Köln | Der ART COLOGNE-Preis 2015 geht an den Galeristen Hans Mayer. Mit Mayer würdigt der ART COLOGNE-Preis einen Solitär der deutschen Galerien-Szene. Als aktives Gründungsmitglied des ‚Kunstmarkt Köln‘ – dem Vorläufer der heutigen ART COLOGNE – hat er einen wichtigen Beitrag zum Kunstmarktstandort Deutschland geleistet.

Die Messe selbst hat er stets mit besonderen Initiativen unterstützt, etwa durch den legendären ‚Zero-Raum‘ im Jahr 1972. Dem Publikum ist seine Galerie durch die großzügig inszenierten Stände auf der ART COLOGNE und auf vielen weiteren internationalen Kunstmessen bekannt. Trotz der Möglichkeiten, die sich dem weltweit bestens vernetzten Galeristen geboten haben, ist er bis heute dem Rheinland treu geblieben.

„sehr geehrter herr professor albers, ich habe die absicht, in esslingen eine galerie zu eröffnen, die sich ausschließlich mit konkreter malerei und objekten befassen wird.“ Diese Zeilen richtete der 25-jährige Hans Mayer Anfang 1965 an den ehemaligen Bauhaus-Künstler und bittet selbstbewusst darum, ihm „wenigstens einige neue bilder“ aus den USA in die süddeutsche Kleinstadt zu senden.

Die Entscheidung, eine Galerie zu gründen, ging auf den Rat des Kunstkritikers und Sammlers Albert Schulze Vellinghausen zurück. Dessen Referenz trug dazu bei, dass Josef Albers tatsächlich eine Auswahl an Arbeiten schickte – zum eigenen Vorteil, denn er fand in dem jungen Galeristen einen langjährigen Repräsentanten in Deutschland. Die Eröffnungsausstellung im April 1965 erwies sich, so Hans Mayer später, als „absoluter Glücksfall“ und steht am Beginn der beispiellosen Karriere seiner Galerie, die in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum begeht.

Der Schwerpunkt auf konstruktiver und kinetischer Kunst, auf Zero und Op-Art mit Künstlern wie Heinz Mack, Günter Uecker, Soto und Victor Vasarely wurde durch die Kooperation mit der legendären Pariser Kunsthändlerin Denise Rene, mit der Hans Mayer 1967 in Krefeld eine gemeinsame Galerie eröffnete, intensiviert. Aber es kam auch mit Künstlern außerhalb dieses programmatischen Rahmens – etwa mit Jean Tinguely – zu einer kontinuierlichen Zusammenarbeit.

Mit dem nächsten – und endgültigen – Standortwechsel nach Düsseldorf öffnete sich das Spektrum der Galerie seit den frühen 1970er Jahren in Richtung USA. Hans Mayer gilt seither als einer der wichtigsten Vermittler amerikanischer Gegenwartskunst. Das Programm expandierte – ohne sich von minimalistischen Positionen abzuwenden. Gruppenausstellungen mit Carl Andre, Donald Judd und Agnes Martin wechselten mit Künstlern der Pop Art: Roy Lichtenstein, Ellsworth Kelly, Tom Wesselmann und Robert Rauschenberg. Später kamen Keith Haring, Jean-Michel Basquiat – und bis heute ganz wichtig – Robert Longo hinzu.

1979 kam es anlässlich einer Ausstellung mit Andy Warhol zur ersten Begegnung der amerikanischen Pop Art-Ikone mit Joseph Beuys: Wieder wurde in der Galerie Hans Mayer Kunstgeschichte geschrieben.

Neben den Pionieren der Medien-, Video- und Performance-Kunst, Nam June Paik, Jürgen Klauke und Tony Oursler zählen Bill Beckley, Helmut Newton und Peter Lindbergh als Exponenten der Fotografie zu den wichtigen Künstlern der Galerie. Mayers freundschaftliche Beziehung zu Dennis Hopper führte zur ersten Foto-Ausstellung des herausragenden Filmschauspielers in Deutschland. Die deutsche Malerei wird hauptsächlich durch Ben Willikens und Markus Oehlen vertreten.

Hans Mayer ist über die bildende Kunst hinaus an der Vielfalt kultureller Phänomene interessiert und bezeichnet sich selbst als ‚Makler des Crossover‘. So führte das Faible des Jazz-Fans zur Integration von minimalistischen und elektronischen Musik-Events in das Galeriegeschehen: In seinen Räumen fand 1972 das erste Konzert von Steve Reich in Deutschland statt. Immer wieder kam es zu Projekten mit der Band Kraftwerk, für die sich Hans Mayer seit Anbeginn engagiert hat. Neben Konzerten finden zu vielen Ausstellungseröffnungen auch Theater-, Tanz- und Mode-Performances statt.

Als großer Kenner der zeitgenössischen Architektur – ein Interesse, das durch seine Begegnungen im progressiven Umfeld der ehemaligen Hochschule für Gestaltung in Ulm geweckt wurde – ließ Hans Mayer die Innenräume seiner Galerie am Düsseldorfer Grabbeplatz von Max Bill, einem frühen Freund und Ratgeber, gestalten. Höhepunkt der Eröffnung des Neubaus im Jahr 2011 war eine spektakuläre, audiovisuelle Projektion der Gruppe Kraftwerk auf die Front des gegenüberliegenden Museums K20.

Die Preisverleihung findet anlässlich der ART COLOGNE am Donnerstag, den 16. April 2015 um 10:00 Uhr im Historischen Rathaus zu Köln statt.

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Über den ART COLOGNE-Preis:
Der ART COLOGNE-Preis wird jährlich vom Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG) gemeinsam mit der Koelnmesse für herausragende Leistungen der Kunstvermittlung vergeben.

Bisherige Preisträger (Auswahl):
Harald Szeemann (1989), Annely Juda (1993), Rudolf Springer (1995), Ingvild Goetz (2001), Nicholas Serota (2004), Rudolf Zwirner (2006), Harald Falckenberg (2009), Familie Grässlin (2010), Michael Werner (2011), Fred Jahn (2013), Rosemarie Schwarzwälder (2014)

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Autor: dd