Köln | Am liebsten hätte sie ihre Installation ja doch an der Außenfassade von Haus Saaleck angebracht. Aber die damit verbundene Genehmigungsbürokratie schreckte sie ab. Und so baute Silke Brösskamp ihre Rauminstallation „Wir sind so weit gekommen“ dann doch im Inneren der artothek auf.

>>> Fotogallerie – Installation artothek – „Wir sind so weit gekommen“ von Silke Brössmann

Ein Foto des im Zweiten Weltkrieg Krieg zerstörten Hauses – eines der ältesten in Köln – stand am Anfang, erzählt die Kölner Künstlerin. Was sie faszinierte, war der Eck-Erker, der den Bombenangriff heil überstanden hatte. In den 1950er Jahren wurde dann innen alles im beschwingten Nierentisch-Stil wieder aufgebaut. Der Gegensatz zur äußeren Spätgotik aus dem Jahr 1461 war es dann, der die Trägerin des Kunstpreises „Horizont Raum“ – verliehen vom Verein „Freunde der artothek“ – zu ihrer Arbeit inspirierte.

Spätgotik, beschwingter Wirtschaftswunderstil und moderne Baumarktästhetik

Den zwei Stilepochen fügte sie gleichsam eine dritte hinzu: Ihre Installation besteht aus aktuellen Baumarkt-Materialien wie Styrodur, Lärmdämmplatten für Laminatböden, Dachlatten, Wellplastik oder Putzgewebe. Materialien, die ein einfache „Massenproduktion“ ermöglichen. Das alles getaucht in Grau- und Rosatöne. Formal greift sie die Form des Eck-Erkers auf, zerlegt ihn in seine Grundformen, lässt ihn kopfüber nach unten stürzen und sich dabei zerlegen. Und auf der schiefen Grundfläche – ein verdrehtes Spiegelbild des von der Empire umrahmten Luftraums – scheint die Konstruktion langsam weiter abzugleiten.

Das Ergebnis ist ein kühl kalkuliertes, gleichzeitig aber auch ästhetisches Spiel mit der vorgefundenen Architektur, das von allen Seiten überraschende Einblicke bietet.

[infobox]„Silke Brösskamp: Wir sind so weit gekommen“ – bis 15. April 2017, artothek, Haus Saaleck, Am Hof 50, 50667 Köln, Tel. 0221 / 221 22 332, Di-Fr 13-19 Uhr, Sa 13-16 Uhr, Eintritt frei

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Autor: ehu | Foto: ehu
Foto: Die Installation „Wir sind so weit gekommen“ von Silke Brössmann scheint in die artothek gestürzt zu sein.