Köln | Es sind Porträts von Menschen in oder an Flüchtlingsunterkünften in Münster und Rheine, die der Kölner Fotograf Paulo dos Santos, gebürtiger Portugiese, im Rahmen der Photoszene Köln im Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Köln zeigt. Daneben Stills mit dem Hab und Gut der Menschen. Die Fotos sind dokumentarisch und eindringlich.

Vier Mal war Paulo dos Santos in zwei Flüchtlingsunterkünften. Die Idee für die Fotos und Dokumentation wurde gemeinsam mit DOMiD, dem Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland entwickelt. Die Caritas in Rheine habe die Fotodokumentation ermöglicht. In Köln war dies bislang nicht möglich. Dos Santos besuchte Unterkünfte, sprach mit den Menschen, auch über einen Dolmetscher und fotografierte sie im Umfeld ihrer Flüchtlingsunterkunft.

Arnd Kolb von DOMiD lobte die Arbeit und Sensibilität des Fotografen. Die Fotos geben den Gesichtern der Geflohenen einen Namen die oft nur als Menschenmasse wahrgenommen werden. Dos Santos habe die Situation der Geflohenen reflektiert und deren Lebensumstände dokumentiert.

Von DOMiD heißt es „Das entstandene Zeitdokument zeichnet sich dadurch aus, dass Menschen die bereits hier leben, die noch kommen und auch jene die in Drittstaaten zurückgeschickt wurden im Blickpunkt stehen. Dabei wird dem Festhalten und der Aufarbeitung der aktuellen Situation große gesellschaftliche Relevanz beigemessen. Verstehen und Spiegeln der Situation soll zu einer positiveren Wahrnehmung von Migration in der Gesamtgesellschaft führen und gleichzeitig die Distanz zwischen Geflüchteten und Betrachtenden abbauen.“

Dos Santos fotografierte nur die, die sich dazu bereit erklärten. Seine Arbeit wurde von Dolmetschern begleitet und er habe sich selbst sehr zurückgenommen, sagt der Fotograf. Seine Fotos sind inszeniert, bleiben aber dokumentarisch. Er schlug den Fotografierten die Perspektive vor, bleibt aber dem Reportagestil treu. Die Fotos zeichnen sich durch eine große innere Ruhe aus und man merkt wie sehr es dem Fotografen gelang Vertrauen zu den Menschen zu finden, die er porträtierte. Und das obwohl deren Lebensumfeld auf wenige Meter beschränkt ist und sie inmitten vieler anderer Menschen auf engstem Raum leben.

Der Ort der Ausstellung im Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Köln ist gut gewählt. Hier kommen Menschen die geflohen sind zusammen, um etwa für ihre Familien neue Chancen zu suchen. Sie werden auf die Fotos von dos Santos treffen, der weiter dokumentieren will und sich wünscht, auch Menschen in Kölner Flüchtlingsheimen zu treffen und mit seinen Fotos auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen und dieses zu dokumentieren. Die Fotos werden bei DOMiD archiviert und werden später Einblicke in die Einwanderungsgesellschaft in Deutschland in diesen Jahren geben. Kolb erinnerte in diesem Zusammenhang an das Foto das in der Mitte des letzten Jahrhunderts in Deutz entstand und den Mann zeigte der als einmillionster Gastarbeiter identifiziert wurde.

[infobox]„Perspektiven“: Fotodokumentation über Geflüchtete
im Kommunalen Integrationszentrum der Stadt Köln, Kleine Sandkaul 5, 50667 Köln
Öffnungszeiten ab 16. September bis 20. Oktober 2016:
Mo, Di, Do 9 – 12 Uhr und 14 – 16 Uhr
Fr 9 – 12 Uhr

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Autor: Andi Goral
Foto: Paulo dos Santos vor seinen Arbeiten