

Bedarf ist da

In Köln stammten laut „Lesementor Köln“ etwa 75.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren aus einer Familie mit Migrationshintergrund. Doch momentan seien nur 15 der insgesamt 450 „Lesementoren“ – zumindest dem Namen nach – Migranten. Aus diesem Grund sucht das Projektbündnis der SK Stiftung Kultur, der Freien Volksbühne Köln, des Büros für Bürgerengagement der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Köln und der Volkshochschule Köln nun verstärkt nach Ehrenamtlichen, deren Muttersprache nicht die deutsche ist. Damit solle Kindern geholfen werden, die abseits des Regelunterrichts und der Hilfe durch die Eltern noch Bedarf hätten, näher an die deutsche Sprache herangeführt zu werden.

Wichtig dabei sei die Wortschatzerweiterung, auch in der Muttersprache, um sich den Zugang zum Lesen und damit zur Welt zu verschaffen, so Andrea Pohlmann-Jochheim von der Volkshochschule der Stadt Köln. Kinder müssten in ihrer jeweiligen Muttersprache sicherer werden, um dadurch die deutsche Sprache besser erlernen zu können. Daher wolle man verstärkt Personen für das Projekt gewinnen, die sowohl ihre Muttersprache als auch die deutsche auf einem hohen Niveau beherrschten. Dadurch solle auch eine Art Vorbildfunktion vermittelt werden. Die Kinder könnten so erleben, dass es möglich ist, zwei Sprachen gleichmäßig stark auszubilden und zu beherrschen.

Momentan sei es aber noch schwierig, die einzelnen „Communities“ zu erreichen, um auch mehr Mentoren mit Migrationshintergrund zu finden. Grund hierfür sei unter anderem auch die Tatsache, so Angelika Blickhäuser vom Büro für Bürgerengagement der AWO Köln, dass die Kernzeiten der „Mentorings“ sehr stark mit den Arbeitszeiten der gesuchten Mentorinnen und Mentoren zusammenfielen. Diese seien nämlich meistens in der Altersgruppe der 30- bis 40-jährigen zu finden, die voll im Berufsleben steckten.

Enstehungsgeschiche

450 Lesementorinnen und -mentoren, davon 374 Frauen, arbeiten derzeit ehrenamtlich in 93 Schulen in Köln für das Projekt, das 2010 auf die Beine gestellt wurde. Grund für die Initiierung war dabei das schlechte Abschneiden von Kindern und Jugendlichen im Lesen, Text- und Sprachverständnis in den PISA-Studien. Darin wird 20 Prozent der 15-jährigen „Leseschwäche“ attestiert.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Der Türkische Generalkonsul Mustafa Kemal Basa beim Lesen eines Gedichts mit der Schülerin Sezen