Köln | In Interviews stellen sich die Kölner Direktkandidaten für die Bundestagswahl 2013 den Lesern von report-k.de vor. Rainer Blum kandidiert für Bündnis 90/ die Grünen im Wahlkreis Köln IV. Er ist Aufnahmeleiter beim Westdeutschen Rundfunk.

Report-k.de: Die Wahl des Direktmandats ist auch eine persönliche Wahl. Stellen Sie sich unseren Lesern bitte kurz vor.

Rainer Blum: Ich bin 1969 in Köln-Mülheim geboren. Mein Lebensmittelpunkt verschob sich mit der Schule und einer Sparkassenlehre langsam Richtung Leverkusen. Nach dem Zivildienst habe ich mich zum Aufnahmeleiter weitergebildet und arbeite seit 15 Jahren beim WDR. Ich bin verheiratet und lebe in einer modernen Patchworkfamilie.

Als begeisterter Radfahrer habe ich vor zwei Jahren mein Auto verkauft. Wenn mir neben meiner Familie und meinem Freundeskreis Zeit bleibt, pflege ich unseren Garten und lese leidenschaftlich gerne Krimis.

Warum haben Sie sich für eine politische Laufbahn entschieden? Wie bekommen Sie Ihren Beruf und die Politik unter einen Hut? Was reizt Sie am Bundestagsmandat?

Der Bundestag sollte ein Spiegel der Gesellschaft sein und nicht nur aus langjährigen Berufspolitikern bestehen. Politische Arbeit auf Bundesebene lässt sich erlernen; aber  gesellschaftliche Bodenhaftung ist elementar wichtig, um Politik für Menschen (und nicht für Institutionen) zu machen. Meine Kandidatur ist daher auch ein Zeichen gegen die Politikverdrossenheit vieler BürgerInnen, die sich auf Bundesebene nicht mehr vertreten fühlen.

Zurzeit bin ich in der Doppelrolle Arbeitnehmer und Wahlkämpfer schon beansprucht, aber es macht sehr viel Freude, in einem tollen Team aus vielen engagierten Menschen Wahlkampf zu betreiben. Ohne ein starkes Netzwerk von Freunden, Arbeitgeber und vor allem meiner Familie, die mich in meinem politischen Vorhaben voll und ganz unterstützt, wäre dies nicht möglich. Ich möchte meine Energie für eine lebenswerte Zukunft unserer Kinder investieren. Nur in Berlin habe ich die Möglichkeit darauf Einfluss zu nehmen. Dort werden die grundlegenden Entscheidungen getroffen.

Was wollen Sie in Berlin für Schwerpunkte setzen?

Die Schere zwischen Arm und Reich gefährdet den sozialen Frieden. Heute müssen Menschen die einen Vollzeitjob haben, trotzdem vom Staat unterstützt werden. Die Auswirkung sind Schamgefühle der betroffenen Menschen und eine finanzielle Belastung des Staates. Der Mindestlohn ist unser Schritt zu einer gerechten Entlohnung. Mit höheren Einkommen steigen auch die Zahlungen in die Rentenkasse, damit diese Menschen auch im Alter eine faire Rente erhalten. Wer 30 Jahre und mehr in die Rentenversicherung eingezahlt hat erhält mindestens eine Grundrente von 850,00 Euro. Auch Zeiten der Kindererziehung oder einer Arbeitslosigkeit werden anerkannt.

Was möchten Sie in Berlin für Köln erreichen?

Die Einwohner von Köln-Mülheim aber auch von  Leverkusen leiden sehr unter dem Lärm und der Feinstaubbelastung unserer Verkehrswege. Städte sind Räume zum Leben und keine Anhängsel von Transitstrecken. Es muss endlich ein Umdenken auf der politischen Ebene stattfinden. Raus mit dem Lastenverkehr und den automobilen Pendlerströmen aus den städtischen Lebensräumen! Wo dies nicht möglich ist muss ein vernünftiger Lärmschutz geboten werden, unabhängig von Neubau oder Bestand.

Viele Kommunen, darunter auch Köln, sind hoch verschuldet. Wie muss die finanzielle Situation der Kommunen verbessert werden und wie wollen Sie sich hier für Köln einbringen?

80 % der Kosten für die Unterkunft von ALG-II-BezieherInnen müssen von der Stadt Köln aufgebracht werden. Ihre Zahl ist leider steigend. Die Folge sind Einsparungen bei Leistungen für Jugendliche, Kultur und Integration von MigrantenInnen. Das Land NRW unter der jetzigen Regierung hat uns schon konkret geholfen. Wir wollen nach der Wahl durch den Bund 1 Mrd. Euro sofort bereitstellen, um die Kommunen weiter zu entlasten und eine gerechte und solidarische Sozialpolitik zu ermöglichen. Köln soll auch in Zukunft lebenswerter bleiben.

Weitere Kandidaten im Wahlkreis Köln IV:

Karl Lauterbach, SPD: „Deutschland entwickelt sich immer mehr zu einem Zweiklassen-Staat“ >>>

Guido Fischer, FDP: „Schimpfen alleine hilft nicht, Engagement ist gefragt“ >>>

Hamide Akbayir, Die Linke: „Die Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft haben mich dazu bewegt, politisch zu werden“ >>>


Jetzt schon notieren: 22. September 2012 ab 17 Uhr report-k.de Live-Ticker zur Bundestagswahl mit starkem Blick und Fokus auf Köln und in Echtzeit allen Daten, Fakten und Stimmen aus Deutschland und NRW.

Autor: Frida Baumgarten | Foto: PR
Foto: Rainer Blum, Grünen-Direktkandidat im Wahlkreis Köln IV