Berlin | Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Frank Überall, hat scharfe Kritik am geplanten Ausschluss der Medien beim kommenden AfD-Nominierungsparteitag für die Bundestagswahl in Baden-Württemberg geäußert: Die AfD habe offensichtlich „ein gestörtes Verhältnis zur Pressefreiheit“, sagte Überall der „Heilbronner Stimme“ (Donnerstagsausgabe).

„Eine Partei, die für sich selbst in Anspruch nimmt, als demokratisch wahrgenommen werden zu wollen, die muss sich auch an die demokratischen Spielregeln halten. Aus meiner Sicht ist dies eine Frage der Glaubwürdigkeit. Die Funktionäre der AfD versuchen ja immer, Zweifel an ihrer demokratischen Grundhaltung zu zerstreuen. Solche Vorgehensweisen sind dazu aber nicht geeignet.“ Überall fügte hinzu: „Wenn wir Journalisten über etwas berichten, müssen wir auch die Möglichkeit haben, die Dinge vor Ort in Augenschein zu nehmen. Wir wollen nicht einfach das Destillat dessen, was man als PR-Botschaft senden möchte, übernehmen, sondern wir wollen recherchieren, mit Menschen sprechen, Stimmung vor Ort aufnehmen, dies gehört eben zum journalistischen Handwerk dazu, ob es der AfD passt oder nicht.“

Der Landesvorstand der AfD will zum Nominierungsparteitag für die Bundestagswahl am kommenden Wochenende in Nürtingen erneut keine Journalisten zulassen. Den Delegierten werde ein solcher Ausschluss der Medien empfohlen, hatte Vorstandssprecher Lothar Maier am Dienstagabend in Stuttgart erklärt. Die Partei habe für kommenden Sonntag nur eine Pressekonferenz angesetzt, erläuterte Maier.

Die Äußerungen des AfD-Politikers Björn Höcke zum Holocaust-Mahnmal nannte Überall „erschreckend“.

Autor: dts | Foto: DJV / Anja Cord