Köln | Zwei namhafte Kölner Autoren haben sich der Kölner Stadtgeschichte angenommen und diese kompakt auf knapp 500 Seiten erzählt. Carl Dietmar beschreibt die Stadtgeschichte vom altsteinzeitlichen Kernstein aus Dellbrück, rund 100.000 Jahre vor Christus bis ins dunkle 18. Jahrhundert und Werner Jung von der Franzosenzeit bis zum Einsturz des Kölner Stadtarchivs – beim Bau der Nord-Süd-Stadtbahn. Das Buch ist gut zu lesen.

Die Zukunft Kölns ist offen

Jung schreibt zum Ende des Textes auf Seite 477: „Wie wird es weitergehen mit Köln, dieser janusköpfigen Stadt? Reich an Tradition und auch an Entwicklungschancen, doch kaum um einen Skandal verlegen, lebenswert und selbstgefällig, wird das große Potenzial, über das die Stadt verfügt, erfolgreich genutzt oder wird das Image der Stadt weiter beschädigt und vieles in Skandal und Sumpf untergehen? Die Zukunft Kölns ist ohne Frage offen.“

Gut lesbare Stadtgeschichte

Das Buch erzähle mit wissenschaftlichem Anspruch, aber gut leserlich, so Dr. Werner Jung die Geschichte der Stadt Köln aus dem Blickwinkel des Jetzt und Heute. Neue Erkenntnisse gibt es. Kaiser Augustus habe die Stadt gegründet, nicht Agrippina. In der Stadt wollte die neue Chronik kein Kölner Verleger auf den Markt bringen, merkt Jung an: „Man habe das Buch wie Sauerbier angeboten.“ Der Klartext-Verlag aus Essen griff zu und hat jetzt das Buch aufgelegt, dass ein aktuelles Standard-Werk zur Geschichte Kölns werden könne. Das Buch ist günstig, damit möglichst alle Kölnerinnen und Kölner die Möglichkeit haben, daran teilzuhaben. Auch das sei ihm wichtig gewesen, sagt Jung.

Schwärmen für Köln und die dunklen Zeiten und Seiten zeigen

Die Autoren arbeiten schon bei der Reihe „Kleine illustrierte Geschichte der Stadt Köln“ zusammen. Diese gibt es bereits seit 1911 und wird vom Bachem Verlag verlegt. Jetzt arbeiten die beiden Autoren auch im großen Kontext zusammen: Stadtgeschichte in 14 Kapiteln, zu Zeiten des Glanzes, des Niedergangs, der fast vollständigen Zerstörung und des Wiederaufbaus von Köln. Dunkle Zeiten, wie der des Nationalsozialismus, in die in den letzten Jahren ein wenig mehr Licht fiel, zumindest, was die Aufarbeitung betrifft. In der letzten großen Köln-Chronik aus dem Jahr 1990 widmete man dieser Zeit gerade einmal zehn Seiten und gefiel sich immer noch in der Lüge des liberalen Kölns zur NS-Zeit. Diese Selbstgefälligkeit, so Jung, sei nun vorbei. Jung schwärmt von der Zeit, als die Ringe entstanden, als Köln eine große Industriestadt wurde. Die glorreichen Zeiten der Adenauer-Zeit und die Demokratie der Weimarer Zeit.

Dietmar setzt früher an. Leitet aus der Schlacht im Teutoburger Wald ab, dass Augustus Köln gegründet haben muss. Und hätte es diese Schlacht nicht gegeben, wäre Köln womöglich nicht so groß geworden. Auch der Bau des Domes beschäftigt Dietmar und die Frage nach dem Ideengeber und Startschussgeber für den Bau. Eine Frage, die Archäologen in regelmäßigen Abständen anders beantworteten, so der Autor. Aktuell sei wieder Hildeboldt der Favorit. Das Buch, so Dietmar bewerte auch die dunkle Zeit des 18. Jahrhunderts in Köln, als alle Chronisten, die in die Stadt kamen, entsetzt waren über ihren Zustand und ihre Bewohner. Ein spannendes Kapitel.

Das neue Werk „Köln – Die große Stadtgeschichte“ sieht sich in der Nachfolge der „Illustrierten Geschichte der Stadt Köln“ von Arnold Stelzmann und Robert Frohn, die bis 1990 in der elften Auflage erschienen war. Das Buch sei besonders für Einsteiger in die Kölner Geschichte geeignet. Das Buch beginnt in der vor- und frühgeschichtlichen Zeit, widmet sich dem römischen und dem fränkischen Köln. Dann kam die Phase in der Köln unter erzbischöflicher Herrschaft stand. Köln im Spätmittelalter, die freie Reichsstadt, die Reformationszeit und der dreißigjährige Krieg leitet in das Köln des 18. Jahrhunderts über. Die Franzosenzeit, die preußische Herrschaft, die Zeit der Revolution 1848 und die Einheit des Reiches im Jahr 1871. Im 19. Jahrhundert begann die moderne Großstadt, die Stadtmauer wurde geschliffen, Köln wuchs und erlebte schon kurz darauf den ersten Weltkrieg und die erste Demokratie der Weimarer Zeit. 38 Seiten beschäftigt sich der Band mit Köln in der NS-Zeit und führt über die Zeit des Wiederaufbaus in die heutige Zeit.

[infobox]Carl Dietmar/Werner Jung
Köln
Die große Stadtgeschichte
496 Seiten, durchgehend bebildert
24,95 Euro
ISBN 978-3-8375-1487-2

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Autor: Andi Goral
Foto: Bei der Vorstellung des Buches im Kölnischen Stadtmuseum waren auch die Bläck Fööss anwesend