München | LIVEBLOG vom 23.7. | Die Schießerei in München mit mindestens zehn Toten ging offenbar doch nur von einem Einzeltäter aus. Das teilte die Polizei in der Nacht auf Samstag mit. Dieser habe mindestens neun Menschen erschossen und sich schließlich selbst getötet, über 20 weitere Personen wurden verletzt, darunter mindestens drei schwer. Der Tag nach der Schiesserei im Liveblog von report-K.

Anwohner wollte Amokläufer mit Bierflaschen stoppen

22:52 Uhr >Die Anwohner, die auf dem „Parkdeck“-Video teilweise zu hören sind, wollten den Münchener Amokläufer unter anderem mit Bierflaschen stoppen. „Wir dachten erst, da wirft einer mit Böllern“, sagte der Videofilmer, ein bosnischstämmiger Münchner, der „Welt am Sonntag“. „Dann haben wir den Kerl mit der Waffe gesehen. Ich wusste, dass Freunde von mir im OEZ waren, ich wollte sie vor dem Typen warnen, deshalb habe ich den Clip weitergeschickt. Dass das dann um die ganze Welt geht, konnte ich ja nicht ahnen.“ Der Mann habe seine Pistole nachgeladen „und dann hat er sofort auf unseren Balkon geschossen.“, berichtet der Mann, der seinen Nachnamen nicht bekannt geben möchte, weiter.

Zwei Schüsse seien ganz dicht über seinen Kopf eingeschlagen. „Ich hatte totales Glück, aber mein Vater hat etwas abbekommen.“ Der erlitt demnach eine Splitterverletzung am Kopf und wurde nach Informationen der „Welt am Sonntag“ in einem Münchner Krankenhaus behandelt.

Der Amokläufer habe gerufen, dass er Deutscher sei und dass es nicht um den Islam gehe, erinnert sich der Mann, dessen Handy mit den Originalaufnahmen inzwischen von der Polizei beschlagnahmt wurde. Auf dem Video ist auch die Stimme eines Mannes zu hören, der den Amokläufer beschimpft. Nach Recherchen der „Welt am Sonntag“ handelt es sich dabei um einen 57-Jährigen, der ein Stockwerk über der bosnischen Familie wohnt.

„Ich habe hier gestern Abend mein Feierabendbier getrunken, dann habe ich Schüsse gehört und dann ist mir dieser Vollpfosten mit der Waffe da unten aufgefallen“, sagte der Baggerfahrer der „Welt am Sonntag“. „Ich habe sogar versucht, ihn mit der Bierflasche zu treffen“, aber die sei an der Überführung zum Parkdeck zersplittert. „Du bist doch nicht ganz sauber, habe ich gerufen, du bist ein Arschloch!“, erinnert er sich. „Nein, hat er da gesagt, ich bin Deutscher.“ Dann habe der Mann seine Waffe gehoben „und Bamm, Bamm, Bamm, da bin ich in Deckung gegangen.“
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Barley warnt vor Instrumentalisierung der Münchner Opfer

20:06 Uhr > SPD-Generalsekretärin Katarina Barley hat die Debatte um schärfere Sicherheitsvorkehrungen nach dem Amoklauf von München kritisiert: „Wer jetzt im Angesicht der Tragödie nach mehr Überwachung, Abschottung und Militär im Inland ruft, instrumentalisiert die Opfer. Die Tat von München eignet sich nicht für politische Profilierung“, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Tat von München sei offenbar das Werk eines psychisch labilen und frustrierten Einzeltäters gewesen.— — —

Merkel lobt Einsatz der Sicherheitskräfte in München

19:53 Uhr >Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Einsatz der Sicherheitskräfte nach den Schüssen in einem Münchener Einkaufszentrum gelobt. Diese hätten „hochprofessionell gearbeitet“, sagte Merkel am Samstag nach einem Treffen des Sicherheitskabinetts in Berlin. Die Einsatzkräfte hätten eine Millionenstadt in einer unübersichtlichen Lage gesichert.

Merkel dankte auch den Menschen in München für ihre Solidarität. „In dieser Freiheit und Mitmenschlichkeit liegt unsere Stärke“, so die Bundeskanzlerin. Sie sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.

