Köln | Ganz schön mutig: Matthias Buss und Sebastian Kreyer (auch Regie) nehmen sich im Theater im Bauturm Verdis Oper „La Traviata“ vor und verpacken sie in eine Mischung aus Tiefsinn, Sentimentalität und Klamauk. Dem Duo gelingt damit ein unterhaltsamer Abend über die Wirkung mitreißender Musik, großer Stimmen, tiefer Gefühle, der aber manchen Besucher ratlos zurücklassen dürfte.

Buss und Kreyer übernehmen alle Rollen in dem Stück. Buss vor allem die der Edelprostituierten Marguerite, kokett gekleidet in ein wallendes Abendkleid mit gewagtem Dekolleté. Kreyer ist der junge Alfredo, der sich in die Kurtisane verliebt hat. Sie ziehen aufs Land, um den Versuchungen des Sündenpfuhls Paris zu entfliehen.

Der Liebe wegen verkauft die Kurtisane ihren Besitz

Marguerite verkauft ihren Besitz, um diese Zweisamkeit zu finanzieren. Als Alfredo das entdeckt, kehrt er zurück nach Paris, um selber Geld zu beschaffen. Doch Marguerite nimmt – angetrieben von ihrem Vater – ihre alte Tätigkeit wieder auf. Vergeblich versucht Alfredo, Marguerite zurückzugewinnen. Doch ein Happy End gibt es nicht: Marguerite ist an Schwindsucht erkrankt und stirbt – so schön und mitreißend wie Buss hinsinkt und im Sarg landet, dürfte er manche Operndiva neidisch machen.

Musik und Gesang – Buss lässt sich beim Sterben von Maria Callas begleiten – kommen meist vom Band. Auch der Beifall. Bisweilen knödeln und schmachten sich die beiden Akteure selber durch die drei Akte. Dann gibt’s den Beifall live vom Publikum. Immer wieder vermischen sich Eingestreut ist das kritische Hinterfragen. Warum etwa wirken die Liebesarien? Täte es nicht auch „Only You“ oder „Love me tender“?

Eingespielt werden Interviews mit großen Operndiven – Namen werden nicht genannt – über ihren Beruf. Zu viel Arbeit sagt die eine, und zu wenig Geld – so wird der Opernglanz mit der Realität hinter der Bühne konfrontiert. Und wenn nicht mit Ernst, wird das Bühnendrama mit Klamauk entzaubert.

Liegestütze, um die Rolle der Marguerite zu bewältigen

Da darf Marguerite eine Kuh melken oder sich eine Mopsmaske anziehen und Alfredo sich in groteskem Liebesschmerz verzehren. Die Akteure feiern sich mit Quizmaster Hans Rosenthals legendärem „Das war Spitze“ selber. Und spätestens wenn sich Buss mit Liegestützen auf seinen Auftritt vorbereitet, wird klar, warum der Untertitel der Inszenierung „Doro, ich krieg keine Luft mehr!“ heißt. Schweifen Buss und Kreyer zu sehr vom Thema ab, werden sie per Taktstock vom Band zurückgerufen.

So schwankt die Inszenierung etwas unentschlossen zwischen klassischer Interpretation, Persiflierung und Hinterfragung hin und her. Und Besucher mit Opernkenntnissen haben sicherlich mehr von diesem Spaß.

[infobox]„La Traviata – oder: Doro, ich krieg keine Luft mehr!“ – die nächsten Termine: 28. und 29. Mai, jeweils 20 Uhr,Theater im Bauturm, Aachener Str. 24-26, 50674 Köln, www.theater-im-bauturm.de, Karten: Tel. 0221 / 52 42 42

[/infobox]

Autor: ehu | Foto: MeyerOriginals / TiB
Foto: Wenn Matthias Busse (hinten) orientalisch tanzt, kann Sebastian Kreyer nur staunen. | Foto: MeyerOriginals / TiB