Berlin | Die neuen Bevölkerungsprognosen der EU-Statistikbehörde Eurostat stoßen in der Bundesregierung auf Skepsis. „Vor allem die Zahlen zur langfristigen Zuwanderung nach Deutschland erscheinen uns deutlich zu hoch“, heißt es laut „Welt“ im Umfeld von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. „Wir müssen aufpassen, dass hier nicht fiskalische Spielräume suggeriert werden, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt.“

Eurostat hat am Montag erstmals seit 2014 neue Bevölkerungsprognosen in seine frei verfügbare Online-Datenbank eingestellt. Demnach wäre in Deutschland mit einer erheblich höheren Zuwanderung zu rechnen als bisher gedacht. Für die 2020er-Jahre sagt die Behörde eine Nettozuwanderung nach Deutschland in Höhe von durchschnittlich 287.000 Personen voraus.

In den 2030er-Jahren sollen nach Abzug der Auswanderer 240.000 Personen nach Deutschland kommen. Deutlich unter die Marke von 200.000 Menschen pro Jahr würde die Nettozuwanderung erst ab dem Jahr 2056 fallen. Eine Sprecherin des Ministeriums von Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) sagte der „Welt“: „Solche Vorausberechnungen sind stets mit Unsicherheit behaftet, die naturgemäß mit der Länge des Projektionshorizonts zunimmt. Je nach Annahmensetzung können sich langfristige Vorausberechnungen erheblich unterscheiden.“ Das Ministerium, so die Sprecherin weiter, orientiere sich „bei seinen Berechnungen an den amtlichen Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen“. Das Statistisches Bundesamt legt in seiner jüngsten Bevölkerungsvorausberechnung Varianten mit einer Nettozuwanderung von 100.000 oder 200.000 Personen im Jahr zugrunde.

Im Umfeld von Finanzminister Schäuble heißt es laut „Welt“: „Die neuen Zahlen stehen jetzt im Raum. Umso wichtiger wird es daher sein, dass zum Beispiel bei der Ermittlung von Wachstumspotenzialen realistische Annahmen zur Produktivität und Erwerbsbeteiligung von Zuwanderern gemacht werden.“

Autor: dts