Köln | Nach ungefähr drei Stunden stand die Hälfte des Publikums und jubelte frenetisch, die andere Hälfte spendete ausgiebig Applaus, blieb aber sitzen. Der Jubel der Opernfans galt The Gershwins Porgy und Bess in der Kölner Philharmonie im Rahmen des 29. Kölner Sommerfestival vor fast ausverkauftem Haus. Für Fans der klassischen Inszenierung rund um das Drama des Bettlers Porgy und der leichtlebigen Dame Bess ein Ohrenschmaus und Augenweide.

Porgy und Bess ist seit sieben Jahren zum ersten Mal wieder in Köln und die fast ausverkaufte Philharmonie zeigt das große Interesse an Gershwins Meisterwerk. Die Kölner sehen die Inszenierung des New York Harlem Theatre mit fast 50 Sängern die stimmgewaltig den riesigen Konzertsaal der Philharmonie ausfüllen. Der Chor beeindruckt. Das Bühnenbild formuliert die Catfish Row im Stil der 1935 Jahre, als die Oper als Meilenstein des amerikanischen Musiktheaters gefeiert wurde. Purer Realismus, auch die Kostüme und die Accessoires, Strawberries sind Erdbeeren und Teufelskrabben sind Krabben aus Plastik im Netz des Verkäufers. Interpretieren muss man bei dieser Inszenierung nicht und kleine Slapstickeinlagen goutiert das Kölner Publikum positiv, frei nach dem Motto „Da simmer immer für zu haben“. Von den Stimmen begeisterten ganz besonders Mari-Yan Pringle als Serena in der zweiten Szene mit „My Man´s gone now“ und Chauncey Packer als Sportin Life in „It ain´t necassarily so“. Die Figur des Crown überzeugte das Kölner Publikum weniger, das spürte man am Schlussapplaus. Patrick Blackwell als Porgy und Morenike Fadayoni als Bess wurden da ausgiebiger bejubelt, auch wenn den ein und anderen Besucher die Koloratur im Duett zwischen Porgy und Bess in „Bess, you is my woman now“ nicht hundertprozentig stimmig bei „Summertime“ erschien.

Wer klassische Inszenierung liebt, große Chorszenen, die den Inhalt eindeutig spielen und Gershwins Jahrhundertmelodien live gesungen erleben will, der ist bis zum 14. August in der Philharmonie richtig und wird einen tollen Abend in der Catfish Row erleben und anschließend, wenn er in den Kölner Nachthimmel tritt „I got plenty o nuttin“ summen. Die Inszenierung hat eine hohe Passung zum Mix aus spätromantischer Oper und New Yorker Blues und Jazz. Der Morgen nach dem Sturm ist neblig, Blitze blitzen und die Flusslandschaft sinkt in changierendem Rot und Rotgelb hinter der Catfish Row in den Horizont. Es ist die Gefühlswelt der Oper die sich ausbreitet, unmögliche Liebe, lustvolle Anziehung, Mord gleich zweimal aber aus Emotion, Ungerechtigkeit und die Moderne gespiegelt in Drogen. Gershwin vertonte den Südstaaten Roman „Porgy“ von DuBose Heward. Die Oper, das haben die Erben Gershwins verfügt, darf nur in der Originalbesetzung gespielt werden.

Das Gastspiel des New York Harlem Theatre in der Kölner Philharmonie dauert vom 9. bis 14. August 2016 an. Alle Informationen und Tickets findet man unter www.porgy-and-bess.de

Autor: Andi Goral
Foto: Porgy und Bess in der Kölner Philharmonie