Tübingen | Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) will nach der Empörung über seinen jüngsten Post seine Facebook-Aktivitäten bis zur Europawahl am 26. Mai ruhen lassen. „Ich werde meinen Account stilllegen, um jedes Risiko auszuschließen, dass diesem Shitstorm noch ein weiterer folgt“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Palmer hatte am Dienstag eine Werbung der Deutschen Bahn kritisiert, die nach seiner Ansicht zu einseitig Personen mit Migrationshintergrund zeigte. Der Politiker hatte dabei übersehen, dass drei der fünf Abgebildeten prominente Testimonials der Deutschen Bahn waren: Nazan Eckes, Nelson Müller und Nico Rosberg.

„Welche Gesellschaft soll das abbilden?“, fragte er. Palmer sagte der Zeitung, er wolle sich „ein Vorbild an Parteichef Robert Habeck nehmen“, der zum Jahreswechsel nach einem Datendiebstahl und der Empörung über einen Post aus den sozialen Medien ausgestiegen war. Im Gegensatz zum Bundesvorsitzenden will Palmer seinen Account allerdings nicht ganz löschen.

Er wolle seinen Parteifreunden ermöglichen, „ungestört von hysterischen Debatten Wahlkampf zu führen“. In Baden-Württemberg werden am 26. Mai neben dem Europaparlament auch die Gemeinderäte und Kreistage neu bestimmt. Palmer zeigte mit diesem Facebook-Post, wie unsensibel und uninformiert er Nachrichten in sozialen Netzwerken verbreitet. Nicht nur dass er behauptete nur eine Person sei ohne Migrationshintergrund abgebildet sondern auch die Testimonials nicht kannte und vorab recherchierte. Die Person, die Palmer für einen Deutschen hielt, war Nico Rosberg, weil er eine helle Hautfarbe hat. Alle fünf Abgebildeten auf der Werbeseite der Deutschen Bahn AG waren  somit Migranten.

Autor: dts