Greifswald | Bei der aktuell grassierenden Geflügelpest-Epidemie handelt es sich nach Einschätzung der staatlichen Virus-Experten vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) um den schwersten jemals in Deutschland registrierten Ausbruch. „Die Geflügelpest ist seit 1878 in Europa bekannt. Eine Epidemie mit diesem jetzigen Umfang hat es seitdem in Deutschland nicht gegeben“, sagte FLI-Präsident Thomas Mettenleiter der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwoch).

Im November 2016 hatten die FLI-Experten erstmals bei Wildvögeln in Schleswig-Holstein den Vogelgrippe-Erreger vom aggressiven Typ H5N8 festgestellt. Mittlerweile ist die Geflügelpest in mehr als 40 Nutztierhaltungen ausgebrochen, Hunderttausende Tiere wurden getötet. Am Dienstag bestätigten die Behörden in Mecklenburg-Vorpommern, dass in einem Stall mit 100.000 Legehennen der Erreger nachgewiesen wurde und die Tiere gekeult werden.

Laut Mettenleiter ist derzeit nicht absehbar, wann das Infektionsgeschehen abflaut. „Eine Prognose wäre Kaffeesatzleserei. Fest steht: Es gibt keinen Grund für eine Entwarnung.“

Zuletzt waren Vogelgrippe-Viren vom Typ H5N5 in Schleswig-Holstein in einem Putenstall entdeckt worden. Der Subtyp sei ähnlich aggressiv wie H5N8. Für beide gelte aber, dass bislang keine Übertragung auf Menschen nachgewiesen worden sei. Bei der Bekämpfung der Epidemie ist Deutschland nach Ansicht von Mettenleiter gut aufgestellt.

„Das Paket von Aufstallpflicht und Biosicherheitsmaßnahmen hat sich bewährt.“ Er appellierte an Nutztierhalter, sämtliche Hygienemaßnahmen zu beachten, um Eintragungen in Ställe zu verhindern. „Die meisten handeln hier sehr gut. Aber: Es gibt Betriebe, bei denen sehr deutlicher Verbesserungsbedarf besteht.“ Letztlich ließe sich aber kein Stall hermetisch abriegeln. Mettenleiter: „Das Virus findet seinen Weg.“

Autor: dts