Köln | aktualisiert | Um den sich ändernden Bedürfnissen an die Mobilität in einem wachsenden Köln zu begegen, hat die Stadt mit „Köln mobil 2025“ ein Strategiepapier zur Mobilitätsentwicklung für die kommenden 10 Jahre vorgestellt, das zehn Leitziele definiert. Darin sind die wesentlichen Rahmenbedingungen und Leitgedanken eines zukünftigen Mobilitätskonzeptes für Köln zusammengefasst.

Das Papier stellt laut Stadt einen „ersten Aufschlag“ dar, der von einem Expertengremium ausgearbeitet wurde. Es wurde ausgearbeitet durch die Stadt Köln gemeinsam mit städtischen Tochterunternehmen und unter Beteiligung von externen Experten und Vertretern von Interessenverbänden sowie Vertretern aus der freien Wirtschaft. Initiiert durch Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters entstand so von Oktober 2013 bis Juli 2014 das 27 Seiten starke Strategiepapier.

Binnen zwei Jahren soll daraus ein neues „Stadtentwicklungskonzept Mobilität und Verkehr“ für Köln entstehen, so Franz-Josef Höing, Dezernent für Stadtentwicklung, Planen, Bauen und Verkehr. Das aktuelle Verkehrskonzept stamme aus dem Jahr 1992 und bedürfe dringend einer Neujustierung.

Mehr ÖPNV, mehr Rad – weniger Pkw-Verkehr

Wichtigster Punkt des Stratiepapiers ist der stärke Fokus auf die Verkehrsangebote aus dem Umweltverbund, also ÖPNV, Rad- und Fußgängerverkehr. Köln soll, nach dem Vorbild anderer europäischer Großstädte wie Kopenhagen oder Göteborg, bis 2025 einen Verkehrsmix aus zwei Dritteln Umweltverbund zu einem Drittel Pkw-Verkehr bekommen. Aktuell liegt der Pkw-Anteil im Kölner Stadtverkehr bei rund 40 Prozent. Die Schiene soll dabei das künftige Rückgrat der Moblität  bilden, flankiert von Angeboten wie Bike- und Car-Sharing. Hierzu soll das Angebot im Schienennahverkehr ausgebaut, der Radverkehr gefördert werden. Darüber hinaus sollen Fußgänger mehr Raum in der Stadt erhalten, als dies bisher der Fall ist, so das Papier.

Das bedeute aber nicht, dass man den motorisierten Individualverkehr innerhalb der Stadt „verteufeln“ wolle, so OB Jürgen Roters. Vielmehr wolle man damit auf die sich ändernden Bedürfnisse und Ansprüche der Innenstadt reagieren, vor allem was die Punkte Abgas- und Lärmemmission anbelange. Rund 180.000 Menschen lebten in der Kölner Innenstadt, so Höing, rund 80 Prozent der Kölner in einem Umkreis von fünf Kilometern um das Stadtzentrum. Damit sei Köln eine sehr kompakte Stadt, was zu sehr spezifischen Herausforderungen führe. So lebten etwa in der Hamburger Innenstadt unter 20.000 Menschen, gibt Höing zu bedenken.

Umland stärker einbinden

Auch soll das Kölner Umland stärker in die Verkehrsplanung miteinbezogen werden, um der stetig wachsende Zahl der täglich nach Köln Einpendelnden gerecht zu werden. Diese sei innerhalb der vergangenen zehn Jahre von rund 188.000 auf nunmehr über 300.000 Personen angestiegen, so OB Roters. Deshalb schaffe man ein gesamtheitliches Verkehrskonzept für den Großraum Köln nur unter Einbeziehung der umliegenden Kommunen und Verkehrsverbünde.   

Innerstädtischer Warenverkehr: Bündelung von Liefervorgängen

Was den zunehmenden innerstädtischen Lieferverkehr, vor allem vonseiten der so genannen KEP-Dienste (Kurier-/Express-/Paket-Dienste) anbelange, sieht das Strategiepapier der Stadt eine „Bündelung von Liefervorgängen“ vor. Wie genau dies bewerkstelligt werden soll, lässt das Papier jedoch noch offen, es verweist aber auf das „Regionale Logistikkonzept Köln“, das sie ebenfalls in der Entstehung befindet und dessen Ergebnisse in ein künftiges Mobilitätskonzept einfließen sollen.

Zusätzlich zur besseren Koordination des Warenverkehrs sieht das Strategiepapier die Förderung der Elektromobilität insbesondere für die KEP-Dienste im innerstädtischen Bereich vor. Mit welchen Mitteln dies erreicht werden soll, ließen die Verantwortlichen bei der Präsentation des Papier jedoch noch offen. Auch, ob diese Förderung mittels finanzieller Anreize geschaffen werden soll. Man wolle nun zuerst, so Christian Dörkes, Leiter der hinter dem Papier stehenden Arbeitsgruppe, nun erst einmal in Gespräche mit den entsprechenden Logistikunternehmen treten. Dabei hoffe man auf ein Entgegenkommen der Unternehmen.  

Kosten: rund 500 Millionen

Die Sanierungskosten der bestehenden kommunalen Infrastruktur – Eisenbahnbrücken und Autobahn zählten nicht hierzu – beziffert Höing mit rund 500 Millionen Euro im Zeitraum der kommenden zehn Jahre. Dies sei nur möglich, wenn auch der Bund nachhaltig einen finanziellen Beitrag hierzu leiste, so Roters. Auch müsse der Bund seinen Aufgaben, was die Sanierung der Bundesstraßen und Autobahnen anbelange, nachkommen. Hier müsse gehandelt werden nach dem Motto „Infrastruktur vor Haushaltssanierung“.

Kölner Grüne für schnellen Start in eine neue Verkehrspolitik

„Die heute von Oberbürgermeister Roters und Verkehrsdezernent Höing vorgelegte Projektstudie „Köln mobil 2025″ enthält zwar eine zutreffende Analyse der aktuellen Verkehrssituation, aber noch wenig konkrete Lösungsvorschläge. Es fehlen noch die eindeutigen Prioritäten.“, bewerten Lino Hammer, verkehrspolitscher Sprecher, und Verkehrsausschuss-Vorsitzender Andreas Wolter, die Studie.

„Positiv ist die stärkere Ausrichtung des Umweltverbund – ÖPNV, Rad, Zu-Fuß-gehen – mit dem Ziel eines Anteils am Gesamtverkehrsaufkommens von zwei Drittel. Wir schlagen dem Oberbürgermeister allerdings vor, nun zügig Stadtrat und Bürgerschaft einzubinden, damit schnell mit der Umsetzung von Handlungsschritten begonnen werden kann.“, so die beiden grünen Verkehrspolitiker in einer schriftlichen Stellungnahme. „Auch wird nun endlich erkannt, dass es Zeit ist mit Klimaschutz sofort zu beginnen und die steigenden Ansprüche an die Lebensqualität in Städten zu berücksichtigen.“, so Hammer und Wolter weiter.

Autor: Daniel Deininger
Foto: Vlnr.: Franz-Josef Höing, OB Jürgen Roters und Christian Dörkes bei der Vorstellung des 27-seitigen Strategiepapiers „Köln mobil 2025“ im Spanischen Bau des Kölner Rathauses.