Köln | aktualisiert | Die Dom Banane aus der Kunstaktion „Wir lieben die hohe Kirche“ aus dem Jahr 1998 liegt schon vor der Kulturkirche / Auferstehungskirche in Köln Buchforst. Zwar noch ein wenig zerfleddert durch den Transport, aber schon gut zu erkennen. Künstler Thomas Baumgärtel hat die Ausstellung aber heute Morgen abgesagt, nachdem die GAG immer weitere Bilder der Ausstellung „Glaub doch, was du willst“ zensierte und sogar umdrehte, als ein Kamerateam zum Pressetermin kam. Kunstzensur mitten in Köln und das, nachdem man mit dem ersten beanstandeten Werk auf Postkarten geworben hat.

Die „Banane am Kreuz“ ziert die Einladungskarte für die Ausstellung von Thomas Baumgärtel, besser bekannt als der Bananensprayer. Ein Weltkünstler der mit seiner Banane nicht nur im Haus der Geschichte vertreten ist, sondern weltweit eingeladen wird um Galerien für zeitgenössische Kunst mit seiner Kunstmarke der Banane auszuzeichnen. Mit der Banane am Kreuz fing alles an, wie Baumgärtel in einem Interview mit dem Medienmagazin „KNOW!S“ [Hier der Link zum Interview mit Thomas Baumgärtel] erst vor Kurzem erläuterte:  „Im Dezember vor 30 Jahren habe ich während meiner Zivildienstzeit eine Banane ans Kreuz genagelt. Ich komme aus einer eher naturwissenschaftlichen Familie und mein Vater wollte, dass ich Medizin studiere. So kam ich im Zivildienst in ein Krankenhaus. Eines Morgens betrat ich ein Krankenzimmer und dort war eines der Kreuze abgefallen. Ich habe die Scherben zusammengekehrt und dachte das leere Kreuz kann ich jetzt nicht einfach wieder aufhängen. Da ich eine Frühstücksbanane dabei hatte, habe ich die an das Kreuz genagelt und das dann wieder aufgehängt. Das hat eine unglaubliche Wirkung erzeugt. Die Patienten waren direkt Feuer und Flamme und es setzte bei ihnen fast so eine Art Spontanheilung ein. Die Ordensschwestern, die das Krankenhaus betrieben, haben natürlich Terz gemacht.“


Die gedruckte Einladung auf deren Rückseite die GAG als Sponsor genannt ist. Ein Großteil der Erlöse aus der Ausstellung sollten für mildtätige Zwecke gespendet werden.

Neun Kunstwerke zensiert

Die Kulturkirche / Auferstehungskirche in Köln-Buchforst wurde erst vor kurzem von der städtischen Wohnungsbaugenossenschaft GAG erworben. Sie ist noch in ihrer Funktion als Kirche vollständig erhalten, der Altar konsekriert, also geweiht. Auch vor der Ausstellungseröffnung am Sonntag war noch ein Gottesdienst geplant. Einem Pfarrer war wohl die Einladungskarte aufgefallen und der hatte sich, so Künstler Baumgärtel, bei der GAG beschwert. GAG Mann Kästel, der die Ausstellung organisiert hatte, erläuterte daraufhin dem Künstler, dass die GAG im Notarvertrag zugesichert habe, keine Dinge zu tun, die die Kirche herabwürdigen. Dann sei auch der Vorstand der GAG eingschaltet worden, der neun Werke zensiert habe. Insgesamt sollten, so GAG Sprecher Jörg Fleischer 36 Arbeiten gezeigt werden. Unter den neun zensierten Werken seien Arbeiten gewesen, die extra für die Ausstellung neu geschaffen wurden, so Baumgärtel.

Baumgärtel: „Wollte niemanden und auch nicht die Kirche angreifen“


Thomas Baumgärtel vor der „Dom-Banane“

Er habe, und so suggeriere es auch der Titel der Ausstellung „Glaub doch, was du willst“ für Offenheit mit dem Umgang mit dem Glauben werben wollen, so der Künstler: „Ich glaube an die Kunst und wollte niemanden und auch nicht die Kirche angreifen.“ Er hätte auch gerne mit dem Pfarrer der sich beschwert habe gesprochen, aber das sei bisher nicht möglich gewesen. Das neun Arbeiten zensiert werden sollten, sei schon schwierig gewesen. Aber als heute Morgen ein Kamerateam zum Filmen in die Kirche gekommen sei und GAG Mann Kästel Bilder umgedreht habe, das sei dann zu viel gewesen, so der Künstler.

Auch sein Galerist, der ihn begleitet habe, habe ihm geraten die Ausstellung abzubrechen. Künstler Baumgärtel betont, dass er auch eine andere Ausstellung konzipiert hätte, aber GAG-Mann Kästel habe sich explizit Bilder mit Bananen gewünscht. GAG Sprecher Fleischer gibt auch offen zu, dass man sich die Dom Banane aus der Kunstaktion „Wir lieben die hohe Kirche“ als Eye Catcher gewünscht habe. Hängen könne man in der Kirche nur etwa 20 Werke, so Baumgärtel. „Die Hälfte haben sie zensiert. Wir haben dorthin rund 36 geliefert. Darunter auch zwei Werke mit sexuellem Charakter, die nur als Reserve mitkamen, die ich aber gar nicht ausstellen wollte.“ Um eine Ausstellung zu hängen, müsse er immer mehr Arbeiten vor Ort haben, als dann ausgestellt würden, erklärt Baumgärtel.

GAG-Sprecher: „Für die Kirche in Buchforst ungeeignet“

Fleischer erläutert, dass die Ausstellung eine längere Vorlaufphase gehabt habe. Als man dann die gesammelten Werke fotografisch gesehen habe, habe man festgestellt, dass auch Werke der provokanten Kunst dabei seien, die für die Kirche in Buchforst ungeeignet sind. Daraufhin habe man den Künstler gebeten auf diese Werke zu verzichten. Dass die Arbeiten vor der Kamera umgedreht worden seien, erklärt die GAG mit dem laufenden Prozess der Diskussion die stattfand. Die Kirche sei weiter eine religiöse Stätte und kein Ort der Provokation, sagt die GAG und verweist darauf, dass der überwiegende Teil der Ausstellung gezeigt hätte werden können. Polarisation oder Provokation sei nicht der Weg, den man mit der Kulturkirche in Buchforst beschreiten wolle, so Fleischer. Aber was zeigen die von der GAG als anstößig empfunden Bilder? Fleischer beschreibt eines der Werke: Dort sei ein Marienbild das von zwei Bananen flankiert wird, die Fleischer als erigierte Phallusse interpretiert, zu sehen. Dies sei für die Kirche in Buchforst nicht passend, so der GAG-Sprecher.

Ausstellung abgesagt

Künstler Baumgärtel sagt, niemand aus der GAG habe ihn im Vorfeld informiert, dass die Kirche noch als religiöser Raum genutzt werde. Das seinen Bananen als Phallus-Symbol interpretiert werden stört den Künstler nicht, schließlich seien alle Menschen durch Sexualität entstanden und dies sei mitnichten etwas dreckiges so Baumgärtel. Die Ausstellung ist abgesagt und wird, davon geht man auch bei der GAG aus, nicht gezeigt werden. Kunstzensur im Jahr 2014.

Autor: Andi Goral
Foto: Künstler Thomas Baumgärtel vor der „Dom Banane“, die aktuell vor der Kulturkirche / Auferstehungskirche in Buchforst liegt.