„Wir teilen ihren Schmerz“, sagte Merkel. „So ein Abend, so eine Nacht sind schwer zu ertragen.“ Bei der Schießerei in einem Münchener Einkaufszentrum hatte ein Mann mindestens neun Menschen erschossen.

27 weitere wurden laut Polizei verletzt – vier davon durch Schüsse, die übrigen bei Flucht- oder Paniksituationen. Der Täter tötete sich den Beamten zufolge selbst. Derzeit gehen die Ermittler von einem „klassischen Amoktäter ohne politische Motivation“ aus.

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Schießerei in München: Ermittler gehen von „klassischem Amoktäter“ aus

19:51 Uhr >Nach den tödlichen Schüssen in einem Münchener Einkaufszentrum gehen die Ermittler von einem „klassischen Amoktäter ohne politische Motivation“ aus. Der Täter habe sich intensiv mit dem Thema Amok befasst, Hinweise auf einen terroristischen Bezug gebe es bisher nicht, sagte Polizeipräsident Hubertus Andrä. Es sei kein Bezug zum „Islamischen Staat“ (IS) und „überhaupt kein Bezug zum Thema Flüchtlinge“ festgestellt worden.

Zudem hatte sich der junge Mann offenbar wegen einer Erkrankung aus dem „depressiven Formenkreis“ in Behandlung befunden. Bei der Schießerei in einem Münchener Einkaufszentrum hatte ein Mann mindestens neun Menschen erschossen und mehr als 20 weitere verletzt. Schließlich tötete er sich nach Angaben der Polizei selbst.

Ein Beamter habe zwar auf den Mann geschossen, habe ihn dem Obduktionsergebnis zufolge jedoch verfehlt, so Andrä. Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um einen 18-jährigen Deutsch-Iraner handeln. Bei den Toten handele es sich um Personen, die in München lebten, erklärte Andrä weiter.

Unter ihnen seien mehrere Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren.

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Merkel gibt am Nachmittag Erklärung zu Gewalttat in München ab

10:35 Uhr > Bundeskanzlerin Angela Merkel wird am Samstagnachmittag eine Erklärung zur Gewalttat in München abgeben. Um 14:30 Uhr will sie im Bundeskanzleramt vor die Presse treten. Am Mittag findet ein Treffen des Sicherheitskabinetts statt.

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10:01 Uhr > Zuvor hatte es über Stunden geheißen, dass nach bis zu drei Tätern gefahndet werde. Dies ging offenbar auf die Aussagen von Zeugen zurück. Tatsächlich hatte offenbar gegen 17:50 Uhr am späten Freitagnachmittag lediglich ein Mann in der Nähe des Olympia-Einkaufzentrums im Stadtteil Moosach begonnen, unter anderem vor einen McDonalds`s und im Einkaufzentrum selbst auf Menschen zu schießen.

Um 17:52 Uhr ging der erste Notruf bei der Polizei ein. Eine Zivilstreife hatte den Mann schon früh im Visier, ihn dann aber zunächst verloren. Zwei Videos, die von dem Vorfall im Internet verbreitet wurden, scheinen aus der Rückschau authentisch.

Auf dem einen ist der Täter zu sehen, wie er vor dem Schnellrestaurant auf in Panik weglaufende Passanten feuert, auf dem anderen Video läuft er auf einem Parkdeck umher und führt ein Zwiegespräch mit einem anderen Mann, der ihn über Zurufe beschimpft. Darauf ist zu hören, wie der Täter „Ich bin Deutscher“ ruft und davon spricht, „in Behandlung“ gewesen zu sein. Bereits gegen 20:30 Uhr war der Täter von der Polizei gefunden worden.

Es handele sich um einen 18-jährigen Deutsch-Iraner, der schon seit Jahren in Deutschland lebe, sagte Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä. Als Tatwaffe wurde eine Pistole benutzt, über ein Motiv gebe es bislang keine Informationen. Der gesamte U- und S-Bahn-Verkehr war in der bayerischen Landeshauptstadt über Stunden eingestellt und wurde erst nach 1 Uhr wieder aufgenommen.

