Köln | Vom 1.11.2014 bis zum 6.1.2015 zeigt das Schokoladenmuseum Köln ein Kunstwerk der in Berlin arbeitenden Künstlerin Sonja Alhäuser. Die Künstlerin hat sich seit Jahresbeginn mit dem Dreikönigschrein im Kölner Dom beschäftigt und diesen mit 300 kg Schokolade neu interpretiert. Anlass ist das Dreikönigsjahr, denn die Gebeine der Heiligen Drei Könige sollen seit dem 23.7.1164 in Köln weilen.

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Erzbischof Rainald van Dassel brachte die Gebeine als Geschenk Kaiser Friedrich Barbarossas nach der Zerstörung Mailands im Jahre 1162 nach Köln und verschaffte sich und Köln damit eine Ausnahmestellung. Dassel fungierte als enger Berater Kaiser Friedrich Barbarossas und war maßgeblich an der Eroberung Mailands beteiligt. Der Goldschmied Nikolaus von Verdun wurde mit der Herstellung des Schreins beauftragt, aber weder Dassel, noch sein Nachfolger auf dem Stuhl des Erzbischofs Philipp von Heinsberg erlebten die Fertigstellung. Goldschmied Verdun benötigte 40 Jahre zur Fertigstellung von 1190 bis 1230. Der Schrein stand zunächst im alten Dom. Das es den gotischen Dom gibt, hat Köln diesen Reliquien zu verdanken.

Neun Monate und 300 kg Schokolade

Alhäuser beschäftigte sich nicht 40 Jahre lang mit dem Schrein, suchte aber dennoch eine intensive Auseinandersetzung. Sie skizzierte vor dem Original und fotografierte intensiv die Details, um diese später in ihrem Berliner Atelier neu zu interpretieren. Edelsteine wurden zu Fruchtgummi oder Marzipan und Sänger bekamen Mikrofone, die es so sicher nicht im Mittelalter gegeben hatte. Es sei keine 1:1 Kopie sondern ein eigenständiges Kunstwerk betonen die Macher der Ausstellung. Damit habe man der sakralen Bedeutung des Schreins Respekt gezollt. Künstlerin Alhäuser ist in Köln keine Unbekannte. Auf Empfehlung des damaligen Direktors des Museum Ludwig Kaspar König war sie am Kooperationsprojekt des Museum Ludwig und des Schokoladenmuseums 2005 „Kunst und Schokolade“ beteiligt. Sie beschäftigt sich sehr stark mit vergänglichen Werkstoffen. In neun Monaten habe sie versucht das Liebevolle und Filigrane des Original Schreins wiederzugeben, so die Künstlerin.

„Translation in Schokolade“

Domdechant Monsignore Robert Kleine freute sich über die „Translation in Schokolade“ des Schreins und die Idee des Museums. Man wolle das Dreikönigsjahr nicht als etwas Abgehobenes feiern, sondern das Thema Dreikönigsjahr sei durchaus populär. Man habe der Idee des Schokoladenmuseums im Domkapitel sehr schnell etwas abgewinnen können, da man gemerkt habe, das man dem Original mit Respekt begegne und ein neues Kunstwerk schaffen wollte. Dies sei gelungen. Der Schokoladenschrein steht im Bug des Museums neben dem Schokoladenbrunnen und hat so Sichtkontakt mit dem Dom. Damit alle Seiten sichtbar sind, dreht sich der Schrein. Es sind viele Details zu beobachten und wer das Kunstwerk in seiner Komplexität betrachten und begreifen will, sollte einen Moment mehr einplanen.

Der Schokoschrein, der fast nur in Teilen durch die Atelier Tür passte und auf einem LKW dick eingepackt von Berlin nach Köln reiste, ist auf einem Grundgerüst aus Holz aufgebaut, wie das Original. Die Zutaten waren Zartbitterschokolade, Vollmilchschokolade, und weiße Schokolade. Dazu kamen Fruchtgummi, Marzipan, Zuckerstangen, Isomalt, Eiweißglasur und Pistazien. 47 Figuren zieren den Schokoladenschrein, die alle individuell ausgearbeitet sind. Der Schrein erzählt die Geschichte „vom Anbeginn bis zum Weltgericht“. Der Schokoladenschrein ist vom 1.11.2014 bis zum 6.1.2015 im Kölner Schokoladenmuseum zu sehen. Am 2.1.2015 sollen alle Kölner Sternsingerkinder den Schrein besuchen.

Neben der Ausstellung des Schokoschreins veranstaltet das Schokomuseum ein Rahmenprogramm. So wird am 4. Dezember der Brauchtumsforscher Prof. Dr. Becker-Huberti von Kölner Heiligen erzählen und am 13. und 14. Dezember kann man mit der Künstlerin die Heiligen Drei Könige aus Schokolade nachbauen. Mehr zum Rahmenprogramm und Details zum Kunstwerk finden sich auf der Website des Schokoladenmuseums.

Autor: Andi Goral
Foto: Künstlerin Sonja Alhäuser mit ihrem Werk