Köln/Bonn | Gewaltige Elefanten, eine übergroße Blumen und bewaffnete Menschenfresser tummeln sich auf der Bühne. Und dazwischen, in all dem Gewirr ist ein liebenswertes Mädchen mit Hundekopf auf der Reise zu ihrer großen Liebe und zu sich selbst. Die Produktion „Shadowland“ feierte gestern ihre Premiere in der Bonner Beethovenhalle.

Die Geschichte nimmt dabei oft dramatische Wendungen, sodass die Zuschauer um das Leben des Mädchens bangen. Und darüber vergessen, dass es sich um eine perfekte Illusion handelt: Das Bühnen-Geschehen inszenieren Akrobaten des Pilobolus Dance Theatre aus Connecticut allein mit Licht und Schatten – blendend, nachtschwarz und geheimnisvoll.

Dabei handelt es sich beim Schattenspiel um eines der ältesten Kulturtechniken der Welt, doch weiß es nach wie vor zu begeistern und ruft oft Erstaunen darüber hervor, wie die Künstler alleine durch Körpereinsatz und eine Handvoll Requisiten eine ganze Welt hinter einer Leinwand neu erschafft. Die neun Akrobaten brauchen dazu kaum mehr als Scheinwerfer und Leinwände. Ganz ohne Worte erzählen sie vom Erwachsenwerden eines jungen Mädchens, das im Traum in eine Schattenwelt abtaucht, dort seinen Kopf verliert, als Außenseiterin flieht, Gefahren abwehrt, Liebe findet. Körper strecken und verknäulen sich, formieren Landschaften, bauen sich zu Gebäuden auf, beleben Fabelwesen.

Bild: eine Traumsequenz, in der sich sowohl vor als auch hinter der Leinwand eine Handlung abspielt

Immer bleiben die Gesichter und Körper schwarz, dennoch zeigen sie alles – Angst, Lust, Zorn, Ekel und Glück. Und manchmal, bevor die Kunst in Kitschnähe abdriften kann, gehen kurz die Scheinwerfer an und enttarnen den Zauber generös, gewähren Einblick in die Raffinessen der Lichtkulisse. Riesenapplaus erntete die Company für das fulminante Finale der Show, in das sowohl Deutschland mit Berlin und Brandenburger Tor mitaufgenommen wurde, als auch Bonn mit Beethoven am Klavier und Haribo.

Auch am Montag, 30. März gibt es die Show noch einmal in der Bonner Beethovenhalle zu sehen.

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Shadowland

Hinter dieser weltweit gefeierten Show steckt das 1971 gegründete Pilobolus Dance Theatre aus Connecticut, das seine Stücke ohne Stars in Teamwork entwickelt und der internationalen Tanztheaterszene immer ein Begriff war. 2007 drehte es einen spektakulären Werbespot, in dem Artisten das neueste Auto-Modell von Hyundai allein mit ihren Körpern nachformten. Das Video wurde millionenfach im Netz angeklickt. Als die Truppe dann noch bei der Oscar-Verleihung auftrat, wurden sie in dieser Nacht einer Milliarde Menschen ein Begriff. Erst nach diesem Karriere-Galopp entstand „Shadowland“, eine Grenzgängerei zwischen Tanz, Schattenspiel und Artistik.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: „Shadowland“ feierte am Sonntag Premiere in der Beethovenhalle Bonn.