Sonst stark belebte Plätze in der Münchener Innenstadt waren am Freitagabend fast menschenleer. Zwischenzeitlich hatte die Polizei Autofahrer aufgefordert, Autobahnen in Richtung München zu meiden oder zu verlassen. Damit solle anfahrenden Einsatzfahrzeugen auf dem Weg nach München die freie Durchfahrt ermöglicht werden. Tatsächlich waren Polizeieinheiten aus anderen Bundesländern und sogar aus Österreich in München im Einsatz, insgesamt 2.300 Beamte.

Immer wieder war von Bürgern auch von Schüssen an anderen Plätzen und sogar von Geiselnahmen berichtet worden, was sich bis auf ein Drama am Flughafen, das offensichtlich nichts mit der Schießerei am Einkaufzentrum zu tun hatte, als Falschmeldung herausstellte. Unter anderem hatten sich Bundespräsident Gauck, Außenminister Steinmeier und auch US-Präsident Obama bereits am Abend zu Wort gemeldet und ihrer Bestürzung Ausdruck gegeben. „In Gedanken sind wir heute Abend bei allen Betroffenen, ihren Angehörigen und Freunden“, sagte Steinmeier. Am Abend hätten ihn viele Solidaritätsbekundungen aus aller Welt erreicht. „Es tut in diesen Stunden gut zu wissen, dass unsere europäischen Freunde und unsere internationalen Partner an unserer Seite stehen.“

Obama hatte zuvor gesagt, dass er von den Vorfällen in Deutschland gehört habe und dem Land alle Unterstützung zur Verfügung stelle. „Deutschland ist einer unserer engsten Partner“, so Obama. Für Ärger bei der Polizei sorgten zahlreiche Bilder und Videos im Internet, die teilweise offenbar auch Opfer zeigten. „Bitte keine Bilder und Videos von Schießerei München veröffentlichen – Stellt sie uns zur Verfügung“, schrieb die Münchener Polizei auf Twitter.

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Sicherheitskabinett kommt am Mittag zusammen

Nach der Schießerei in einem Münchener Einkaufszentrum mit mindestens zehn Toten kommt am Samstagmittag in Berlin das Sicherheitskabinett zusammen. Dabei sollen alle Informationen zu der Gewalttat zusammengetragen und bewertet werden. Dem Gremium gehören neben der Bundeskanzlerin unter anderem der Bundesaußenminister, der Bundesverteidigungsminister, der Bundesinnenminister und der Chef des Bundeskanzleramtes an.

Unterdessen durchsuchte die Polizei eine Wohnung im Münchener Stadtteil Maxvorstadt. Berichte, dass es sich dabei um die Wohnung des mutmaßlichen Täters handelte, bestätigten die Beamten zunächst nicht.

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Polizeigewerkschaften loben Einsatz der Sicherheitskräfte in München

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) haben den Einsatz der Polizei sowie der Bundespolizei in München gelobt. Diese hätten nach der Schießerei in einem Einkaufszentrum „ihr hohes Leistungsniveau unter Beweis gestellt und die Sicherheit in der Stadt in wenigen dramatischen Stunden nach einer schweren Amok-Lage rasch und professionell wieder herstellen können“, sagte der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow in der Nacht zum Samstag in Berlin. Vor allem die Öffentlichkeitsarbeit der Münchner Polizei hob er hervor: „Über die sozialen Medien haben die Kolleginnen und Kollegen einen direkten Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern geführt. Sie haben damit sicher bewirkt, dass es in den dramatischen Stunden nicht aus der Angst und Unsicherheit zu weiteren gefährlichen Situationen gekommen ist.“ Ähnlich äußerte sich der DPolG-Vorsitzende Rainer Wendt. Er erklärte im „Deutschlandfunk“, der Einsatz in München sei gut koordiniert gewesen. Die Sicherheitskräfte seien gut vorbereitet auf solche Taten und könnten diese bewältigen.

„Obwohl sich solche schrecklichen Taten nicht immer verhindern lassen, gibt es keinen Grund, an der Leistungsfähigkeit der Sicherheitsbehörden zu zweifeln und aus Furcht sein freies Leben einzuschränken“, betonte Malchow.

Autor: dts