Köln | Die Weltnaturschutzorganisation  „International Union for Conservation of Nature and Natural Resources“ (IUCN) habe kürzlich in Honolulu, Hawaii, die aktuelle Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten vorgestellt. Die neueste Version weise 23.892 Tier- und Pflanzenarten als „gefährdet“ aus. Das sind 642 mehr als vor einem Jahr. Rund ein Drittel der 82.845 von der IUCN erfassten Tier- und Pflanzenarten gilt als „bedroht“. Auch der Kölner Zoo war an der Aktualisierung der Roten Liste beteiligt. Aufgrund der Arbeit eines internationalen Forscherteams, an der der Kölner Aquariumsleiter Dr. Thomas Ziegler maßgeblich beteiligt war, wurde der Psychedelische Felsgecko nun ebenfalls als „gefährdet“ eingestuft. Wegen ihrer leuchtenden Farben sind die auch Hippiegeckos genannten Echsen begehrte Handelsware und werden illegal gesammelt.

Der Kölner Zoo macht sich seit langem für den Artenschutz stark. Wichtiger Baustein ist die Nachzucht bedrohter Tierarten. In den vergangenen zwölf Monaten war der Zoo dabei sehr erfolgreich. So gelangen Nachzuchten bei den Persischen Leoparden und den Schneeleoparden. Beide gelten laut IUCN als „stark gefährdet“. Besonders wertvoll ist auch die Geburt des Okapi-Jungtiers in diesem Sommer. Die extrem scheuen und seltenen Okapis, die versteckt in den Regenwäldern des Kongos leben und erst 1901 für die Biologie entdeckt wurden, zählen zu den bedrohtesten Tierarten der Erde. Auch der Psychedelische Felsgecko konnte bereits erfolgreich vermehrt werden – in einer vom Kölner Zoo mit aufgebauten und finanzierten Haltungsanlage in Südvietnam.

Alle Nachzuchten haben international ein großes Echo erzeugt. „Mit ihnen sind Zoologen weltweit ihrem Ziel ein Stück näher gekommen, bei diesen stark gefährdeten Arten für genetisch variable und überlebensfähige Populationen zu sorgen“, erklärt Prof. Theo B. Pagel, Direktor des Kölner Zoos. „Wissenschaftlich geführte Zoos wie unserer gehen noch viele Schritte weiter“, so Pagel. „Wir investieren zum Beispiel in die Erforschung vom Aussterben bedrohter Tierarten. Sei es im Schulterschluss mit anderen Institutionen oder durch Forschungstätigkeit unserer eigenen wissenschaftlichen Mitarbeiter. Das ist wichtig, um zu wissen, wie man die Artgenossen in freier Wildbahn schützen kann.“ Außerdem unterstütze der Kölner Zoo mehr als 20 verschiedene Artenschutzprojekte in aller Welt. Drei Beispiele:

In der Me-Linh-Biodiversitätsstation in Nordvietnam hat der Zoo Aufbauarbeit beim Betrieb einer Auffang- und Aufzuchtstation für bedrohte, bei Wilderern konfiszierte Primaten und Reptilien sowie seltene Amphibien geleistet. Dort wird auch ein Erhaltungsprogramm für die durch Lebensraumverlust und illegalen Tierhandel hoch bedrohte Krokodilschwanzechse aufgebaut. Bereits 2014 konnte das schon viele Jahre kooperierende Köln-Hanoier-Forscherteam aufgrund eigener, im Freiland durchgeführter Populationsanalysen diese Art auf die Rote Liste der IUCN bringen.

In Brasilien unterstützt der Zoo ein Forscher-Team mit fachlicher und finanzieller Hilfe. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, mit welchen Maßnahmen der Große Ameisenbär geschützt werden kann. Auch im Rheinland macht sich der Zoo für den Erhalt der natürlichen Biodiversität stark. So schützt er gemeinsam mit Experten des Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Universitäten in Köln und Braunschweig die heimische Wechselkröte.

Der Zoo hat allein zwischen 2010 und 2015 rund 750.000 Euro für die verschiedenen Artenschutzprojekte ausgegeben. Auch die Zoobesucher selbst können aktiv werden. Der Kölner Zoo nimmt alte Handys, die nicht mehr gebraucht werden, entgegen. In ihnen ist das seltene Erz Coltan verbaut, das im Lebensraum der Berggorillas und Bonobos abgebaut wird. Der Zoo führt die Alt-Handys dem Recycling zu, um der Lebensraumzerstörung entgegenzuwirken. Zugleich erhält der Zoo eine Gutschrift, die er Gorilla- und Bonobo-Projekten spendet.

Autor: ib