Berlin | Der ehemalige Präsident des Europa-Parlamentes, Martin Schulz, ist offiziell zum Kanzlerkandidaten der SPD gewählt worden. Damit tritt der 61-jährige Schulz gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an, die bereits im Dezember zur Kandidatin ihrer Partei gewählt worden war. Das Votum für Schulz soll nach Medienberichten einstimmig ausgefallen sein.

Die Wahl findet am 24. September statt. Am Dienstag war SPD-Parteichef und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel zurückgetreten, um Platz für Schulz zu machen, der auch die Parteiführung übernehmen soll. Schulz will ohne eine Koalitionsaussage in den Wahlkampf gehen.

Schulz will mit SPD stärkste Kraft werden

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat am Sonntag den Willen bekräftigt, mit seiner Partei bei den kommenden Bundestagswahlen stärkste Kraft zu werden. Die CDU sei ein „Intriganten-Stadl“, so Schulz auf seiner ersten Rede nach der Nominierung als Kanzlerkandidat der SPD. „Ich trete mit dem Anspruch an, Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland zu werden“, so der ehemalige Präsident des Europaparlamentes.

Er wolle „die hart arbeitenden Menschen“ in den Mittelpunkt seines Wahlkampfes stellen. „Die Menschen, die den Laden am Laufen halten, haben Respekt verdient“, so Schulz. Zudem forderte er einen sozialdemokratischen Finanzminister in Berlin und attackierte Bundesfinanzminister Schäuble (CDU).

Dieser verspreche Steuersenkungen, die „am Ende nur den Reichen helfen“. Auch das Innenressort müsse wieder von der SPD besetzt werden: Die Union stelle seit zwölf Jahren den Innenminister und schaffe es „immer wieder, mit starken Sprüchen von der eigenen Unzulänglichkeit abzulenken“, so der designierte SPD-Chef.

Scholz sieht „neue Geschlossenheit“ in der SPD

Olaf Scholz, Erster Bürgermeister von Hamburg und stellvertretender SPD-Vorsitzender, konstatiert eine „neue Geschlossenheit“ seiner Partei. Er habe zusammen mit Hannelore Kraft und Sigmar Gabriel den Kandidaten Martin Schulz vorgeschlagen und sei „sehr froh über diese Entwicklung“, so Scholz gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio. Als Leiter der Antragskommission ist Olaf Scholz entscheidend verantwortlich für Programm und Wahlkampf.

Das Thema „Gerechtigkeit“ sei für die SPD wesentlich, es gehe aber nicht zu Lasten der Inneren Sicherheit. In seiner Rede habe Martin Schulz sogar ein Zitat von ihm gebracht: „Wir sind liberal, aber nicht doof“. Im Wahlkampf wolle die SPD auf die Widersprüche in der Union hinweisen.

„Die Kanzlerin kann sich keineswegs auf die ungebrochene Unterstützung ihrer eigenen Parteien verlassen. Und deshalb ist das etwas, das sicherlich bei der Wahlentscheidung eine Rolle spielen wird.“

Autor: dts